Konflikt (Special, extra lang XD)

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Sie fing an bei jedem Schritt zu stolpern. Die Wut, die sie innerlich angehitzt hatte, weiterzugehen war schon lange von dem kalten Wind ausgeblasen worden. Zitternd hatte sie ihren Blick starr geradeaus gerichtet, weil ihr einfach die Kraft fehlte, sich intensiv umzuschauen.

Den Degen schliff langsam auf dem Boden hinterher und grub eine Linie in den nassen, schlammigen Boden.

Genau so einen geraden Schnitt hast du in mein Leben gemacht.

Aphiras Mund war staubtrocken und nur noch schleppend kam sie weiter. Nach jedem zehnten Schritt brauchte sie eine Pause. Japsend nach Luft sah sie zu dem Walddach, welches jeglichen wärmenden Sonnenstrahl verschluckte. Sie konnte nicht mal ausmachen, ob es Tag oder Nacht war. Müde, da sie mindestens schon den halben Tag herumirrte und das letzte Mal am Abend der Feier gegessen und getrunken hatte, sank sie zusammen. Allein der Gedanke an die heitere Gesellschaft, die ein wenig zu viel getrunken hatte, trübte ihre Sicht.

"Du solltest mehr essen!", tadelte ihr Bruder in ihrem Kopf

"Komm Aphi, Schätzchen, noch einen Happen", spukte auch ihre Mutter mit

Mit einem freudlosen Lächeln dachte sie daran, wie recht sie doch hatten. Sie hätte sich eine richtige Fettschicht zulegen sollen. Dann wäre ihr Magen wenigstens noch eine gewisse Zeit versorgt und nicht sofort hungrig. Aber gegen ihre brennende Kehle wäre auch das größte Fettpolster machtlos. Mit der Hand massierte sie ihren Kehlkopf und stand wacklig auf. Versunken in Gedanken hätte sie fast das runde Etwas übersehen, welches sie überschritt. Das komische Ding war ziemlich matschig und es entstand ein schnalzendes Geräusch, als sie darüber trat. Langsam drehte sich ihr Blick zu dem Ding. Aphira kauerte sich zusammen und beäugte es genauer. Es war braun, klebrig und sie sah einen weißen Flaum an mehreren Stellen. Die Kälte ließ Aphira wieder zusammenzucken. Ihre Finger hatten bereits jegliches Gefühl verloren. Zögerlich nahm sie es in die Hand. Ein stinkender Saft verließ das Braune Ding und floss über ihre Finger, angewidert war sie doch ganz froh, dass ihre Finger verfroren waren. Bei näheren Betrachten konnte man es als verfaulte Frucht identifizieren. Sie runzelte die Stirn und war darauf bedacht, nicht durch die Nase zu atmen.

"Was ist das?", fragte sie sich selbst laut.

Aphira ging neugierig weiter. Sie sah angestrengt auf dem Boden und suchte jetzt nach den braunen Früchten.

Wo es vergammelte Früchte gibt, sind bestimmt auch noch gute!, redete sie sich ein und versuchte, wieder Mut zu kriegen. Mit entschlossener Miene konzentrierte sie sich auf ihre Aufgabe. Irgendwas zu tun zu haben lenkte sie von den kalten, düsteren Blicken der Bäume, den beißenden Wind und anderen Gefahren ab, die sie sich nicht mal vorstellen wollte.

Erfreut klatschte Aphira in die Hände, als sie eine weitere von diesen Früchten erblickte. Die Hoffnung hatte sich wieder entzündet. Auch wenn es nur ein kleines bisschen war, es reichte aus, sich nicht gleich ins Schwert zu stürzen und mit Milliarden Waldtieren langsam ein Teil des gigantischen Urwalds zu verschmelzen. Schneller lief Aphira weiter und zählte die Früchte. Sie lagen nicht in einer perfekten Linie, sondern überall verstreut, weshalb sie in den Büschen rumkrabbeln oder das Dickicht absuchen musste, in der Hand stets ihren ersten Fund.

Je weiter sie kam, desto mehr wunderte Aphira wie viel Glück sie doch schon im Leben hatte.

Zwei Drachenangriffe zu überleben bedeutete schon was....drei, verbesserte sie sich, in Gedanken an dieses irre, kleine Mädchen in diesem Hort.

Jiro, musste sie unwillkürlich denken. Ihre Gedanken schweiften an die vielen Male wo er ihr geholfen, sich wie ein Arsch aufgeführt und schließlich versorgt hatte. Aphira seufzte, als ihr Kopf dann wieder den Degen an seiner Brust zeigte. Sie hatte noch nie einen so brennenden Hass gegen eine Person gehabt.

Dragon Mate - der FunkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt