Die schlimmste Erinnerung

Start from the beginning
                                    

Ich schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonne, die auf mein Gesicht strahlte. So entspannt war ich schon länger nicht mehr gewesen. Perfekt würde das Ganze jetzt nur noch durch Lily gemacht werden, die auf meinem Schoß saß und sich lächelnd an mich schmiegte . . . Tatsache war jedoch, dass sie am See mit den anderen Mädchen war, während ich mit den Rumtreibern auf der Wiese lag. Zugegeben, ich starrte auffällig oft zu ihr herüber, aber ich sah ganz genau, wie ihr Blick ebenfalls auf mir ruhte und sie immer in der Sekunde rasch wegsah, in der ich sie anschaute. Hmpf. Wo war das Problem? Ich konnte mir die Frage noch so oft stellen, dadurch würde ich mich nicht zurück-verändern. Frustriert holte ich den Goldenen Schnatz aus meiner Hosentasche und fing an, damit zu spielen. In der Hoffnung, dass Lily so auf mich aufmerksam werden würde, ließ ich ihn immer wieder wegflattern und holte ihn dann mit meinen unschlagbaren Reflexen zurück. Peter keuchte jedes Mal neu auf und schien sich vor Anspannung kaum halten zu können. Irgendwie gefiel mir seine offene Bewunderung. Es war eine Art Bestätigung für mich, dass ich es wert war. Keine Ahnung. Jedenfalls riss mich Sirius schließlich gelangweilt aus meiner Begeisterung: "Kannst du bitte damit aufhören? Wurmschwanz macht sich sonst noch nass." Seine Stimme triefte nur so vor Spott und verächtlichem Sarkasmus, dass Peter ganz rot anlief. Ich jedoch lachte nur gutmütig und fuhr mir durch das Haar. "Wenn du willst . . .", meinte ich mit einem gleichgültigem Schulterzucken. Stöhnend ließ Tatze sich zurückfallen. "Mir ist langweilig, aber echt!", er wandte sich zu Remus, der in seinem Verwandlungsbuch las. "Mach was, Moony!" Remus sah nicht einmal hoch uns antwortete nur konzentriert: "Ich muss lernen, aber echt! McGonagall nimmt mich heute zur mündlichen Leistungskontrolle dran, wetten?" Auch ich merkte, wie Langeweile in mir hochstieg und ich ausbrechen wollte aus der alltäglichen Routine. "Wenn nur bald Vollmond wäre . . .", seufzte ich sehnsüchtig. "Nicht so laut", raunte Remus mahnend und sah sich mit einem Grummeln um. "Ach bitte!" Ich machte eine abfällige Handbewegung und sprang schwungvoll auf. "Wer soll uns hier schon hören?" Grinsend sah ich mich um, nicht ohne meinen Blick schön lange in Richtung See schweifen zu lassen. Doch Lily guckte nicht mehr zu mir. Lily war anderweitig beschäftigt. Lily kam nicht zu mir.

Wütend stampfte ich unmerklich auf. Da geriet jemand in mein Blickfeld, den ich momentan noch weniger ausstehen konnte als sonst: Schniefelus. Ranzig. Widerwärtig. Ekelerregend. Es war nicht nur die Eifersucht. Nicht nur, nein. Da war noch etwas viel Größeres als der ewige Kampf um Lily, und zwar der Hass. Der Hass auf jeden Slytherin, auf jeden möglichen Todesser. Und es war mir egal, was Lily sagte, für mich stand fest: Severus Snape wat ein Todesser. Auch wenn es keinerlei Beweise gab und Lily seine Unschuld beteuerte, wusste ich es einfach. Letzte Woche hatte Mary Drohbriefe bekommen. Gelassen hatte sie aus diesen einen Papierflieger gebaut und in den Papierkorb segeln lassen, aber für mich und Sirius war die Sache noch lange nicht erledigt gewesen. Das war eindeutig die Handschrift der Slytherins. Eine Gruppe von Schlangen waren Anhänger von Voldemort, die wenigsten Hogwartsschüler versuchten das noch zu bestreiten. Der Krieg fand nicht länger weit weg, außerhalb der Mauern des Schlosses statt. Er war hier, mitten unter uns.

Hier in Hogwarts gab es viele Vorurteile, Diskriminierung gegen Muggel wurde teilweise offen ausgetragen. Es war schwer, die Verantwortlichen zu fassen, beinahe unmöglich. Aber mal ehrlich, man musste kein Genie sein um zu wissen, wer dahinter steckte. Avery, Mulciber und einige andere rissen häufig rassistische Sprüche und beleidigten Muggelgeborene als Schlammblüter. So ein Zufall, dass diese Gruppe Severus Snapes beste Freunde waren . . .

Mum und Dad würden wollen, dass ich Gerechtigkeit walten ließ. Mum und Dad würden wollen, dass ich mich für Muggel stark machte. Mum und Dad würden wollen, dass ich ihre Sache weiterführte. Dass ich kämpfte, dass ich etwas riskierte.

Nur leider konnten sie mir gar nicht sagen, was sie wollten. Weil sie tot waren. Tot. Nie wieder würden sie mir sagen können, was sie von mir wollten oder nicht wollten. Nie wieder. Und wer war daran Schuld? Die Todesser. Leute, die schwarze Magie befürworteten. Leute wie Severus Snape.

CollideWhere stories live. Discover now