Tänzelnde Flamme

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Verworrene Rufe hallten durch Aphiras Schädel, ihre Augen konnte sie nicht öffnen, sie fühlten sich wie angeklebt an. Der sticktige Geruch eines feuchten Kartoffelsacks umspielte ihre Nase. Sie atmete kurz schwer und spürte, wie ihr Körper hin und her gewogen wurde, wollte etwas rufen oder schreien, doch sie konnte ihren Mund nicht öffnen.

Müde entglitt ihr Verstand der Realität und sie tauchte wieder in den traumlosen Schlaf ein.

Sie seufzte müde auf und drehte sich in dem kleinen Bett auf die Seite. Verschlafen gähnte sie und rieb sich die Augen. Die anfangs verschwommene Sicht wurde immer klarer. Das Bett war angenehm warm und hatte Aphiras erkaltete Glieder wieder aufgetaut. Ihre nussbraunen Haaren waren mittlerweile ziemlich lang geworden und klebten nun an ihrem Mund. Knackend streckte sie sich und dehnte ihren Rücken. Da kein Licht in den Raum fiel, war es unmöglich zu schätzen wie lange sie bereits geschlafen hatte oder wie spät es war. Eine kleine Öllampe neben ihr auf dem Boden spendete in ihrem Radius als einzigstes ein flackerndes, hellgelbes Licht. Die Luft um sie herum war kalt und feucht, nur unter der Bettdecke war es angenehm warm. Sie kuschelte sich etwas mehr in den Schutz des weißen Lakens.

Aphiras Arme waren vom Muskelkater befallen und sie wagte kaum sie zu bewegen. Kleine Schorfwunden zierten ihren Körper wie rote Male und brannten ein wenig.

Sie zog die Decke hoch und entdeckte, dass sie in eine weite weiße Baumwollhose gehüllt war. Sie ging ungefähr bis zu den Waden und war durch einen lockeren Gürtel - der gut möglich ein Strick war- mit dem schlammbraunen Shirt verbunden. Erschrocken dachte sie an das zerfetzte Kleid, das verschwunden war und noch mehr überfahl sie der Gedanke, dass es jemand ausgezogen haben musste. Ihre Augen wurden groß und die Hitze brannte in ihren Wangen.

Ich hatte doch wegen dem Kleid nicht gerade viel drunter!

Instinktiv fasste sie sich an die rechte Hüfte , Aphira zitterte als sie die Sicherheit ihres Degens nicht mehr dem Platz fühlen konnte. Die Luft sog sie scharf ein, als ihr ihr Treffen mit Asur wieder in den Sinn kam.

Er hatte mich Kräuter holen geschickt und als er schließlich den Tee hatte....

Sie schüttelte den Kopf, ab da war alles ein verschwommener Brei aus Gerüchen, Rufen und Schwärze. Eine Gänsehaut schüttelte Aphria als sie sich nach den Fluchtmöglichkeiten umsah. Sie hopste aus ihrem Bett aus und nahm die Öllampe in die Hand. Doch dabei klipperte es ziemlich laut. Aphira sah sich nochmal genauer aufs Bein und erkannte eine armbandgroße Schnalle um ihr linkes Fußgelenk. Etwas von dem heißen Öl traf zischend ihre Hand und sie zuckte zusammen. Die nackten Füße machten auf dem nackten Boden ein tapsendes Geräusch. Die Ketten kamen mit dem eiserenen Klappern mit, wie Schlangen verfolgten sie das Mädchen.

Der Untergrund fühlte sich eisig an und durchströmte Aphrias Beine. Mit der Lampe in der Hand erkundete sie die Umgebung. Als sie fluchend hinfiel, erkannte sie, wie kurz ihre Ketten waren. Mit den Händen konnte sie geradenoch die Tür erreichen und sich an dem runden, glatten Reif festhalten, mit dem wohl geklopft wurde.

Wo bin ich hier?

Das Gefühlwirwarr um Jiro und die Menschen ihres Reichs war kaltem Lebenswillen gewichen.

Sollte ich klopfen? Oder mache ich somit nur die falschen Leute auf mich aufmerksam?

Unentschlossen hob sie den Riegel leicht an. Mit kühler Miene ging sie sonstige Möglichkeiten durch.
Ihr Durst war immer schlimmer geworden und ihr Bauch war langsam angeschwollen vor Hunger. Und wenn diese Menschen sie töten wollten, warum lebte sie dann noch?

Asurs Gestalt kam ihr in den Sinn und sie fauchte wie ein Tier bei dem Gedanken an ihm.

Er hat mich hierher gebracht! Jiro hätte ihn töten sollen!

Dragon Mate - der FunkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt