Das Gute in Remus

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Das folgende Kapitel beruht auf der Aussage von Remus im dritten Teil von Harry Potter. Er sagt zu Harry auf der Brücke über Lily: "Lily hat immer das Gute in den Menschen gesehen, auch dann - oder sogar besonders dann - wenn derjenige es in sich selbst nicht gesehen hat." Ich liebe diesen Satz so sehr und wollte seitdem immer so sein wie Lily. Persönlich beziehe ich diesen Gedanken von Remus auf sein Werwolf-Coming-Out und wollte das gerne in dieses Kapitel einbauen. Der Song passt richtig gut zu Remus und seinem 'pelzigen Problem'. Perfekter Andrew Garfield...Danke für alles, Leute.  ♥


Lily P. o. V.

"Aber ich will nicht! Wirklich, das ist komplett unnötig!", widersprach James zum hundertsten Mal. Professor McGonagall verzog die Lippen zu einem schmalen Strich und schüttelte erneut den Kopf. Sie würde sich nicht davon abbringen lassen und das wussten die Rumtreiber. "Keine Chance, Potter. Madam Pomfrey möchte Sie wenigstens bis morgen im Krankenflügel haben, nur zur Sicherheit. Sie meint, der Schock könnte Ihnen nachhaltig schaden", teilte unsere Hauslehrerin den Jungen mit. "Was soll das denn? Uns geht es super!", schimpfte Sirius und James stampfte wie ein bockiges Kind auf. Dann sah er mich kommen und rief flehend: "Lily, bitte sag ihr, dass wir nicht in den Krankenflügel müssen. Das ist doch Zeitverschwendung!" Ich schmunzelte und erwiderte schließlich um ihn zu Ärgern: "Hm, also ich finde, ihr drei seht ziemlich blass aus. Es wäre wohl das Beste, wenn ihr auf Madam Pomfrey hört." Mit gespieltem Bedauern schüttelte ich den Kopf und verkniff mir ein Grinsen. "So ein Quatsch!", empört sah James mich an. Sirius ergänzte stumpf, den Kopf in den Händen verborgen: "Peter sieht immer so scheiße aus und bei James liegt es bestimmt an seiner Freundin . . . Also echt, du überfordest ihn zu sehr, Lily! Im Schlafzimmer solltest du wohl besser einen Gang runterschalten." Doch an dieser Stelle schnitt McGonagall ihm kalt das Wort ab: "Das will ich gar nicht wissen." Ich biss mir vor Scham auf die Lippe, mein Gesicht fühlte sich an wie Feuer. Auch Professor McGonagall schien leicht irritiert, warf mir jedoch verstohlen neugierige Blicke zu. Nur James grinste breit und bemühte sich nicht wirklich, seine Freude zu verstecken. Merlin, war das peinlich . . . "Und bei mir liegt es einfach am Schlafmangel. Also, wenn niemand etwas dagegen hat, würde ich mich jetzt gerne eine Runde auf's Ohr hauen. Seid doch bitte alle so freundlich und-", aber McGonagall unterbrach Sirius zum zweiten Mal. "Ganz sicher nicht", schnaubte sie barsch, "Sie, Mr Potter und Mr Pettigrew gehen sofort zum Madam Pomfrey. Abmarsch!" Murrend und maulend zogen die drei ab. James drückte zum Abschied meine Hand und ich lächelte ihn aufmunternd an. Bevor auch McGonagall verschwand, hielt ich sie schnell auf: "Äh, Professor, also ich wollte fragen, wo Remus jetzt ist? Ich glaube, er könnte ganz gut Gesellschaft gebrauchen und da die anderen ja jetzt nicht zur Verfügung stehen . . ." Ich lächelte entschuldigend und sie nickte knapp. Nach einem kurzen Blick auf die alte Standuhr im Gemeinschaftsraum antwortete sie: "Ich verstehe . . . Nach meiner Information wird Mr Lupin in einer Stunde von Madam Pomfrey aus der Heulenden Hütte abgeholt und dann in seinen Schlafsaal gebracht. Er wird Ihre Anwesenheit sicher zu schätzen wissen." Dankbar stimmte ich zu und verschwand im Portätloch, bevor sie mich auf unsere geschwänzte Stunde gestern ansprechen konnte. Mein Weg führte mich direkt in die Küche zu den Hauselfen. Sie begrüßten mich mit so viel Ehrbietung, dass es mir ziemlich peinlich war, sie um den Gefallen zu bitten. Ich als Muggelabstämmige war es nicht gewohnt, von einem so herzerwärmendem Geschöpf wie einem Hauself so respektvoll behandelt zu werden. "Wie geht es deinem Finger, Juky?", erkundigte ich mich höflich. "Schon viel besser, Ms Evans! Er verheilt sehr gut!", quietschte die tollpatschige Hauselfe. Ich nickte. "Das freut mich zu hören. Hört mal, könntet ihr vielleicht einen Schokokuchen mit bunter Verzierung für meinen Freund Remus backen?", fragte ich vorsichtig. Die Hauselfen rempelten sich gegenseitig an, weil jeder als erstes am Ofen sein wollte. Ich mochte die Gespräche mit ihnen, aber das war echt unangenehm. Inherhalb von wenigen Minuten hatten sie einen wortwörtlich zauberhaften Kuchen gemacht und überreichten ihn mir freudenstrahlend. "Vielen Dank!", rief ich und winkte zum Abschied in die Runde. Schnell eilte ich die Treppen hoch und traf gerade noch vor Remus in seinem Schlafsaal ein. Seit meinem Besuch bei Sirius in den Herbstferien hatte sich hier nicht viel verändert. Gerade trat ich an James' Bett heran und erinnerte mich an diesen traurigen Moment, als die Tür sich öffnete. Ich fuhr herum und erblickte Remus mit Madam Pomfrey. Stirnrunzelnd musterte sie mich, sodass ich schnell mit fester Stimme erklärte: "Professor McGonagall hat es erlaubt. Ich soll bei ihm bleiben." Unsere Krankenschwester rollte mit den Augen. "Meinetwegen", willigte sie ein. "Aber er braucht Ruhe! Verstanden?" Ich nickte und half Remus auf sein Bett. "Wie geht's dir?", wollte ich besorgt wissen, nachdem Madam Pomfrey gegangen war. Mein bester Freund zuckte mit den Schultern und sagte nichts. Er schien den Tränen nahe zu sein. Mist, das war echt eine unnötige Frage, also stellte ich den Schokokuchen auf die Decke . Seine Augen leuchteten für einen Moment auf und das nutzte ich aus: "Komm, wir schneiden den jetzt mal an. Wie klingt das?" Konzentriert schnitt ich den Kuchen in mehrere Stücke und gab vor, extra lang zu brauchen, damit er in Ruhe seine Augen trocknen konnte. "Ich bin ein Monster!", brach es schließlich aus ihm hervor. "Wie konnte ich nur so egoistisch sein und hier auf Hogwarts zu bleiben? Ich bin eine verdammte Gefahr für euch alle, beinahe hätte ich diesen Zweitklässler angegriffen!" Er zitterte und fuhr sich mehrmals mit den Händen über sein müdes Gesicht. Dann blickte er mich an. "Du solltest Angst vor mir haben, Lily! Hast du es denn nicht verstanden? Ich bin ein Werwolf! Ein Werwolf! Einmal im Monat verwandle ich mich in eine Bestie, in meiner Werwolfgestalt würde ich sogar dich ohne zu Zögern töten!" Er schluckte schwer und sein ganzer Körper schüttelte sich bei der Vorstellung. Ich betrachtete ihn ruhig, dann beugte ich mich vor und hob sanft sein Kinn an. "Ich habe aber keine Angst vor dir, Remus", stellte ich klar. Verwundert sah er mich an und beruhigte sich zumindest für den Augenblick. "Ich möchte, dass du mir aufmerksam zuhörst. Du bist kein Monster und auch keine Bestie. Du bist ein wirklich guter Mensch, der stolz auf sich sein kann. Ich bin stolz auf dich! Du bist mein bester Freund und es tut mir Leid, dich so zu sehen. Und es ist mir so egal, ob du ein Werwolf bist oder nicht." Ich nickte bekräftigend und eine Sekunde später lag er schluchzend in meinen Armen. "Oh Lily . . . Man, ich hatte mir solche Sorgen gemacht . . . Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll . . .", sagte er mit erstickter Stimme. "Remus, hast du wirklich geglaubt, wir würden uns von dir abwenden, wenn wir erfahren, dass du ein Werwolf bist?", hakte ich mit vorwurfsvoller Stimme nach. Verlegen nickte er und ich schüttelte seufzend den Kopf. "Merlin, du bist echt naiv!", grinste ich dann und er senkte schüchtern den Blick. "Glaub mir, weder Mary, Marlene, Alice, noch Frank werden dich danach anders behandeln. Naja, vielleicht werden sie dir mehr Respekt entgegenbringen, weil du trotz allem so eine starke und wundervolle Person bist, aber an ihrer Zuneigung gegenüber dir wird sich garantiert nichts ändern. Natürlich gibt es ein paar Idioten, die du verlieren wirst, aber das ist nicht weiter schlimm. Weil sie es gar nicht wert sind und dich gar nicht verdienen." Lächelnd strich ich ihm über die Wange und er erwiderte mein Lächeln vorsichtig. "Danke", schniefte er und holte tief Luft. "Ich mache mir aber trotzdem Vorwürfe wegen dem Zweitklässler. Das hätte nicht passieren dürfen." Verzweifelt sah er im Zimmer umher und schien sich über sich selbst zu ärgern. "Das kann ich ja verstehen!", versuchte ich Remus zu beruhigen. "Und so ein Fehler wird dir sicher nicht noch mal passieren. Versprochen. Ich passe mit auf, dass du bei Vollmond ja drin bist" Ich zwinkerte ihm zu und er konnte nicht anders, als zu lachen. "Und wenn du möchtest, können wir morgen den kleinen Boot besuchen, dann kannst du dich selber davon überzeugen, dass es ihm gut geht. Die Lehrer haben übrigens sein Gedächtnis verändert, er weiß nichts mehr von dem Vorfall." Remus schien jetzt wesentlich entspannter. Ich griff zum Kuchen und schob ihm ein großes Stück in den Mnd. "Hier. Iss.", forderte ich ihn auf und er kaute fleißig. "Hm, echt lecker! Du kannst echt gut backen, Lily!", er klang bewundert, aber ich machte eine wegwerfende Handbewegung. "Mach dich nicht lächerlich, in der Küche bin ich eine Niete! Das haben die Hauselfen gemacht, die freuen sich bestimmt über dein Lob", ich schnaubte und plötzlich fing Remus an zu lachen. So laut, dass ich zusammen zuckte und die braunen Krümel ihm aus der Nase flogen. Dann fing auch ich an und konnte gar nicht mehr aufhören. Was genau jetzt so lustig war, das wusste keiner von uns. Es war einfach ein sehr befreiendes Gefühl und tat uns beiden sichtlich gut. Nachdem wir uns wieder einigermaßen beruhigt hatten, wischte Remus sich mit einem breiten Grinsen die Krümel aus dem Gesicht und meinte trocken: "So viel zum Thema, dass ich Ruhe brauche!" Das brachte mich wieder zum kichern, irgendwann stieß ich meinem besten Freund sanft in die Seite und schlug einen etwas ernsteren Ton an: "Sag mal, Remus, gibt es da eigentlich jemanden, den du magst? Also, so richtig mögen?" Er sah mich verständnislos an, dann erwiderte er schulterzuckend: "Ich mag dich, und Sirius, und Peter, und James . . ." Ich verdrehte belustigt die Augen. "Das lässt du James besser nicht hören. Nein, ich meine, ob du vielleicht in ein Mädchen verliebt bist?" Er errötete und gluckste kurz. "Ähm . . ." Lachend setzte ich mich gerade hin. "Jetzt komm schon, sei nicht so verklemmt, mir kannst du vertrauen!", versprach ich ihm. Remus nahm lieber noch ein großes Stück von dem Kuchen und nachdem ich sein Angebot mit verschränkten Armen abgelehnt hatte, stellte er den Teller wieder hin. Betont langsam wischte er sich die Hände ab und räusperte sich. Er wirkte jetzt schon wieder traurig und ich bereute bereits, ihn gefragt zu haben. "Ja", sagte er schließlich. "Ja, ich mag jemanden. Auf diese Weise. Ich bin nicht verliebt . . . Ich würde es eher als Verknalltsein bezeichnen. Du weißt schon." Er suchte nach den richtigen Worten. Ich hörte ihm aufmerksam zu. "Aber es ist kompliziert. Verstehst du, ich würde mich niemals trauen, einfach zu . . . ihm hinzugehen und es ihm zu sagen . . ." Gespannt wartete er meine Reaktion ab. "Wie jetzt?", fragte ich irritiert nach. Er unterdrückte ein Grinsen und ergänzte: "Jep. Richtig gehört. Ich stehe auf einen Jungen. Das ist ganz normal, Lily. Nichts, weshalb man ausflippen sollte. Ich meine, du hast gestern erfahren, dass ich ein Werwolf bin, da kann dich das wohl nicht mehr überraschen, oder?" Ich senkte verlegen den Blick und wurde rot. "Sorry", murmelte ich, "Ich war nur verwirrt . . ." Er winkte ab. "Kein Problem . . ." Einen Moment herrschte Schweigen, dann platzte es aus mir heraus: "Seit wann weißt du denn, dass du schwul bist? Stehst du etwa auf einen der Rumtreiber?" Ein schreckliches Bild nahm vor meinem inneren Auge Gestalt an: Was, wenn Remus in James verliebt war? Kichernd winkte Remus ab und musterte mich amüsiert. "Ich bin nicht schwul, sondern bisexuell. Das heißt, dass ich auf Jungen und Mädchen stehe. Aber ehrlich gesagt finde ich wenige Mädchen hier aus Hogwarts attraktiv, ich habe wahrscheinlich einfach noch nicht die richtige getroffen . . ." Er biss sich auf die Lippe und sein Blick wanderte zum Fenster. "Und nein, ich stehe nicht auf Sirius, James oder Peter. Sorry, aber die sind nicht mein Typ", fügte er beruhigend hinzu. Remus war also bisexuell. Erfreut stellte ich fest, dass mich diese neue Information nicht belastete und ich nicht im Geringsten ein Problem damit hatte. "Wer ist es denn?", wollte ich neugierig wissen. Er lachte und grinste mich verschmitzt an: "Das willst du wissen, hm? Na gut . . . Ich finde Gideon Prewett ziemlich attraktiv." Ungläubig starrte ich ihn an: "Den? Also, mir gefällt sein Bruder Fabian mehr!" Einen Moment später prusteten wir schon wieder los und konnten uns kaum halten vor Lachen. Die Situation war einfach zu abstrakt und komisch. "Nein, Gideon ist süßer. Hast du mal seine Muskeln gesehen?", sagte Remus und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Gideon und Fabian waren zwei Siebtklässler aus Gryffindor und beide sehr beliebt und gutaussehend. "Aber Fabian ist netter, finde ich", teilte ich meinem besten Kumpel mit. Er zuckte nur mit den Schultern. "Kann schon sein, aber ich glaube, dass Gideon einfach nur schüchtern ist. Nicht, dass ich eine Chance bei ihm hätte! Aber ich finde ihn echt cool." Er zwinkerte mich zu und ich lächelte. Zusammen aßen wir den restlichen Schokokuchen auf und redeten über alles mögliche . . .


Überraschung! Remus ist bisexuell. Zumindest in meiner FF...Dershalb heißt es ja "Fan-Fiction", weil die Fans auch Fanon-Elemente einbauen können. ;)

An alle Remadora-Shipper: Bitte beruhigt euch. Remadora gehört zu meinen OTPs, aber zu diesem Zeitpunkt war Tonks noch nicht mal geboren. Und ich persönlich finde es ziemlich unwahrscheinlich, dass Remus in seiner Jugendzeit nicht verliebt war, aber ich kann ihn mir mit keiner anderen Frau als Nymphadora Tonks vorstellen. Aber kann ich mir vorstellen, dass Remus auch auf Männer steht, vielleicht kennt ihr ja das Pairing Remus/Sirius, genannt 'Wolfstar'? Nun, wie gesagt, ich shippe Remadora, aber Wolfstar fand ich zumindest auf den zweiten Blick auch ganz süß. Übrigens hat Alfonso Cuarón, der Regisseur des dritten HP-Teils zu David Thewlis gesagt, er solle Remus doch etwas schwul spielen . . . Was auch immer das bedeuten mag. :) JKR sagte zwar später, dass Remus eigentlich nicht schwul ist, aber egal. Obwohl die Liebe zu einer Gestaltwandlerin eine homosexuelle oder bisexuelle Orientierung nicht ausschließt . . . ^^

Aber genug davon. Ich wollte unbedingt eine homosexuelle oder bisexuelle Liebe in meine FF einbauen und erst sollte übrigens Mary lesbisch sein, ich habe mich dann aber doch umentschieden, damit sie noch mit Sirius zusammen kommen kann. Naja. :) Ich wollte damit klar machen, dass eine bisexuelle Neigung keinesfalls etwas Merkwürdiges oder Ekliges ist. Es. Ist. Total. Okay. In unserer Gesellschaft sind jedoch leider viele Vorurteile fest verankert und die meisten vertreten die bescheuerte Auffassung, Bisexuelle wollen sich 'nur nicht fest binden' oder wären 'schmutzig' oder dergleichen. Wenn DU zu diesen Leuten gehörst, möchte ich dich jetzt höflich bitten, meine FF zu verlassen. Ich finde Intoleranz unerträglich.

An alle anderen, die keinen so beschränkten Horizont haben: Was haltet ihr von einem bisexuellen Remus? Könntet ihr es euch bei ihm vorstellen? Hab euch lieb!   ♥

CollideWhere stories live. Discover now