Schnitt

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Verunsichert stolperte Aphira hinter Asur her.
"Wo bin ich hier ?" , knurrte sie scharf und ihre Blicke durchbohrten Asurs Rücken.
Asur führte sie aus ihrem kleinen Gefängnis über eine lange, geringelte Treppe nach oben. Die Holzdielen waren gerademal halb so groß wie Aphiras Fuß und so musste sich bei jedem Schritt konzentrieren, zusammen mit einem Quietschen bei jedem Schritt kamen sie langsam höher. Kleine Fenster begleiteten sie dabei und von draußen drang schales Sonnenlicht ein.
Aphira spitze die Ohren. Das ist doch Kampfgerbrüll und Schwerterschlagen! , wurde ihr unwillkürlich bewusst als sie stumpfe Schläge vernahm.

Eilig stürzte sie zum Fenster um sich ein Bild zu machen. Die kalten Eisenstäbe ließen ihren Körper erschaudern, doch sie atmete auf. Zwei Jungen waren lediglich im Kampftraining.

Ich bin ganz schön paranoid geworden...., sagte sie sich und blickte wieder auf den wenig einladenden Weg.

Nun ja...irgendwie ist es ja verständlich...

Aphira wollte ihren Blick wieder auf Asur richten, der anscheinend einfach weitergegangen war, was, wie sie fand, die ganze Szenerie schöner machte.  Seuftend beeilte sie sich und versuchte auf ihrem Weg ihr Gesicht ausdurckslos zu machen, immerhin konnte sie sich nicht sicher sein, ob diese komische Band nicht doch eine Gefahr war.

Sie atmete tief ein und die verstaubte Luft stach in der Lunge, vermischt mit der Kälte musste sie husten. Der schwarze Umhang von Asur kam ins Blickfeld und sofort strafften sich ihre Schultern und Aphira bemühte sich um eine selbstsicheres Auftreten.

"Wo bleibst du?!", baffte er sie an, doch bevor Aphira eine gemeine Antwort geben konnte, näherte sich die zwei einer Tür. Nervös fingen Aphiras Hände an zu schwitzen, als er sie aufstieß und ihr mit einer überschwenglichen Geste klarmachte, das sie reingehen sollte. Zögerlich ging sie hinein und fand sich in einem kleinen Zimmer wieder. In der Mitte stand ein einfaches Bett mit einem Buch an der Seite. Ein Schreibtisch und eine grüne Truhe ergänzten das Ganze. Die weißen Wände hatten bereits mehere dreckige Stellen, trotz allem war diese kleine Kajüte einladender als der Ort, wo sie vorhin war.

Asur schupfte sie etwas ruppig rein, schloss die Tür und postierte sich an der weißen Wand. Mit kalt musternden Augen blitze er sie an.

Gift schoss aus Aphiras Augen als sie ihn sauer ansah

Mit leicht aggressiver Stimme fing er an zu sprechen

"Du wirst heute Abend von Erin aufgeklärt, bis dahin solltest du vermeiden so auszusehen"

abfällig deutete er auf Aphiras gesamten Körper.

"Immer noch besser als du!", fauchte sie verärgert zurück. Asur sah sie nur an ohne eine Miene zu verziehen.

"Was hast du gegen mich?!", fuhr sie fort.

"Leider nichts wirksames", war die kurz angebundene Antwort die er mit schneidender Stimme sagte.

Aphira warf ihm noch einen bissigen Seitenblick zu und wollte zu ihrem Degen greifen, fasste jedoch nur ins Leere.

"Wie lange hast du vor hier zu stehen?", seine Anwesenheit machte sie nervös, mit den Händen krampfte sie den kratzigen Stoff ihres Shirts zusammen.

"Solange, bis es Abend ist"

Das Mädchen sehnte sich nach nichts mehr als etwas Ruhe zu bekommen und die Gedanken zu sortieren.

Immerhin war sie hier fremd. Allein. Unbewaffnet

Keine gute Mischung

"Würdest du mich wenigstens zum Waschen alleine lassen?", sie sah ihm heuchlerisch in die Augen. Asur blickte sich in dem Zimmer um und ging nochmal zu dem kleinen Fenster, welches, wie sollte es anders sein, verschlossen war.

"Ganz kurz", meinte er und ging mit großen Schritten über den Holzboden und riss die Tür zu. In dem Moment, wo er verschwand ließ Aphira ihre Schultern sacken und warf sich auf das Bett.

Angestrengt dachte sie an das, was sie noch erwarten würde. Ihr kalter Blick war einem verzweifelten gewichen. Resigniert bedeckte sie ihr Gesicht mit einem Kissen, das abgestanden roch. Ihre Gliedmaßen hatten alles an Spannung verloren und baumelten schlaff über der Bettkante.

Wenn ich tatsächlich diese Hiryuu bin, wo ist dann Naphi um mich zu retten?!

Komme ich überhaupt lebend raus oder warte ich wie ein Rind auf meine Schlachtung?

Werde ich für eine Hexe gehalten und den Drachen geopfert oder ......als Retter gefürchtet?

Die Ängst nagten an ihrem Gemüt und sie versank immer mehr in ihren Zweifeln, als ein lautes Klopfen sie erschrak und wie ein Blitzschlag ihren Körper durchfuhr.

"Bist du fertig?", rief eine missmutige Stimme in das Zimmer.

"Nein", sprach sie durch das Zimmer und fügte lauter hinzu

"Zähl bis zehn, ich brauch noch eine Stunde Ruhe"

Sie konnte quasi vor sich sehen, wie Asur beben musste, seine Stimmung war bis zu ihr zu spüren, doch er sagte nichts, stieß aber laut mit dem Schuh gegen die Tür.

Krächzend setzte Aphira sich auf, Asur würde sie nicht mehr lange in Ruhe lassen. Schleppend bewegte sie sich zu einer komischen Box, wo oberhalb ein Wassertank befestigt war. Interessiert besah sie einen kalten Hebel, an dem an der oberen - dickeren Seite - löcher prangten. Mit den Finger fasste sie in diese komischen Löcher und war erstaunt als diese nass waren.

Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, die Einrichtung zum Laufen zu bringen schaffte sie es schließlich.

Das Wasser war eisig. Schlotternd stand sie kurz unter dieser Dusche und wagte es kaum, diese Eiswasser über den Kopf zu schütten.

Die Kälte kroch ihr in die Knochen und ließ sie unbeweglich werden. So schnell wie es ging nahm sie ein Stück Hartseife und machte sich sauber.

Ihr Kopf tat weh vor Kälte, nachdem sie heraustrat und die Wärme der Kleidung war unbeschreiblich wundervoll. Obwohl sogar das Waschen eine Tortur war, war es, als hätte die eisige Kälte ihre Sorgen eingefroren und jeden Dreck der Tage weggespült.

Keinen Moment zu früh war sie fertig, denn Asur krachte halb gegen die Tür. Überwältigt wich Aphira instinktiv etwas nach hinten aus, entspannte sich aber schnell wieder.

Mit gespieltem Stolz nahm sie jetzt das Buch in die Hände, das auf dem Bett lag. Sie strich mit den Fingern über den braunen Lederumschlag, drehte sich um und hob das Buch hoch.

"Was ist das?", fragte sie, diesmal eher mit interessierter Stimme statt mit Arroganz.

"Deine neue Nachtlektüre"

Gesprächig hmm...

Gespannt öffnete sie die Seiten und erkannte Kohlestiftzeichnungen über Waffen, seltsamen Kampftechniken und Drachen.

Der Mund blieb ihr offen stehen als sie begriff

"Seid ihr des Wahnsinns?!", hauchte sie in Asurs Richtung.

Dieser grinste zum ersten Mal stolz und blähte die Brust

"Nein", sprach er mit fester Stimme und ließ eine dramatische Pause. Aphira sah ihm mit gespannten Augen an

"Sondern die Bellatores!"

Er winkte mit der Hand ab.

"Das werden wir dir erkären. Jetzt.", mit Nachdruck betonte er das letzte Wort und Aphira schluckte.

Es war Zeit für eine Aufklärung





Dragon Mate - der FunkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt