69. Moron

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No I won't shed a tear

just as long as you stand,

stand by me

- Ben E. King, >Stand By Me<

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Summend rührte ich meinen Kaffee mit einem blauen Löffel und hoffte, dass sich der Zucker gut verteilte. Wie ich es hasste, wenn der Zucker ganz unten an der Tasse hing. Ich saß auf einem roten Sofa vor einem Fernseher. Es lief irgendein Film, dessen Darsteller ich nicht kannte. Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich drehte meinen Kopf. Es war ein Junge mit unordentlichem braunen Haaren, seine blauen Augen strahlten mich gerade zu an.

„ Elliott?" fragte ich verwirrt, bekam jedoch keine Antwort. Es musste Elliott sein. Elliott in groß, mit etwa 6 Jahren.

„ Mummy, wer ist das?" Der Junge, Elliott in groß, reichte mir ein Fotoalbum und zeigte auf das Bild in der oberen linken Ecke. Ich runzelte amüsiert meine Stirn.

„ Na, das ist Zoe." Elliott legte seinen Kopf schief und sah mich verwirrt an. Dann sah ich Maisie neben ihm sitzen. Es konnte nur Maisie sein. Sie hatte ähnliche Augen wie Elliott und ich konnte meine Haarfarbe erkennen.

„ Mummy, wer ist Zoe?" hakte sie nach. Mein Herz blieb stehen und ich hatte das Gefühl, ich würde keine Luft mehr bekommen.

„ Na, Zoe." versuchte ich es wieder. „ Eure Schwester, Zoe."

„ Ich glaube, ich erinnere mich an sie." sagte eine Stimme neben mir. Mittlerweile war ich nicht mehr überrascht Caleb zu sehen. Er beugte sich über die Fotos. „ Sie hat mir immer an den Locken gezogen." Caleb und ich mussten bei der Erinnerung lächeln. „ Zu Schade, dass sie so früh gestorben ist." Und schon war das Lächeln weg. Dieses Mal bekam ich wirklich keine Luft mehr. Ich –

Jemand rüttelte an meiner Schulter und ich riss sofort die Augen auf. Das erste was ich sah, war ein Paar blaue Augen. Wimmernd schnappte ich nach Luft.

„ Louis." keuchte ich und schlang meine Arme um seinen Hals. „ Louis, Louis, Louis, Louis." Ich zog ihn so nah an mich, wie ich konnte, was dazu führte, dass er neben mir auf dem Boden saß.

„ Shh, alles wird gut." murmelte er in mein Ohr. Der Versuch nicht zu weinen scheiterte, sodass Louis' Shirt ziemlich bald feucht war.

„ Elliott und Maisie wussten nicht wer Zoe war." Meine Stimme war leise. Ich wollte, dass nur Louis mich hörte. Dieser seufzte und strich mit seiner Hand über meinen Rücken.

„ Das würde niemals passieren." Ich vergrub meine Nase in seiner Halsbeuge und atmete seinen Geruch ein. Ich spürte, wie meine Verzweiflung etwas abebbte. „ Wir würden immer über sie reden und ihnen Bilder zeigen. Wir würden -" Louis' Stimme brach und ich löste mich aus der Umarmung, um in sein Gesicht zu sehen. Ihm standen Tränen in den Augen, welche bereits rot waren. Mit zitternden Fingern strich ich über seine Wangenknochen. Für mehrere Momente starrten wir uns einfach nur in die Augen, bis ich mich wieder fing und mich räusperte.

„ Wo sind -"

„ Gleich hier, love." Louis deutete auf die beiden Babyschalen neben uns und ich atmete erleichtert auf. „ Sie schlafen und ich hoffe, das bleibt noch so für eine Weile."

„ Okay, gut." Ich zog Elliotts Babyschale an mich dran und betrachtete meinen schlafenden Sohn. Er war in einem dicken Pulli eingepackt und unter seiner Mütze schaute eine Strähne seines braunen Haares hervor. Lächelnd nahm ich seine Hand in meine und spielte mit seinen kleinen Fingern. Das hatte mich schon immer beruhigt.

Blueberry Blue » l.t.Where stories live. Discover now