Kapitel 15

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Während Alara das Kleid am Rücken zuknöpfte, kam eine andere Zofe und zeigte mir ein Paar Riemchensandalen mit zehn Zentimeter hohen Absätzen. Das Mädchen war noch sehr jung, bestimmt erst neun Jahre, nach menschlichen Maßstäben jedenfalls, und sie schien noch ziemlich unsicher zu sein. Als sie mir die ebenfalls blassgrünen Schuhe hinhielt, zitterten ihre Hände ein wenig und sie traute sich nicht mir offen in die Augen zu sehen, als hätte sie Angst vor mir. Zwar waren mir die Absätze definitiv zu hoch und ich war mir sicher, dass ich mich mehr als einmal hinlegen würde, doch nickte ich und lächelte der kleinen Elfe aufmunternd zu, da ich Mitleid mit ihr hatte und nicht wollte, dass sie dachte ich wäre so ein verwöhntes Miststück. Erleichtert senkte sie die Schultern und schenkte mir ein zaghaftes Lächeln. Als sie sich hinkniete und mir die Schuhe anziehen wollte, raffte ich das Kleid zusammen, damit sie besser an meine Füße herankam. Ich stieg in die wunderschönen Schuhe und stellte erleichtert fest, dass sie wie angegossen passten und nirgendwo drückten. Das Fußbett war auch einigermaßen gepolstert, sodass ich bestimmt ein paar Stunden in den Schuhen verbringen könnte, ohne dass mir die Füße schmerzen würden.

Ich bemerkte, dass die kleine Zofe Schwierigkeiten hatte die Schuhe zu zumachen und nervös an den Verschlüssen herumnestelte.

>>Ich mach das schon.<<, sagte ich und bückte mich, doch die Elfe schüttelte heftig den Kopf.

>>Das ist schon okay.<<, sagte ich und legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die schmale Schulter. Ich schaute ihr in die Augen und lächelte freundlich. Nach kurzem Zögern nickte sie und trat einen Schritt zurück.

Während ich die Schuhe zumachte fragte ich sie: >>Wie ist heißt du eigentlich?<<

>>Calista, Hoheit.<<, antwortete sie leise und ihre Wangen röteten sich leicht.

>>Das sind schöne Schuhe, die du da ausgesucht hast, Calista.<<

Über das Lob freute sie sich offensichtlich, denn sie lächelte mich jetzt breit an und ihre grauen Augen funkelten. >>Wirklich?<<

Ich nickte und als ich die Schuhe fertig angezogen hatte, blieb ich auf dem Boden hocken um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein. Alara hatte inzwischen auch das Kleid zugeknöpft und holte gerade etwas aus einer der unzähligen Schachteln.

>>Danke Euer Hoheit!<<, rief sie aus und platzte fast vor Stolz.

Ich lachte. >>Du kannst mich Rya nennen, wenn du möchtest.<<

Sie nickte und schien sich zu freuen, dass ich ihr das angeboten hatte. >>Ihr alle könnt das.<<

Obwohl ich es ihnen angeboten hatte, siezten die Anderen mich weiterhin.

Die Stimmung lockerte sich ein wenig und die anderen beiden Zofen Nairne und Máire, die Anfangs sehr zurückhaltend und schüchtern gewesen waren, sprachen mich jetzt auch öfters an. Schon fühlte ich mich ein wenig wohler und das Kleid fühlte sich gleich nicht mehr ganz so eng an. Trotzdem spürte ich immer noch den Knoten in meiner Brust, der mich daran erinnerte, dass ich am liebsten zuhause wäre.

Alara kam mit einer funkelnden Kette zurück und wollte sie mir schon um den Hals legen, doch ich schüttelte den Kopf, denn sie war zwar schön, aber für meinen Geschmack viel zu übertrieben. Alara wollte schon loslaufen und mir andere Schmuckstücke zeigen, doch ich hielt sie am Arm fest.

>>Die Ketten sind alle sehr schön, doch ich möchte etwas besonderes tragen, wenn ich auf den Ball gehe.<<,sagte ich und ging zu dem ordentlich gefalteten Stapel mit meinen alten Klamotten. Ich griff in die Hosentasche und kramte darin herum, bis ich meinen auf erbsengröße geschrumpften Koffer zu fassen bekam. Ich nahm ihn heraus und gab ihn Alara.

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Where stories live. Discover now