Wörterbuch für die Liebe gesucht!

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Lily P. o. V.

Nur Mary Macdonald schaffte es, sich im Sommer eine Erkältung zu holen. Hustend und schniefend lag sie im Bett, als ich am nächsten Morgen aufwachte. "Wie bei Merlins Bart hast du denn das geschafft?", wollte ich belustigt wissen.

Für einen Moment war alles gut, doch dann kamen mir die Ereignisse vom gestrigen Abend wieder in den Sinn und meine Laune erreichte somit offiziell ihren Tiefpunkt. Der Klang des Vogelgezwitschers von draußen war gleich viel düsterer und die Sonne schien nicht mehr so hell zu strahlen wie davor. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, wie es jetzt weiter gehen sollte. Ja, richtig. Lily Evans konnte keinen genialen Plan B aus dem Ärmel zaubern, stattdessen hätte sie sich am liebsten unter der Decke verkrochen und geweint.

Ich konnte nicht fassen, was passiert war. Es war mir unbegreiflich, wie Sev- nein. Nein, er war nicht länger Sev. Er hieß nun Snape. Einfach nur Snape.

Okay, noch mal von vorne.

Es war mir unbegreiflich, wie Snape so etwas fieses zu mir sagen konnte,  wo ich ihn doch immer vor allen verteidigt hatte und er mir jahrelang ein guter Freund gewesen war. Sekunde! War er das denn gewesen? Ein guter Freund? Auf jeden Fall war er ein Verräter, das hatte auch ich jetzt kapiert. Wahrscheinlich war doch etwas an den Gerüchten dran, dass Sev (nein, Snape!) ein Todesser war oder zumindest so dachte wie Voldemort.

Verflixt.

Ich hätte auf James hören sollen, wenn ich viel früher mit Snape abgeschlossen hätte, wäre es ihm gar nicht möglich gewesen, mich so zu treffen. Wenn ich James geglaubt hätte, hätte ich wohl kaum gestern Abend tief verletzt im Gemeinschaftsraum geweint wie ein Schlosshund.

Ach, James.

Was war nur geschehen, dass unsere Gespräche in letzter Zeit so merkwürdig waren und es sich fremd anfühlte, mit ihm zusammen zu sein? Aber wenn ich etwas wusste, dann, dass ich ihn noch liebte. An meinen Gefühlen hatte sich gar nichts geändert, nur war meine Liebe schwieriger umzusetzen als vorher. Ist es bescheuert, dass ich ihn liebte, wahrlich liebte, und trotzdem nicht bei ihm sein wollte? Vielleicht wollte ich das schon, aber ich wünschte mich in die Arme des alten James zurück. Bei dem es kein Tabu-Thema gegeben hatte und der mich eher zum Lachen als zum Weinen gebracht hatte.

Verwirrung.

Das beschrieb meinen aktuellen Zustand perfekt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Ich wusste nicht, was jetzt mit mir und James war. Jedoch war ich fest entschlossen, mir vor den anderen nichts anmerken zu lassen und heute noch mit James zu sprechen, egal wie unangenehm das werden würde.

Trotz ihrer heftigen Erkältung lächelte Mary. Tatsache! Ein breites Strahlen hatte sich auf ihrem gerötetem Gesicht ausgebreitet. "Guten Morgen!", lachte sie verlegen und fuhr sich durch das blonde Haar. "Morgen", erwiderte ich argwöhnisch und fing lustlos an, mein Bett zu machen.

Erst Marlenes schelmische Frage ließ mich hochfahren: "Na, Mary, wie war es gestern Nacht noch mit Sirius?" Wie von der Acromantula gestochen sprang ich energiegeladen gefühlte drei Meter in die Luft und japste: "Was!?" Von Mary, Marlene und Alice kam nur ein dämliches Kichern und heimlich ausgetauschte Blicke. "Wie bitte?", wiederholte ich in einem scharfen Unterton und hockte mich prompt an Marys Bett. "Was höre ich da?"

Genüsslich nahm Mary einen großen Schluck von ihrem Tee, bevor sie es für nötig erachtete, mir zu antworten. "Ja, Lily", meinte sie vage. "Ich habe gestern mein erstes Mal gehabt. Mit Sirius." Ich konnte mich nicht mehr halten und quietschte laut vor Begeisterung, dann mischte sich eine Art empörtes Brüllen in meine Stimme. Ich musste wie ein wildes Tier klingen, zumindest feierten Alice und Marlene hinter mir die Geräusche total. "Oh mein Gott, oh mein Gott, ich meine - Wie? Wann? Wo? Ernsthaft?", stotterte ich verwirrt. Wieso hatte sie denn nichts gesagt?

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