Kapitel 27

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Meinen Kopf hatte ich kein einziges Mal gehoben. Genau so, wie ich mich in den Sand fallen gelassen hatte, sass ich auch noch mehrere Stunden später am Strand. Die Augen geschlossen, einzelne Tränen fanden trotzdem den Weg zwischen den Lidern durch und tropften in den Sand. Die Welt rund um mich hatte ich ausgeblendet. Erst als es allmählich kühler wurde, wagte ich meine Augen zu öffnen und den Kopf zu heben. Die Sonne war bereits kurz vor dem Untergang und tauchte die gesamte Umgebung in rötliches Licht. Sanft schlugen die Wellen an den Strand. Wie romantisch. Ich schnaubte verächtlich. Was für ein Witz, dass da sogar noch sein Name drin vorkommt. Wie konnte ich mir nur denken, dass er mich wirklich mag. Mich, ein unscheinbares Mädchen, welches sich jeden Tag zur Arbeit schleppt. Weder besonders hübsch noch interessant. Warum sollte sich ein Mann wie er, welcher jede Frau haben könnte, die ganze Schweiz, ganz Deutschland ihn kennt, sich für mich interessieren? Ich atmete tief ein und wieder aus. Wie in Zeitlupe erhob ich mich und starrte auf das Meer hinaus. Traurig erinnerte ich mich an zu Hause zurück. Wie wir zusammen am Fluss lagen, über jedes noch so kleine Ding lachen konnten, uns gegenseitig nassgespritzt hatten oder auch, wie er mich küsste. Die Küsse. Unterbewusst fasste ich mir an die Lippen. Eigentlich wollte ich dieses Kribbeln, welches sein Kuss auslöste, nie mehr vergessen. Ich wollte dieses Gefühl für immer in meinem Herz abspeichern und noch tausend weitere Male erleben. Doch all dies war einmal. Am Liebsten hätte ich die letzten Wochen zurück gespult und den Sommer nochmals von vorne begonnen. Ich würde einfach zu Hause bleiben und auf keinen Fall an den Empfang der Nati gehen. Dann wäre mir all dies hier erspart geblieben. Ich würde die Abende zusammen mit meinen Freunden beim grillieren verbringen. Ich hätte diese Leute bei mir, denen ich vertrauen kann und mich nicht belügen. Ich wäre zwar in Bern und nicht in Griechenland, doch was bringt mir dieses Paradies mit den falschen Leuten? Genau, nichts! Deshalb wollte ich so schnell wie möglich wieder zurück in die Schweiz.
Je länger ich darüber nachdachte, wurde ich noch trauriger als ich eh schon war.
Mittlerweile war die Sonne untergegangen. Es waren kaum noch Menschen zu sehen. Doch was sollte ich jetzt tun? Alle meine Dinge waren im Hotel. Und dort hin hatte ich echt keine Lust zu gehen. Erneut liess ich mich in den Sand fallen. Ich hatte nirgends Lust hin zu gehen. Höchstens nach Hause, aber das ging ja schlecht ohne Geld.
Erst jetzt bemerkte ich mein Handy, welches ich die ganze Zeit fest umklammert in meiner Hand hielt. Wie konnte ich dies nicht bemerken? Doch mein Körper schien in dem Moment sowieso nicht mehr richtig zu funktionieren. Ich schaltete das Handy an und starrte auf den Bildschirm. 10 verpasste Anrufe von Roman. Wütend wischte ich die Nachricht weg. Der brauchte mir sicherlich nicht anzurufen. Doch eine Nachricht stach mir ins Auge. Sie war von Marco:

Hey Kleine wo bleibst du? Roman sagte, du wärst in der Stadt um dir einen neuen Bikini zu holen. Doch ich glaube kaum, dass du dafür über drei Stunden brauchst...

Dies schrieb er vor einer Stunde. Vor zehn Minuten meldete er sich erneut:

Ich mach mir Sorgen! Melde dich bitte

Nun war ich endgültig wütend. Einen neuen Bikini kaufen. War das sein Ernst? Mich belügen. Okay er kannte mich kaum. Aber den eigenen Bruder so hinters Licht führen, ging gar nicht.
Doch meinte Marco die Nachrichten überhaupt ernst? Immerhin hielt ich die beiden für ein unzertrennliches Bruderduo, die immer zusammenhalten. Wieso sollten sie es nicht auch jetzt so tun? Eines war auf jeden Fall klar, vertrauen würde ich hier keinem mehr.

Angeblich war ich ja in der Stadt. Warum nicht wirklich dort hin gehen? Ich stand auf und verliess den Strand. Zügig marschierte ich in Richtung Stadt. Doch schon nach den ersten Metern blieb ich stehen. Ich hatte nur meinen Bikini an. So konnte ich sicherlich nicht in der Stadt rum laufen. Niedergeschlagen drehte ich wieder um. Heute lief wirklich gar nichts so wie ich wollte. Wütend kickte ich einen Stein von der Strasse. Langsam schlurfte ich zurück an den Strand. Hier würde ich wenigstens im Bikini nicht auffallen. Müde liess ich mich wieder in den Sand fallen. Ich zog die Beine an und stützte das Kinn darauf ab. Ich starrte aufs Meer hinaus.

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Ein neues Kapitel zum Start der EM🤗🎉🇫🇷

Für wen seid ihr so?🙊

Ich bin für die Schweiz❤🇨🇭

Ein Tor - und mein Leben dreht sich um 180° (FF mit Roman Bürki)Where stories live. Discover now