Neue Augen, neue Chance?

3.8K 263 57
                                    

Der würzige Geruch des Rauchs stieg in Jiros Nase. Nervös blickte er in den Himmel, um irgendwo einen graue oder weiße Walze erspähen zu können. Jiro musste die Augen ziemlich zusammenkneifen um dort, ganz weit hinten eine kleine, weiße Rauchschwade sehen zu können. Sie verschwand fast in der Dunkelheit, löste sich in ihr auf. Seine Augen glühten.

Er hatte es vielleicht geschafft.

**********************

Aphira rieb ihre Hände gegeneinander und sah in die tanzenden Flammen. Kleine Funken sprühten verspielt herum und erhellten für Sekunden das tiefgrüne Gras, was sonst einfach nur schwarz darlag. Die hellste Stelle war die Mitte, die in einem gleißend gelben Licht vor sich hin loderte. Vollkommen ruhig, kontrolliert. Aphira konnte ihren Atem zwar immer noch sehen, doch es erschien ihr erträglicher. Mit der Wärme kam aber auch die Müdigkeit. Die Hitze schien sie in einen sicheren, warmen Behälter zu schließen in dem sie angeblich sicher schlafen konnte. Nur allzu schwer konnte sie ihre Lider offenhalten, die Umgebung korrekt wahrnehmen. Mit dem Machen des Feuers war sie gleichzeitig ein ziemliches Risiko eingegangen. Wenn irgendjemand, oder irgendetwas den Rauch sah, wäre es ein Leichtes sie aufzuspüren.

Was hätte ich denn sonst tun sollen ?

Erfrieren?!

Das Blätterdach hielt glücklicherweise das Meiste von dem Rauch im Bauch des Waldes und wer würde schon nach einer kleinen Dampfwalze im Himmel schauen? Aphira zog die Beine an und rutschte näher zum Feuer, diese Stellung vermittlte ihr ein schwaches Gefühl der Sicherheit. Diese zarte Geborgenheit machte es aber noch schwerer, wach zu bleiben. Sie klatschte sich ein paar mal gegen die Wange

Bleib wach!

Sie streckte ihre Glieder wieder von sich und stand auf. Die Kälte war immer noch in ihren Gelenken, was sie unbeweglich machte. Langsam hob sie noch ein paar Holzscheite auf und warf sie in das Feuer. Der sofortige Schwall der Wärme war ein wunderbares Gefühl, Aphira setzte sich wohlig seufzend wieder hin. Mit den Händen umklammerte sie den Degen

"Weißt du, wo ich hin soll?", murmelte sie leise.

Im Inneren hätte sie auf eine Antwort gehofft, ein Piepen, Hellerwerden oder ein Aufleuchten der Schriftzeichen, doch da war nichts. Sie würde eine weitere Nacht ohne Schlaf, Essen oder Trinken nicht mehr aushalten. Besorgt fuhr sie sich über das dreckige, zerkratze Gesicht.

"Was mach ich bloß, was mach ich bloß....", fragte Aphira sich selbst

**************

Jiro kam ein paar Meter vorher auf dem Boden auf, er war bedacht darauf, leise zu sein, doch als seine Klauen den Boden berührten war ein kratzendes Geräusch unvermeitlich. Ärgerlich zuckte er zusammen und zog den Kopf ein, als seine Krallen den harten Grund aufrissen. Jiro horchte intensiv, um jedes noch so kleine Geräusch aufzunehmen und einzuordnen. Ruhig atmete er ein und aus, jedes Mal zog weißer Dampf aus seinem Mund. Mit dem Finger tabbte er gegen seine scharfen Zähne und sofort strömte ein Blutstropfen über seine Hand. Der leichte Schmerz beruhigte ihn und nahm die Aufregung. Das rote Glühen ebbte ab. Schleichend ging Jiro in die Hocke. Die Feuerstelle war so gut wie in Reichweite. Er schmiegte sich gegen einen sperrigen Stamm, um sofort zum Nächsten zu Hasten. Jetzt konnte er schon das Prasseln hören und in seinen Adern schien das Blut zu pulsieren, ein Prickeln überzog seine Haut. Jiro musste sich zusammennehmen, damit er nicht gleich aus seiner Deckung sprang und sich in Gefahr brachte.

Er hatte ja nicht mal eine Garantie, dass Aphira die Person war, die das Feuer gemacht hatte. Das Bedrängen hämmerte gegen seinen Körper und er spähte ein wenig zu der Stelle. Die Flammen loderten zwar munter vor sich her, doch sonst war da niemand. Verwirrt riss Jiro die Augen auf und trat etwas näher. Es erschien ihm alles so ....seltsam. Ein kalter Schauer kroch ihm über den Rücken und die ganze Aufregung von eben, war wie tot. Seine Schultern sackte zusammen und Jiro lief bis zu dem Feuer. Das klägliche bisschen Wärme brachte ein wenig Licht in die Nacht. Wutentbrannt spannte sich sein ganzer muskolöser Körper an und trat immer wieder gegen das Feuer. Er trat solange drauf, bis die zarten Flammen erstickt waren und die Asche unter seinem Fuß nachgab.

Dragon Mate - der FunkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt