16. Hedgehog

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The vacancy that sat in my heart

Is a space that now you hold


- Justin Timberlake, >Mirrors<
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„ Darf ich dir mal eine persönliche Frage stellen?" fragte Louis, als wir kuschelnd auf meiner Couch saßen. Ich hatte gerade die Kinder ins Bett gebracht und jetzt schauten wir 'Harry Potter und der Gefangene von Askaban'.
„ Meine Blutgruppe ist A." erwiderte ich ohne meine Augen vom Bildschirm zu lösen. Ich hörte ihn leise lachen.
„ Nein, das meine ich nicht. Es geht um Harry Potter."
„ Ich wäre wahrscheinlich in Hufflepuff, ich bin nicht gerade die mutigste. Obwohl ich finde das gelb mir nicht so steht." Kopfschüttelnd drückte Louis mir einen Kuss an die Schläfe. Er hob die Decke an, die ich um meinen Körper geschlungen hatte, und legte seinen Arm um mich.
„ Jetzt lass mich doch mal bitte ausreden. Ich finde zwar schon das gelb dir steht, aber darum geht's nicht." Als Antwort für sein Kompliment rollte ich nur mit den Augen. So ein Schleimer. „ Ich wollte eigentlich nur wissen, warum du so ein Fan von Harry Potter bist." Ich schwieg für einen Moment, da ich nach Worten suchte. Wie erklärte ich das nun am besten?
„ Hm, als ich es das erste Mal gelesen habe war ich 10, beziehungsweise hat's mein Vater mir vorgelesen und dann habe ich es selber verschlungen. Mich hat einfach der Gedanke fasziniert, dass es höhere Mächte gibt - außer Gott." Ich zuckte mit den Achseln. „ Und in dem Alter war es eine Art Zuflucht für mich. Also Hogwarts meine ich."
„ Was war denn damals?" hakte Louis neugierig nach und ich seufzte kurz.
„ Eigentlich nichts schlimmes. Meine Schwester war 3 Jahre alt und ziemlich anstrengend, das kennst du ja. Ich hatte quasi kaum Freizeit, da ich entweder für die Schule lernen musste oder auf Lola aufpassen musste. Meine schulischen Leistungen ließen nach, da ich einfach in fast jedem Fach schlechter wurde. Nur in zwei oder drei Fächer hab ich durchgeblickt. Meistens hatte ich täglich vielleicht eine Stunde nur für mich und dann habe ich gelesen. Wenn ich mit einem Buch fertig war, habe ich es so lange nochmal gelesen, bis ein neues herauskam." erklärte ich und Louis hörte mir aufmerksam zu. Mit seinen Fingerspitzen wanderte er meine Seite auf und ab, weil ich mich ein bisschen aufregte.
„ Das verstehe ich. Und jetzt liest du es deinen Kindern vor." Er machte ein kurze Pause und ich wusste auf Anhieb, was folgte. „ Aber ... sind sie nicht etwas zu jung dafür?" Ich stieß ein Schnauben aus.
„ Das hätte ich von dir echt nicht erwartet." sagte ich kopfschüttelnd. „ Du weißt gar nicht, wie oft ich das höre. Aber denk doch mal nach, wie lange braucht es so kleinen Kindern einzuschlafen? Caleb und Zoe sind normalerweise nach 5 Minuten weg. Und in 5 Minuten lese ich nicht so viel. Wenn ich dann das nächste Mal lese, erinnert sich Caleb nicht mehr, wo er eingeschlafen ist, also fang ich wieder von vorne an. Ich komme nie weiter als 3 Seiten." Ich wand mich aus Louis' Griff und warf ihm einen enttäuschten Blick zu. Die Tatsache, dass mein Freund an meinen Erziehungsmethoden zweifelte verletzte mich. Klar, wusste ich, dass ich nicht immer eine perfekte Mutter war, aber das Louis das so hinstellte, fand ich echt beschissen.
„ Love, reg dich nicht auf. Ich meinte -" setzte Louis an, doch ich unterbrach ihn harsch.
„ Du meintest es nicht so? Tja, jetzt kannst du es nicht mehr zurücknehmen. Denk lieber darüber nach, bevor du mich eine verantwortungslose Mutter nennst." fauchte ich ihn an. Seufzend nahm er meine Hand in seine und sah mir tief in die Augen.
„ Hör mir mal zu. Du bist eine tolle Mutter. Du hast zwei wundervolle Kinder, die du bis jetzt ganz alleine erzogen hast ohne männliche Unterstützung. Dafür hast du meinen vollsten Respekt." Ich blickte auf meine Fingernägel, dessen Nagellack ich schon abgekratzt hatte.
„ Warum wirfst du mir dann solche Sachen vor?" fragte ich verletzt und sah zu ihm auf. Er kaute auf seiner Unterlippe.
„ Ich ... keine Ahnung. Es tut mir Leid. Es war dumm von mir." Er zog mich näher und küsste mich auf den Mund. „ Alles wieder gut?" Ich zuckte mit den Achseln und sah wieder zum Fernseher. Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns beiden, bis ich meine Arme nach ihm ausstreckte.
„ Na komm her." Grinsend nahm er mich in den Arm und zog mich auf seinen Schoß. Ich legte meinen Kopf an seiner Schulter ab und sah wieder zum Film.
„ Welches Tier wäre eigentlich dein Patronuszauber?" Fragend blickte er mich von oben herab an und ich schürzte nachdenklich meine Lippen.
„ Verrate ich erst, wenn du dein Tier sagst." antwortete ich lachend und er schüttelte seinen Kopf.
„ Ich weiß nicht, ich finde, ich bin ein Vogel, weil ich ja auch einen auf meinem Arm habe." Skeptisch betrachtete ich das genannte Tattoo.
„ Ich finde ja, du wärst ein Igel. Klein und knuffig, aber auch mit Stacheln." Leicht beleidigt zog er seine Augenbrauen zusammen.
„ Dann wärst du aber ein Meerschweinchen. Klein und quietschig." Er zwickte mich in die Seite, was mir ein leises Quietschen entlockte.
„ Hey!" lachte ich leise. „ Ich dachte eher an einen Waschbären."
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Gähnend tippte ich mit der einen Hand ein Protokoll und nippte an meinem Kaffee, der heute nicht zu wirken schien. Olivia am Schreibtisch neben mir laberte mich voll von ihrem gestrigen Date mit einem Italiener, der mir ziemlich spießig rüber kam. Am liebsten würde ich ja etwas mit Louis angeben, allerdings hatten wir ausgemacht so wenig wie möglich von unserer Beziehung preiszugeben. Also nickte ich einfach nur und tat so als würde es mich interessieren. Plötzlich merkte ich jedoch wie ein gewisser jemand sich vor meinen Schreibtisch stellte und mich von oben breit angrinste.
„ Was machst du denn hier?" fragte ich überrascht, nachdem er mich einen Kuss aufgedrückt hatte.
„ Ich besuche meine Freundin." lächelte er stolz und ich schüttelte lachend den Kopf. Ich hatte ganz vergessen, dass Olivia erwähnt hatte, dass One Direction heute ein Meeting im Gebäude hatte. „ Außerdem bringe ich ihr einen Früchtesalat und einen Latte Macchiato. Weil eure Kaffeemaschine ja nicht so gut ist. Ich hab Alex extra gefragt, was du am liebsten trinkst." Er stellte ein braune Papiertüte neben meinen Computer und ich holte den warme Pappbecher sofort heraus.
„ Danke, Lou. Du bist ein Engel." Ich zog ihn zu mir runter, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „ Ihr macht heute die letzten Pläne für die Tour, nicht? Wann geht's nochmal los?"
„ Am 5. Juni in Cardiff." In meinen Kopf ratterten die Zahnrädchen.
„ Oh, dann kann ich mich ja gar nicht bei dir verabschieden." murmelte ich enttäuscht.
„ Was? Wieso?" Fragend sah er mich an, als ich den Früchtesalat in dem Plastikbecher aufmachte.
„ Weil ich da im Urlaub bin. Vom 24. Mai bis zum 7. Juni. Warte, setz dich doch." Ich holte einen Stuhl von einem leeren Schreibtisch und stellte ihn neben meinem. „ Und mein Urlaub ist mir heilig. Ich hab den nur einmal im Jahr. Die restlichen freien Tage hab ich an Weihnachten, Neujahr und an den Geburtstagen der Kinder." Langsam ließ er sich auf dem Stuhl nieder und blickte mich nachdenklich an.
„ Und wo fahrt ihr hin?" Ich grinste breit, während ich mir ein Stück Ananas mit der weißen Plastikgabel in den Mund schob.
„ Schottland. Ich war da als Kind immer mit meinen Eltern. Es ist echt schön dort. Wir sind da in einem süßen Hotel, das kenne ich noch von früher."
„ Und das ist alles schon bezahlt?" Ich nickte und er seufzte. Für einen Moment schwiegen wir. Louis ließ sich von meinen Kollegen betrachten und ich stocherte in meinem Fruchtsalat herum.
„ Hattest du nicht gesagt, dass du keinen Account auf Twitter und Instagram hast?" Ich schloss kurz meine Augen, um mich zu beruhigen. Ich wollte mich jetzt nicht mit Louis streiten. Nicht jetzt, nicht hier.
„ Lass uns nicht darüber diskutieren. Es tut mir leid, ja?" Er schnaubte leise.
„ Ich würde nur gerne wissen, warum du mich angelogen hast?" Ich rollte mit den Augen.
„ Wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, hättest du mich angelogen und mir nicht gesagt, worum es geht." sagte ich und kaute auf einem Apfelstück herum.
„ Hätte ich wohl." verteidigte er sich und ich zuckte mit den Schultern.
„ Und wenn schon. Jetzt ist es sowieso zu spät." Ich merkte, dass Louis das gar nicht gefiel. Frustriert fuhr er sich durch seine frisch gestylten haare und wich meinen Blicken aus. „ Müsstest du nicht los?"
„ Ja." antwortete er leise. „ Sehen wir uns heute Abend?" Ich schüttelte meinen Kopf.
„ Meine Schwester kommt heute zu mir."
„ Oh, okay." Zögerlich küsste er mich und stellte dann seinen Stuhl zurück. „ Bis irgendwann dann." Er winkte mir leicht lächelnd zu, bevor er zu den Aufzügen ging und verschwand.
****
Stumm starrte ich die Kaffeemaschine an und versuchte deren Arbeit mithilfe von Telekinese zu beschleunigen. Lola betrachtete mich schräg von der Seite.
„ Stress mit Louis?" fragte sie und schreckte mich aus meiner Trance.
„ Huh?" machte ich und sah sie verwirrt an. Lachend setzte sie sich auf eine Küchenanrichte.
„ Stress mit Louis?" wiederholte sie ihre Frage und ich schüttelte den Kopf.
„ Nein ... ja ... ich weiß es nicht. Glaub nicht." Ich reichte meiner Schwester eine Tasse mit Kaffee und schüttete in meine ein wenig Zucker.
„ Worum geht's?"
„ Nichts großes. Ich hab ihm nur etwas verschwiegen und jetzt ist er ein bisschen genervt. Außerdem geht seine Tour weiter, wenn wir in Schottland sind." Ich rührte mit einem Löffel in der Tasse herum und pustete Luft hinein, um den Kaffee abzukühlen. „ Mir ist jetzt einfach bewusst geworden, dass wir uns dann nicht mehr so oft sehen werden." Ein Seufzen entwich meiner Brust und Lola warf mir einen mitleidigen Blick zu.
„ Oh. Das wird schwer, da glaub ich dir." Sie legte mir eine Hand auf die Schulter, um mich zu trösten, doch ich winkte ab.
„ Ich hätte es mir ja schon denken können. Ich hab's in den letzten Wochen nur verdrängt. Es ist sein Job, damit verdient er Geld." Ich zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck aus meiner gelben Tasse. „ Ich muss mich damit abfinden." Lola sah mich kurz misstrauisch an, bevor sie nickte.
„ Hm, du kannst ihn ja immer noch mal besuchen." Ich schwieg für einen Moment. Ich wusste, dass das gar nicht so leicht war. Ich meine, ich konnte ja schlecht Zoe und Caleb mitnehmen, oder doch? Die beiden waren es nicht gewohnt viel zu reisen.
„ Wolltest du mir nicht irgendwas erzählen?" wechselte ich geschickt das Thema und ging mit ihr ins Wohnzimmer. Mit einem breiten Grinsen ließ sie sich auf dem Sofa fallen.
„ Oh, ja. Bist du bereit?" Lachend nickte ich und machte einen Trommelwirbel auf meinen Oberschenkeln.
„ Schieß los."
„ Okay." kicherte sie und machte eine dramatische Pause. „ Ich zieh nach London!" Überrascht riss ich meine Augen auf.
„ Oh mein Gott!" rief ich aus und fiel ihr in die Arme. „ Echt?"
„ Ja. Mum will mir helfen und Dad natürlich auch. Ich geh mir auch bald ne Wohnung suchen. Und dann bin ich ganz nah bei dir." Stolz grinste sie und ich konnte es mir auch nicht verkneifen.
„ Hast du schon nen Job? Oder eine Wohnung in Aussicht?"
„ Jup, ich krieg mit viel Glück Arbeit in einer Agentur. Und ich hab auch schon ein paar Wohnungen rausgesucht, aber ich glaub die werden zu teuer sein." Aufgeregt biss sie sich auf die Unterlippe und wippte hin und her. „ Das wird so toll. Die Denver Schwestern sind wieder in einer Stadt."

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Kleiner Stress bei Lilo und Louis und Lola zieht nach London o.O Irgendwelche Meinungen dazu? Und die Sache mit Lilo's Urlaub ist auch ziemlich doof was? Und dann wird Louis so lange weg sein >.<

Oben ein Bild von den beiden Schwestern *-*

⭐️ Wenn euch das Kapitel gefallen hat, macht mir eine Freude und lasst den kleinen Vote-Stern erleuchten.

Love xx

Blueberry Blue » l.t.Where stories live. Discover now