Kapitel 20

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>>Bürger von Anderland! Meine lieben Freunde, lange haben wir auf diesen Tag gewartet, an dem wir unsere geliebte Prinzessin wieder in unseren Kreisen begrüßen dürfen! Heute können wir die Schatten der Vergangenheit hinter uns lassen und wieder wagen, in eine glänzende Zukunft zu blicken. Denn endlich ist die Tochter von Hochkönig Legandiel und Hochkönigin Ariana heim gekehrt. Heißen wir Prinzessin Rya von Anderland willkommen!<<, sagte Alarion und rief den letzten Satz laut heraus. Die Menge applaudierte wild und freudige Jubelschreie drangen zu mir herauf. Verlegen lächelte ich der Menge zu und winkte den Gästen nach ein paar Augenblicken zaghaft zu, obwohl ich sah wie Veila aufgrund meines Verstoßes gegen die Etikette missbilligend den Kopf schüttelte. Doch der Menge schien es zu gefallen, denn sie applaudierten noch lauter. Grinsend winkte ich stärker und empfand ein kleines bisschen Schadenfreude, obwohl ich wusste das Veila mir vermutlich später eine Standpauke hielt.

>>Eure Hoheit<<, sprach mich Alarion leise an, nachdem sich die Menge beruhigt hatte. >>Eure Rede.<<

Ich stellte ich mich in die Mitte der Erhöhung. Hinter mir die leeren Throne meiner Eltern. Ich stellte mir vor, dass sie so irgendwie bei mir waren und mich unterstützten. Sofort beruhigte sich mein laut pochendes Herz ein wenig.

Ich hatte es schon immer grauenvoll gefunden, nur ein Referat in der Schule zu halten, aber eine ganze Rede?

Ich räusperte mich.

Natürlich wäre es jetzt einfacher das vorzulesen, was auf den Karten stand und den Veilas Anweisungen zu folgen.

Ich schaute auf die Karten und öffnete den Mund, um den ersten Satz vorzulesen. Bevor ich auch nur ein Wort von Veilas Geschwafel, das auf den Karten stand hervorbrachte, fiel mir Alaras Rat wieder ein und ich verschränkte lächelnd die Hände hinter den Rücken.

Ohja, danach würde Veila mir garantiert die Ohren lang ziehen.

Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen begann ich mit meiner Rede.

>>Ähm...eigentlich weiß ich gar nicht so genau, was ich jetzt sagen soll. Wie ihr wisst, ist das alles noch Neuland für mich und ich bin es nicht gewöhnt vor einem so großen und ungewöhnlichen Publikum zu sprechen.<< Die Menge lachte gutmütig und ich war froh, dass sie es nicht als Beleidigung aufnahmen. Ich ließ meinen Blick über die vielen Gesichter schweifen und versuchte ihnen den Eindruck zu vermitteln, dass ich jeden von ihnen persönlich ansprach. Ich holte noch einmal tief Luft und redete mir alles von der Seele.

>>Ich hatte schon immer eine Vorstellung davon gehabt, wie mein Leben einmal aussehen sollte. Doch das Leben verläuft manchmal nicht so, wie man es sich vorstellt. Oft sorgen unerwartete Geschehnisse dafür, dass alles plötzlich ganz anders verläuft.

Als ich sechs Jahre alt war, erzählte man mir, dass Sophie – oder wie sie hier heißt: Elandriel – und mein Onkel Dan nicht meine leiblichen Eltern sind und dass meine richtigen Eltern bei einem Autounfall starben. Obwohl ich damals nicht genau verstand, was dies bedeutete, hat es mich doch sehr mitgenommen. Trotzdem bin ich meiner Tante dankbar, dass sie es mir dann schon gesagt hatte und nicht erst jetzt. Denn das und all das, was ich vor knapp einer Woche erfahren musste, hätte ich zusammen nicht ertragen können.

Der Moment, der mein Leben komplett verändert hatte war, als meine Tante mir offenbarte, dass ausgerechnet ich eine Elfe und noch dazu eine Prinzessin sein sollte. Ich muss zugeben, dass ich nicht gerade freundlich zu ihr war, als ich das erfahren habe und es tut mir auch unendlich leid. Doch es war einfach schwer zu glauben.

Ich hatte zwar schon immer irgendwie gewusst, dass ich anders war als die anderen Kinder in meinem Alter, doch wie hätte ich so etwas erahnen können? Ich hätte niemals zu glauben gewagt, dass das alles hier<< Ich machte eine ausladene Geste, die den Saal und ganz Anderland mit einschloss. >>wirklich existieren könnte. Es ist einfach...unglaublich.<<, sagte ich und machte eine kleine Pause.

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt