Kapitel 9

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Geschockt öffnete ich die Augen und fiel nach vorne. Ich stützte mich auf meine Hände und holte zitternd Luft.

Konnte es wirklich war sein? War diese Frau meine Mutter?

Wie zur Bestätigung löste sich die Kette von meinem Hals und fiel vor mir auf den Boden. Als das Medaillon aufschlug, öffnete es sich und offenbarte ein winziges schwarz-weißes Foto.

Ich hob es hoch und setzte mich wieder richtig hin.

Das Foto zeigte einen Mann und eine Frau, die liebevoll auf ihr Kind hinunter sahen, welches sie in den Armen hielten.

Die Frau sah genauso aus, wie in meinem Traum/Erinnerung oder was es auch immer war. Sie hatte dieselben weiß-blonden Haare und ein wunderschöne Gesicht, welches so manches Supermodel vor Neid erblassen ließ.

Neben ihr stand ein Mann, der einen Arm um sie gelegt hatte und ich konnte förmlich die tiefempfundene Liebe spüren, die zwischen den Beiden bestand.

War das mein Vater?

Auch er hatte lange Haare und zwei spitze Ohren.

Seine Haare schimmerten in einem dunklem Braun, die meine sehr ähnlich sahen. Er wirkte allerdings keineswegs weiblich. Denn sein Gesicht war zwar schmal und grazil, doch auf seine Weise männlich.

Tja, und das Kind, war dann wohl ich. Eine gewisse Ähnlichkeit konnte ich schon entdecken. Vor allem die Augen waren gleich. Obwohl das Bild schwarz-weiß war, konnte ich erkennen, dass eins dunkler war als das Andere, was auf die Zweifarbigkeit meiner Augen hindeutete.

Ich starrte auf das Foto und für einen Moment fühlte ich mich leer.

Ich hatte mir immer vorzustellen versucht, wie meine Eltern aussahen, da es keine Fotos von ihnen gab, doch ich hatte sie mir nie so vorgestellt.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und die ersten Tränen traten mir aus den Augen. Zuerst langsam, doch dann immer schneller und zahlreicher.

Ich hatte mir immer gewünscht Eltern zu haben, obwohl ich es nie zugab.

Zwar hatte ich meine Tante und mein Onkel, die sich liebevoll um mich kümmerten, doch das war nicht das selbe. Obwohl Sophie, Dan und Emily meine Familie war und wir uns liebten, fühlte ich mich manchmal wie das fünfte Rad am Wagen.

Außerdem wollte ich schon immer mal wissen, wie es war Mom oder Dad zu sagen...

Jetzt wusste ich zwar, wer meine Eltern waren, doch ich musste wissen, was mit ihnen passiert war.

Und ich wusste auch schon, wer mir das beantworten konnte.

Wütend stand ich auf, immer noch die Kette in der Hand. Während ich nach unten lief, wischte ich mir energisch die Tränen aus den Augen, die mir teilweise auch aus Wut die Wangen herunter liefen.

Ich stieß heftig die Tür zum Salon auf, sodass beide Flügel krachend gegen die Wände knallten.

Erschrocken fuhren Alle im Salon zusammen. Außer Magnolia.

Diese saß seelenruhig auf einen Sessel und strickte.

>>Warum hast du es mir nicht gesagt? << Fuhr ich Tante Sophie an, die mich entgeistert anstarrte.

>>Ich hab doch gesagt, dass sie sauer sein wird. << Murmelte Magnolia und ihre Stricknadeln bewegten sich unbeirrt weiter. Sophie bedachte sie mit einen bösen Blick, doch Magnolia schien es nicht zu bemerken. Wenn doch, dann ließ sie es sich nicht anmerken.

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Where stories live. Discover now