Kapitel 6

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>>Rya... steh auf. Rya! << Kadens Stimme drang dumpf zu mir hindurch.

>>Rya. Komm schon. Du musst aufstehen. << Drängte er mich und ich öffnete die Augen, als sich zwei starke Arme um mich legten. Sanft half er mir auf und ich ließ es gern geschehen. Als ich stand, schaute ich hoch in sein Gesicht. Das Mondlicht fiel durch kleine Lücken in dem Dornengestrüpp durch das Fenster und beleuchtete sein Gesicht. Das kühle Licht verlieh seinem Gesicht einen übernatürlichen Zug. Ich hätte ewig so stehen bleiben können, doch Kaden nahm meine Hand, die in seiner winzig, ja sogar zerbrechlich wirkte.

>>Komm, ich bringe dich hier raus. << Sagte er und führte mich aus dem Zimmer heraus. Aber nicht ohne mein Buch in die andere Hand zu nehmen. Die Flamme der Öllampe erstarb, als Kaden kaum merklich mit der Hand durch die Luft fuhr. Ich riss erstaunt die Augen auf.

>>Wie hast du- <<

>>Sh-Sh. Das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du hier heraus kommst und etwas schläfst und isst. << Antwortete er und lächelte mich an.

Wir gingen still durch den Gang, doch es störte mich keineswegs. Im Gegenteil, ich genoss es nicht zu reden und mich einfach nur von seiner Hand durch den Tunnel führen zu lassen. Ich taumelte hinter ihm her und nur seine Hand schien mir den nötigen Halt zu geben.

Ich war so fasziniert von seinem Anblick, dass ich nicht genau mitbekam, was Kaden zu der Steinwand murmelte, als sich kurz darauf die Tür öffnete. Und eh ich es mich versah standen wir auch schon vor meiner Zimmertür.

>>Woher weißt du wo mein Zimmer ist? << Fragte ich und sah verwundert zu ihm hoch.

>>Ich weiß so Einiges. << Antwortete er und lächelte schelmisch.

>>Weißt du, das könnte ich jetzt falsch verstehen. Stalkst du mich etwa? << Fragte ich und kicherte vor mich hin.

>>Nein, keineswegs. Aber weißt du was? Ich glaube, du hast einen kleinen Schwips, meine Liebe. << Sagte er und hielt mich an meinen Schultern fest, damit ich still blieb. >>Und es wäre besser, wenn du ein wenig leiser wärst. Wir wollen ja nicht die Anderen wecken. <<

>>Okay. << Flüsterte ich und lehnte mich etwas weiter vor. >>Du hast echt schöne Augen, weißt du das? << Sagte ich und zeigte mit den Finger auf diese. Er lächelte nur, öffnete meine Zimmertür und schob mich über die Türschwelle.

>>Am Besten schläfst du jetzt ein wenig. Ich werde dich jetzt verlassen. Kommst du allein zurecht? << Fragte er und ließ mich los. Ich taumelte und zog einen Schmollmund. Ich wollte nicht, das er jetzt schon ging, weshalb ich ihn am Ärmel zog, um ihn ins Zimmer zu ziehen.

>>Nein...halt! Ich darf nicht. Es ist mir verboten! << Sagte er hektisch und schaute zurück über die Schulter.

>>Ach was redest du denn da! Natürlich darfst du hier rein, es ist immerhin mein Zimmer. << Nuschelte ich und zog fester. Er stolperte unter den Ruck und schaute mich erstaunt an. Ich lachte und boxte ihn auf seinen Oberarm.

>>Dachtest wohl, ich hab keine Kraft, was? << Sagte ich und kicherte. Nachdem ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören.

Ich lachte über Kadens Gesichtsausdruck und ich lachte über die offensichtliche Tatsache, dass ich betrunken war. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen und mein Zwerchfell fing bereits an zu schmerzen, weshalb ich mich an Kaden abstützte, indem ich ihm eine Hand auf die Schulter legte und die Andere auf meinen Bauch legte. Kaden wartete bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte und half mir dann, mich auf mein Bett zu setzten. Inzwischen konnte ich kaum noch aufrecht stehen bleiben und manchmal blickten mich zwei Kadens besorgt an.

>>Wow. Was war in dieser Flasche drin? Das Zeug haut ja richtig rein. << Lallte ich. >>Du musst wissen, eigentlich trinke ich nicht und ich werd' auch nie betrunken, aber ich hatte so einen schrecklichen Durst. <<

Ich erwartete keine Antwort und ich ließ ihn auch keine Zeit für eine. Ich redete einfach weiter und Kaden hörte mir stumm zu. Er hatte die Tür geschlossen und sich einen Stuhl heran gezogen, um sich darauf zu setzten. Während ich über dies und jenes redete, saß er einfach nur da, schaute mich an und hörte mir zu. Irgendwann fiel mir nichts mehr ein und ich ließ mich auf mein Bett zurückfallen.

Als ich die Augen wieder öffnete, beugte sich Kaden gerade über mich und schob mir die Bettdecke unters Kinn. Ich lächelte dankbar und als ich die Augen wieder schloss, hörte ich Kaden noch etwas sagen.

>>Weißt du, eigentlich solltest du das gar nicht sehen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Aber es wird sich alles klären und du bekommst Antworten auf deine Fragen. <<


Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Where stories live. Discover now