Befürchtungen

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Jiro

Er erkannte ihre Sorgenfalte, die sich tief in ihre Strin grub. Hilflos sah sie ihn an, aber was sollte sie denn sonst tun?

„Geht es dir gut? Kann ich dir irgendwie helfen?", flehte sie ihn schon fast an. Sie kannte nicht die Wahrheit über ihn, nicht die Wahrheit über alle Drachen. In uns fließt das wohl dreckigste Blut! Jiro hatte das Bedürfnis, ihr das ins Gesicht zu schreien, damit sie ihn nicht so ansah. So besorgt, als ob er einen Wert in ihren Leben hätte. Er biss sich auf die Lippen, um das zurückzuhalten was ihn quälte. Einen Wert hatte er nicht. Da war er sich sicher. Und das war auch gut so. Vielleicht würden es seine Hände sein, die ihm das Liebste aus seinem Leben nahmen, wenn er die Kontrolle verlor. Aphira wäre bei ihm immer in Gefahr, egal wie sehr er sich anstrengen würde. Das Blut des Todes fließt allzu stark in seinen Adern und beliefert sein Gehirn mit schrecklichen Gedanken und verleitet seine Hände Dinge zu tun, die er nie wollen würde.

Aphira war aschfal, das Blut floss geradezu aus ihren Wunden. Dieses wundervolle rote Blut.

Schon wieder musste er sich den Kopf halten. Ein Schwall der Gewalt durchströmte seinen Körper und er knickte ein.

„Jiro!", sagte Aphira bestürzt und krabbelte ein wenig zu ihm. Jiro sah, wie sie immer blasser wurde. Auch die Röte, die ihr Gesicht vorhin noch zartrosa hat erscheinen lassen, war verpufft.

Ich darf ihr jetzt nicht noch mehr Sorgen machen!, dachte er sich und ballte die Fäuste.

Er stand auf, überzeugt, auch das letzte bisschen seines stänig begleitenden Schattens aufgelöscht zu haben.

Jiro lief auf Aphira zu. Seine roten Augen waren wieder normal und auch er selbst schien sich wieder beruhigt zu haben. Erleichtert musste Aphira aufatmen. Müde lehnte sie sich erneut an den Baumstamm, mit der linken Hand drückte sie auf die blutende Wunde.

„Ich könnte deine Hilfe gebrauchen", rief sie ihm entgegen. Jiro ging vor ihr in die Hocke und schob vorsichtig Aphiras Hand von der Wunde weg. Kurz beobachtete er den stetigen Blutfluss und presste ihre Hand umso fester hin.

„Beweg dich nicht", befahl er ihr und schnaubte.

„Ich bin gleich wieder da", sagte Jiro, stand auf und wandte sich zum Gehen. Aphiras streckte die Finger nach Jiro aus, doch dieser war bereits in der Dunkelheit verschwunden.

Bitte, geh nicht!, hallte es in ihrem Kopf.

Aphira hatte Angst in dieser Nacht. Alle Ereignisse waren noch wirr und sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.Das Einzige was sie gerade wahrnahm, waren ihre Schmerzen und Jiros Wärme. Sie machte die Augen zu.

Was war vorhin passiert?

Was ist diese Nacht alles geschehen?

Diese Fragen quetschten sich in ihre Gedanken. Leichtes Kopfweh fing an sie zu quälen und sie beschloss, all diese verworrenen Dinge auf morgen zu verschieben.

Ein Zweig knackte. Aphira riss die Augen auf und sah zugleich Jiros starken Körper, der durch das Unterholz krachte. Nicht gerade elegant , dachte sie etwas skeptisch. Er eilte auf sie zu, wobei seine Rüstung ziemlich laut klapperte.

Wie ich wohl von außen aussehe, dass er sich so beeilt?, fragte sie sich und musste ein wenig schmunzeln.

Er hatte ein paar große Blätter in der Hand, die glänzten von irgendeiner Flüssigkeit. Verwirrt sah sie das Laub an und kniff die Augen zusammen um die Flüssigkeit identifizieren zu können. Außer, dass sie ziemlich dunkel war, fiel ihr nichts auf.

Jiro drückte Aphrira die Blätter in die Hand und sie merkte, wie weich sie waren aber auch äußerst glitschig.

Ein wenig angewidert von diesen skurilen Blättern sah sie zu Jiro auf. Er riss sich gerade einen Soffstreifen vom Ärmeln. Seine Miene war sehr konzentriert und bestimmt. Schnell riss er die Blätter wieder aus Aphiras Händen und presste sie gegen ihre Taille. Sie zuckte zusammen, als er das offene Fleisch berührte. Jiro nahm den dunklen Stoffstreifen und band das Ganze sehr fest zu.

Dragon Mate - der FunkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt