Zögernd ging ich auf sein Auto zu und setzte mich rein. Ich saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und verstummte.

Als er los fuhr, sprachen wir die ersten fünf Minuten nicht, aber dann fragte mich Jake, wie ich den Tag fand. Um ehrlich zu sein, hat es mir Spaß gemacht. Ich fand's nur richtig scheiße, dass er mir diesen Knutschfleck verpasst hatte und mich gegen meinen Willen geküsst hatte, aber danach, als er mich nochmal küssen wollte, war es anders. Da wollte ich nicht abhauen. Ich wollte mich wirklich von ihm küssen lassen.

„Gut", antwortete ich und schaute aus dem Fenster.

Ich spürte sein Blick auf mir, was mich nervös machte. Langsam, so als würde ich nicht wissen, dass er mich anstarrte, sah ich zu ihm rüber und blickte ihn fragend an. Sofort konzentrierte er sich wieder auf die Straße. Besser so.

„Hat es dich wirklich verletzt?"

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen schaute ich ihn fragend an. „Was genau?"

Jake ging mit seiner Zunge einmal kurz über seine Unterlippe und sah zu mir und dann wieder zur Staße.

„Dass man von dir denkt, dass du eine Schlampe wärest. Also wie du es bezeichnen würdest", fügte er hinzu.

Ich sog die Luft ein und musste schwer schlucken. Jetzt nicht weinen, Grace! Bloß nicht weinen!

Na klar hat es mich verletzt! Deshalb hab ich doch nur geweint und mich im Badezimmer eingeschlossen!

Ich sagte desinteressiert „Ja" und schaute wieder aus dem Fenster.

Plötzlich bremste Jake stark und mein Oberkörper kippte kurz nach vorne, aber sofort wurde ich wieder aufs Sitz geschleudert. Verwirrt sah ich Jake an, der mir genau in die Augen sah, sonst nirgendwohin.

„Tut mir leid", gab er seufzend von sich und legte beide Hände aufs Lenkrad.

„Wofür?"

„Dass ich dich ungefähr als ... Schlampe bezeichnet habe. Ich wollte es nicht ... so ausdrücken, aber ich dachte einfach nur, dass du ... so bist", brabbelte er vor sich hin, was ich akustisch kaum verstanden haben, aber immerhin so in etwa.

„Du hast dich doch schon entschuldigt", bestätigte ich und sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an.

„Ja, schon, aber diesmal meine ich das ernst", klang er wieder fest.

Ich verengte meine Augen und beäugte Jake, der irgendwie unsicher wirkte.

Nun fragte ich mich etwas ganz anderes, was mir aber schon die ganze Zeit neben bei durch den Kopf ging.

„Was soll das ganze, Jake?", fragte ich ihn und bevor er überhaupt etwas sagen konnte, fuhr ich fort.

„Wieso tust du das alles? Wieso hast du mir deine Eltern vorgestellt? Wieso machst du Dinge gegen meinen Willen? Wieso wolltest du mit MIR überhaupt was unternehmen?"

Natürlich gingen mir noch weitere Fragen durch den Kopf, aber das waren die wichtigsten Fragen von allen.

Aufgeregt atmete ich tief Luft ein und wieder aus. Ich war so gespannt auf Jakes Antwort.

Er seufzte kurz und fing an mit mir etwas aus zu machen.

„Ich beantworte dir nur die Fragen, wenn du mir zuerst meine beantwortest."

Ich hob eine Augenbraue hoch, was ich sehr oft schon tat und meinte dann:„Und die wäre?"

„Was hat man dir über mich erzählt?"

In mir spürte ich etwas, aber ich wusste nur nicht was. Ich überlegte kurz nach, aber dann dachte ich mir, was gibt es da zubüberlegen. Sag es ihm doch einfach. Er wüsste es ja bestimmt schon selber.

Dark HeartWhere stories live. Discover now