Kapitel 23 - Überfall der Schatten

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Ich stand Angesicht zu Angesicht mit...einem Schatten. Anders konnte ich es nicht beschreiben.

Der Körper hatte die Form einer Person, bestand jedoch nur aus Schwärze. Hinter der Totenschädelmaske irgendeines armen Menschens, war nur tiefschwarze, undurchdringliche Finsternis. Trotzdem spürte ich den durch und durch bösen Blick des Schattens, der mich aus den leeren Augenhölen des Schädels zu durchbohren schien.

Ich starrte einen Moment zurück, denn ich konnte mich nicht bewegen. Ich war vor Schreck wie versteinert und auch mein Herz schien still zu stehen. Als der Schatten jedoch die skellettartige Hand nach meinem Gesicht ausstreckte, erwachte ich schreiend aus meiner Starre und stolperte rückwarts. Der Schatten rückte auf.

Mein Fuß verhedderte sich in den hundert Lagen Tüll und ich stieß gegen die Brüstung. Da sie mir nur bis zur Hüfte ging, fiel ich durch den Schwung nach hinten und über das Geländer.

Meine Arme griffen in die Luft. Ich sah wie der Schatten ausdruckslos zu mir herunter schaute.

Ich landete auf den Rücken und die Luft wich mir beim Aufprall aus der Lunge. Zum Glück war der Balkon nur knapp zwei Meter über den Boden. Zwar fuhr ein Schmerz durch meinen Rücken, doch der hielt sich in Grenzen. Hauptsache ich lebte. Noch.

Als sich plötzlich zwei schattenartige Arme um meinen Oberkörper legten, schrie ich wie am Spieß und strampelte wie wild, um mich frei zu bekommen. Doch die Arme ließen nicht locker und schienen mich mit in den Boden zu ziehen. Eiskalt brannten sie sich in meine Haut.

Ich fuhr mit den Nägeln über seine Haut (wenn man es überhaupt so bezeichnen konnte), doch ich hinterließ nicht einmal einen Kratzer.

Ich versuchte es mit Magie, doch näturlich funktionierte es genau jetzt nicht.

Ich versank immer weiter in die Erde. Mein Oberkörper war bereits bis unter die Brust verschwunden, sodass jetzt meine Arme nicht mehr bewegen konnte.

Ich schrie. Ich schrie nach Kaden, nach Alarion und nach Thranon und sonst alle, die mir einfielen. Doch niemand kam.

Verzweifelt schaute ich nach oben und entdeckte den anderen Schatten, der höhnisch auf mich hinunter zu blicken schien.

Bitte lieber Gott, bitte Elementargeister, lasst mich nicht so sterben.

Mein kompletter Körper war bereits hinab gezogen worden. Ich konnte meinen Kopf gerade noch so oben halten. Aber nicht mehr lange. Ich schrie weiter alle Namen, die mir in den Sinn kamen und endlich, als bereits mein Kinn von der Erde verschluckt wurde, schien jemand meine Hilferufe erhöhrt zu haben. Mit einem lautlosen Schwung, fuhr die Klinge eines golden leuchtenden Degens, durch den Hals des Schattens oben auf dem Balkon. Doch anstatt, dass sein Kopf auf dem Boden aufprallte, löste sich der Schatten auf und zurück blieb nur die Totenmaske, die klappernd zu Boden fiel. Das Gesicht von Kaden erschien und als er mich entdeckte, sprang er sofort vom Balkon. Die Klinge des Degens auf meinen Kopf gerichtet, fiel er auf mich herunter. Dabei funkelten seine Augen abgruntiv böse und ich konnte nur zusehen wie die Spitze seiner Waffe immer näher kam. Wollte er mich töten?

Ich atmete erleichtert aus, als der leuchtende Degen nicht mich, sondern etwas knapp hinter durchbohrte.

Die Arme, die mich herunter gezogen hatten, verpufften und ich lag urplötzlich auf den festen Boden der Wiese.

Kaden hockte immernoch über mir, den Degen hinter mir im Boden versunken und schaute mich an. Ich räusperte mich.

Sofort stand Kaden auf, zog seine Waffe aus den Boden und stellte sich neben mich. Er hielt mir die Hand hin.

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt