Kapitel 11

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Wir ritten nun schon mehr als eine Stunde gemächlich durch den Wald. Am Anfang war ich still und in meine Gedanken versunken gewesen, doch nach einiger Zeit hatte sich Thranon von der Spitze der Truppe zu mir zurückfallen lassen und vorsichtig angefangen mit mir zu reden. Meine Antworten kamen erst zögerlich, da ich noch immer ein wenig wütend gewesen war, doch jetzt durchlöcherte ich ihn förmlich mit meinen Fragen.

>>Und wie sieht dieses Portal aus, welches uns nach Anderland bringen wird?<<, fragte ich, während ich Major ein Blatt, das vom Baum herunter gefallen war, aus der Mähne zupfte. Ich ließ es neben mir herunterfallen, doch Thranon fing es geschickt aus der Luft und legte es sich auf die Hand. Das kleine Buchenblatt erhob sich wie von Zauberhand und schwebte knapp über Thranons Handfläche. Es erzitterte kurz und das vergilbte Blatt verfärbte sich in einen schönen, saftigen Grünton.

>>Du wirst es schon erkennen, wenn du es siehst. Übrigens ist das Portal nicht mehr fern. Wir werden bald dort sein.<<, antwortete er, während sich das Blatt zu verformen schien. Nach weniger als ein paar Sekunden hatte sich ein kleines grünes Pferd aus dem Blatt entwickelt. Fasziniert beobachtete ich, wie es wieherte und in Bewegung setzte. Es galoppierte durch die Luft und umkreiste mich zweimal, bevor es zwischen den Bäumen verschwand.

>>Wo läuft es hin?<<, fragte ich und schaute immer noch auf die Stelle, wo es durch die Bäume davon galoppiert war. Doch da wir uns stetig weiter bewegten, war diese Stelle schnell aus meinem Sichtfeld verschwunden.

>>So lange ich lebe oder bis ich entscheide den winzigen Magiestrom, welcher das Pferd antreibt versiegen zu lassen, wird es durch diese Wälder ziehen und sich vom Wind treiben lassen. Wohin, ist nicht bestimmt.<<

>>Werde ich so etwas auch können?<<, fragte ich, obwohl der Gedanke daran, noch einmal Magie anzuwenden, mir widerstrebte. Obwohl ich, so sehr es mich auch anekelte, zugeben musste, dass mir das Gefühl von...Macht gefallen hatte, wollte ich nicht, dass irgendwer durch mich zu schaden kam.

Und trotzdem fand ich diese Art von Magie, die Thranon angewendet hatte, um das Blatt zu verzaubern, irgendwie schön. Ich wollte so etwas auch können. Etwas neues schaffen, etwas Gutes.

>>Natürlich, und Euer Hoheit sind auch zu etwas viel Größeres fähig. Euer Hoheit brauchen sich aber keine Sorgen zu machen, wir werden Euch helfen eure Kräfte zu kontrollieren und zu erweitern.<<, sagte er und lächelte mich an. Ich war noch nicht daran gewöhnt, dass man mich so ansprach und es war mir auch unangenehm.

>>Würden sie mich bitte nicht mehr so nennen?<<, fragte ich und bat ihn nicht darum, weil ich ihn mochte, sondern weil ich einfach keine Prinzessin sein wollte und nicht in jeden Satz daran erinnert werden wollte.

>>Tut mir leid, aber es so ist die Vorschrift, Euer Hoheit.<<, sagte er lachend.

>>Bitte, es ist mir unangenehm.<<, bettelte ich.

>>Also schön. Wie sie...ich meine...wie du wünschst, Rya. Aber bei öffentlichen Auftritten und in Gesellschaft muss ich mich an die Vorschriften halten. <<, gab er nach und ich lächelte dankbar.

>>General! Wir sind fast da!<<, rief Kaden der, während Thranon bei mir war, die Führung übernommen hatte. Thranon entschuldigte sich, nahm wieder seinen Platz ein und Kaden ritt stattdessen neben mir. Er schaute mich an und ich senkte schnell den Blick, denn mir stieg sofort wieder die Schamesröte ins Gesicht. Ich musste wieder an die peinliche Sache denken, wie er mich in mein Zimmer bringen musste, da ich so betrunken war, dass ich nicht mehr alleine gehen konnte. Ich verzog peinlich berührt das Gesicht, als ich daran dachte, was ich zu Kaden gesagt hatte.

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Where stories live. Discover now