"Ich sehe, dass sie eine sehr ausgeprägte Lebenslinie haben, sie sind ein sehr charakterstarker Mensch, der sich guter Gesundheit erfreut, Rebecca".

Rebecca lächelte schmallippig und ich wusste was sie dachte, Charakterstark, ja, gesund, definitiv nein.

"Und ihre Liebeslinien lassen darauf schließen, dass sie sich bereits in zwei ernsthaften Beziehungen befunden haben", waberte Madame Antonella' s Stimme durch das Zelt.

Ich hatte wirklich Schwierigkeiten nicht drauf los zu prusten und biss mir noch fester auf die Lippen, Rebecca erging es nicht anders.

Antonella achtete nicht darauf und fuhr mit ihren dunkel lackierten Fingernägeln über Rebeccas Handflächen.

"Und hier...", die Wahrsagerin machte eine Kunstpause und atmete tief ein.

"Ich sehe, dass sie bald eine schwere Entscheidung treffen müssen, die ihr Leben verändern wird. Rebecca, wählen sie klug."

Das erzählte sie vermutlich jedem. Denn überlegte man mal, wie alt wir ungefähr aussahen, kam man schnell zu dem Schluss, dass wir bald überlegen mussten, was wir mit dem Leben nach der Schule anfangen würden.

Madame Antonella räusperte sich. Rückte ihre Schals und Amulette zurecht und schob Rebeccas Hand von sich weg.

"Und nun zu Ihnen", wandte sie sich mit bedeutungsschwerer Stimme an mich. Mit vorgetäuschter Begeisterung machte ich Anstalten ihr meine Hand zu reichen und sah ihr dabei unverhohlen in die Augen.

In zwei Sekunden würde ich genau wissen, was für eine "Art von Wahrsagerin" Antonella war. Eine Schwindlein oder jemand der tatsächlich irgendwelche "magischen" Dinge verstand. Ich persönlich war ja für alte Schwindlerin, die ein bisschen was kombinieren konnte, mehr aber nicht.

Antonella' s Hand lag auf der Tischplatte, langsam legte ich meine hinein, nur um ein leichtes Zucken zu fühlen und zu spüren, wie die Frau ihre Hand blitzschnell unter meiner weggezogen wurde.

Ich sah etwas in ihren dunklen Augen aufblitzen und lächelte zuckersüß. Scheinbar war Antonella eine Schwindlerin, allerdings mit dem Hauch einer Ahnung.

"Haben Sie etwa einen Geist gesehen, Madame?".

Angestrengt biss Rebecca sich auf die Unterlippe, doch trotzdem kam ein glucksendes Geräusch aus ihrer Richtung.

"Raus hier", hauchte Antonella und vergaß dabei ganz den rauchigen Tonfall in ihre Stimme zu legen.

"Mit Vergnügen, komm Abby", Rebecca hievte sich aus dem Sitzkissen hoch und reichte mir die Hand. Ich wurde hoch gezogen und rasch verließen wir das Zelt.

Draußen schafften wir es nur ein paar Meter, bevor wir in lautes Gelächter ausbrachen.

"Hast du ihr Gesicht gesehen, als du ihre Hand berührt hast?", prustete Rebecca und stützte die Hände auf die Oberschenkel.

Ich schnappte nach Luft und erwiderte dann: "Das mit Anthony Brigger war also doch was ernstes?".

Rebecca hielt sich den Bauch: "Antonella weiß es wohl besser als ich. Auch wenn ich seine Zunge in meinem Mund hängen hatte".

Mein Bauch verkrampfte sich vor Lachen und Rebeccas blasse Wangen liefen rot an.

"Was ist denn bei euch falsch?", unterbrach uns eine neue Stimme. Ich sah auf und erblickte die strubblige Frisur und die schief sitzende Brille von Scott Finnly, Rebeccas und meinem besten Freund.

"Wir waren gerade bei so einer, Wahrsa- sahaaa- sag", japste ich.

"Wahrsagerin", brachte Rebecca das Wort für mich zu Ende

Ghosts of EleoWhere stories live. Discover now