Mary in Not

4.1K 247 93
                                    

Erschrocken stürzte ich auf meine Freundin Mary zu, die schluchzend in einem der vorderen Sessel lag.

Etwas Schreckliches musste passiert sein, Mary war nie auch nur niedergeschlagen oder traurig, geschweige denn weinte sie so wie jetzt. Ich legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter.

"Mary?", fragte ich vorsichtig. Sie hob zitternd den Kopf, ihr ganzer Körper bebte und die Tränen liefen ihr in Strömen die Wangen hinab.

Noch nie hatte ich Mary so aufgelöst gesehen. Einmal hatte sie geweint, als wir bei mir zu Hause in den Ferien einen Muggel-Liebesfilm gesehen haben und als ihr Hund gestorben ist, war sie tieftraurig gewesen, ja, aber das war nichts im Vergleich zu ihrer Stimmung in diesem Moment.

"Mary, was ist los?", drängte ich und packte sie fest am Arm.

Langsam machte ich mir wirklich Sorgen, die Arme war ja kaum ansprechbar.

Ich setzte mich neben sie und kramte ein Taschentuch hervor. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie es registrierte oder mich überhaupt erkannte.

Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass Mary sich geschminkt hatte, ihr Mascara war vom Weinen verschmiert und der rote Lippenstift klebte an ihrem Top. Erneut musterte ich sie: Sie war für ihre Verhältnisse ziemlich hübsch angezogen und hatte den Umhang gegen ein Sommerkleid eingetauscht.

"Bitte, Mary, sprich mit mir!", forderte ich sie verzweifelt auf. Ich war unglaublich dankbar, als sie mich zum ersten Mal richtig ansah.

Ihre hellbraunen Augen waren vom Weinen gerötet. Sie schluckte schwer und musste mehrere Make tief Luft holen, bis sie fähig war, mir eine verständliche Antwort zu geben.

"Sirius", war ihr erstes Wort.

Jaah, das erklärte mir jetzt natürlich alles . . .

Ich stöhnte wütend auf. Zornig knirschte ich mit den Zähnen: "Was hat Black angestellt?" Er musste etwas verdammt Gemeines getan haben, um Mary so aus der Fassung zu bringen. "Ich schwöre es bei Merlins Unterhose, ich bringe den Typen um!", machte ich meinem Ärger Luft.

Doch Mary schüttelte gequält den Kopf: "Nein, er . . . ist mit Marlene verschwunden . . ."

Alarmiert sah ich mich um. Wenn die beiden vermisst wurden, mussten wir sofort jemanden informieren. "Hast du den Lehrern Bescheid gesagt? Weiß Alice davon?"

Ich zog sie hoch, "Komm, Mary, wir müssen sie suchen! Nicht, dass ihnen etwas passiert ist!"

Mary riss sich los und ein neuer Weinkrampf ließ ihnen zierlichen Körper erzittern. Es dauerte geschlagene fünf Minuten, bis ich meine Freundin dazu bringen konnte, mir die Situation genauer zu erklären.

"Nein, Lily", wiederholte sie mit bebender Lippe. "Sie haben ein Date im Bad der Vertrauensschüler . . . oder im Verbotenen Wald . . . wo auch immer sie rummachen können!"

Völlig überrumpelt hielt ich inne.

Wie bitte? Ich musste mich wohl verhört haben, weil die Mary, dich ich seit der ersten Klasse kannte, würde solche Ausdrücke nicht benutzen. Jetzt hatte sich zu der Trauer und der Verzweiflung in ihrer Stimme auch eine ungeheure Wut gemischt.

Meine Intuition sagte mir in diesem Moment, dass es besser war, zu schweigen und Mary einfach reden zu lassen. Obwohl mich die Neugier innerlich fast zerriss, wartete ich ab und meine Geduld wurde belohnt.

Mary sog zitternd Luft ein: "Sie sind nach dem Abendessen gemeinsam verschwunden und Sirius hat zu Remus noch gesagt, dass sie . . . dass er sie . . . dass sie zusammen . . ."

CollideDove le storie prendono vita. Scoprilo ora