>>Schätzen, beruhige dich doch erst einmal. Ich weiß ja gar nicht was du meinst. << Heuchelte Sophie und schaute mich mit gespielt unschuldigen Augen an.

>>Ach hör mir auf mit deinem Schätzchen! << Fauchte ich sie an. >>Du weißt, warum ich hier bin. Und ich weiß, dass du weißt, was mit meinen Eltern passiert ist. Also raus damit! Mein ganzes Leben lang verheimlicht ihr mir irgendetwas. Jetzt ist Schluss mit der Geheimniskrämerei! << Ich zeigte anklagend auf Sophie und funkelte sie böse an.

Jahrelang hatte ich gemerkt, dass man mir irgendetwas verheimlichte. Immer diese schuldbewussten Blicke, das abrupte abbrechen der Sätze und dieses ertappte Zusammenzucken, wenn ich plötzlich auftauchte.

Doch ich hatte immer gedacht, dass ich es mir nur einbildete oder dass es zumindest nicht an mir lag.

Ich war noch nie so wütend gewesen, wie heute. Ich hatte das Gefühl, dass sich all die Wut der vergangen Jahre anstaute.

Ich ballte die Hände zu Fäusten.

Plötzlich schien die Luft um mich herum zu knistern. Als wäre sie elektrisch aufgeladen. Ich spürte, wie ein leichter Wind meine Haare hochhob, sodass sie um mich herum schwebten.

Ich war so auf meine Wut konzentriert, dass ich all dies nicht merkte. Meine Traurigkeit war zwar noch da, aber zu einem kleinen Knäuel zusammengeschrumpft und von meiner Wut überlagert, sodass sie momentan keinen Einfluss auf mich hatte.

Ich fühlte mich plötzlich...mächtig...

>>Rya!! << Oh, ich war ja so wütend... >>RYA! Beruhige dich. << Drang die Stimme meines Onkels zu mir hindurch und meine Wut flaute ein wenig ab. Und damit auch der Wind.

Als Dan mich sanft an der Schulter berührte, verrauchte meine Wut endgültig.

Ich blinzelte ein paar mal und sah wieder klar.

Plötzlich fühlte ich mich entkräftet und ich sank in mich zusammen. Hätte Dan mich nicht gestützt, wäre ich vermutlich gefallen.

Dan hatte schon immer das Talent gehabt, mich zu beruhigen und mich wieder auf den Boden der Realität zurück zu holen.

Ich richtete mich wieder auf, doch ich fühlte mich immer noch vollkommen ausgelaugt.

Ich wusste gar nicht, dass wütend sein so anstrengend war.

Dan schob mich zu einen der Sessel und ich war froh, nicht mehr stehen zu müssen. Ich murmelte etwas, das wie ein Dankeschön klang und Dan setzte sich wieder. Genauso wie Sophie, die aufgesprungen war und mich immer noch schockiert anschaute. Nur Maggie war sitzen geblieben, schaute mich aber auch verwundert an.

>>Was...Was war das gerade? << Fragte ich und rieb mir die Stirn. >>Ich meine, das war doch nicht normal oder? << Sagte ich und fuchtelte mit den Händen herum und meinte damit, das was grade eben passierte war.

>>Oh, das ist völlig normal für jemanden wie Dich. << Sagte Maggie und kicherte.

>>Für jemanden wie mich? Was meinst du damit? << Fragte ich.

>>Ich glaube, das sollte dir lieber deine Tante erzählen. << Antwortete Sie und deutete mit einer Stricknadel auf Sophie.

Diese ließ den Kopf hängen und seufzte ergeben.

Als sie ihn wieder hob, sah sie mich verzweifelt an und begann zu sprechen.

>>Tja, wo soll ich nur anfangen...? << Sagte sie mehr zu sich selbst, als zu mir. Ich konnte ihr deutlich ansehen, dass die Situation schwer auf ihr lastete.

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Where stories live. Discover now