Kyle

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Die Absätze meiner Stiefel hallten durch die Gassen des abgelegenen Stadtteils von Pentagramm City. Laut Alastors Informant sollte sich Kyle hier in einer kleinen Bar aufhalten. Gekleidet war ich in ein schlichtes, dunkelrotes T-Shirt, eine dunkelgraue Leggins, eine schwarze Lederjacke und schwarze Stiefeletten, die Haare zu einem schlichten Zopf zusamengebunden.

Je näher ich der Bar kam, desto nervöser wurde ich, denn dies waren nun zwei Prüfungen, die ich heute absolvieren musste. Neben dem Mord wollte Alastor auch testen, ob ich die Chance nutzen würde, um zu fliehen, jetzt wo er mir doch weh tun konnte. Doch ich wusste, wenn ich nur daran denken würde, wäre das mein Ende und jeder, der Alastor kennt weiß, dass dies nicht angenehm werden würde.

Also hieß es quasi: Kyle oder ich.

Diesen Gedanken versuchte ich mir irgendwie zu verinnerlichen, als ich dann in die Bar eintrat. Es war ein kleiner Nachtclub, von dem ich wusste, dass er auch den V's gehörte, weswegen ich vorsichtig sein musste. So sehr ich auch gerne meine Rache an ihnen haben würde, so wusste ich, dass die drei ein ganz anderes Kaliber waren und ich sie ohne Alastors Hilfe nie besiegen konnte.

Unauffällig sah ich mich um, doch sah zum Glück keinen der drei, ehe ich mich zu einem Tisch in einer Niesche begab und von dort aus zur Bar sah, wo ich Kyle entdeckte, der mit einer Katzen-Dämonin flirtete.

Kyle war ein Spinnendämon und hatte vom Aussehen her auch gewisse Ähnlichkeiten mit Angel, lediglich sein Haar war tiefschwarz und während sich hinter Angels schmutzigen Witzen ein eigentlich guter Kerl verbarg, so hatte ich rausgefunden, dass hinter Kyle's freundlichen Fassade ein Bastard steckte, der dich nach Jahre langer 'Freundschaft' einfach so verriet.

Aber ich war wohl einfach naiv. Verdammt noch mal, dass hier war die Hölle, da hätte ich doch echt mit rechnen sollen. Kein Wunder das sich Alastor fragte, wie ich so lange hier unten überlebt hatte.

Ich bestellte mir ein Getränk, um nicht auf zu fallen und wimmelte gelegentlich einige aufdringliche Dämonen ab.

Als Kyle dann der Dämonin, die eindeutig betrunken war, seine Arme um Schulter und Hüfte legte und sie nach draußen geleitete, legte ich einige Scheine auf den Tisch (die ich beim Wetttrinken gegen Angel gewonnen hatte) und folgte den beiden schnell.

Meine Vermutung wurde bestätigt, denn ich sah, wie die beiden in einer Gasse verschwanden, wo der Spinnen Dämon dann seinem neuen Opfer irgendwas injestierte und sie Ohnmächtig wurde.

Doch bevor er sie hochheben konnte, schaltete ich mich ein, nachdem ich noch einmal tief durch atmete und ein Lächeln aufsetzte. Um meine Nervösität zu verschleiern versuchte ich es mit Alastors Taktik, um meine Emotionen zu verstecken. Anders würde ich das wohl heute nicht schaffen.

"Hallo Kyle. Scheinbar hast du schon dein nächstes Opfer gefunden."

Der Spinnen Dämon drehte ich zu mir um und sah mich überrascht an, ehe auch er ein, wenn auch spöttisches, Grinsen auflegte.

"Mila, dass du das überlebst hätte ich ja nicht gedacht Kleine. Hoffentlich verlangen die V's jetzt nicht ihr Geld zurück. Wobei, vielleicht kann ich dich ja noch mal verkaufen. Die haben ziemlich viel für dich bezahlt."

Das der Bastard seine Tat nicht einmal versuchte zu bestreiten und sich ja auch gerade ein neues Opfer gesucht hatte, machte mich so wütend, das in mit irgendeine Sicherung durchbrannte.

An die nächsten Minuten konnte ich mich nicht wirklich erinnern, bis ich dann wieder klar sah und auf Kyle's noch leicht dampfende Leiche herab blickte. Ich hatte den ganzen Abend gedacht, ich würde Schuldgefühle davon tragen, doch mich durchdrang das gleiche befriedigende, fast schon euphorische Gefühl, welches ich auch verspürte bei dem Tod des Mistkerls, weswegen ich überhaupt erst in der Hölle gelandet war.

Dieses Mal war mein Lächeln echt, als ich die Katzen-Dämonin hinter eine Mülltonne legte. Sie würde in ein paar Stunden wach werden und bis auf ein paar Kopfschmerzen keine bleibenden Schäden davon tragen.

Beim Aufstehen kniff ich kurz die Augen vor Schmerz zusammen, da mir Kyle während unseres Kampfes die Schulter ausgekugelt hatte.

Dennoch durchlief mich so viel Adrenalin, dass ich den Schmerz erst mal ausblendete und mich wieder auf den Weg zum Hotel machte. Ich winkte nur kurz Husker und Angel, die fragend zu mir sahen, ehe ich nach oben in mein Zimmer lief. Grinsend sah ich mich nach dem Radio Dämon um.

"Alastor? Ich hab es geschafft. Der Mistkerl ist tot!"

Als ich meinen Blick nach links wandte, zuckte ich überrascht zusammen, als ich Lucifer am offenen Fenster sah.

"Mila, was hast du getan?"

Mein Lächeln zerfiel, dennoch versuchte ich mich zu verteidigen.

"Er hat es verdient. Ohne ihn hätte ich das Schlamassel mit diesem vermaledeiten Zauber nicht. Warum hast du mir nicht gesagt, dass man ihn nicht komplett brechen kann?"

Energisch schüttelte Lucifer daraufhin den Kopf und kam auf mich zu. Sanft nahm er meine Hände in seine und sah mir fast schon verzweifelt in die Augen.

" Darum geht es jetzt nicht Mila. Du hast deine Seele durch diesen Mord beschmutzt. War es das wirklich wert? Du hättest es in den Himmel kommen können."

Dieses Mal war ich es, die den Kopf schüttelte, meine Hände seinem Griff entzog und nach unten auf meine Füße starrte, nur um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.

"Wer sagt, dass ich überhaupt noch in den Himmel will? Natürlich habe ich keine Lust mehr darauf, Alastors Lieblingsspielzeug zu sein, dass er herumschupsten kann wann und wie er will. Natürlich weiß ich, dass ich mich in der Hölle immer deplatziert gefühlt habe, aber denkst du im Himmel würde es mir besser gehen? Du meintest doch selbst zu Charlie, dass es für Sünder schwer fallen würde da oben mit all ihren Regeln. Außerdem war ich ja selbst da oben und habe keine Lust darauf permanent von diesen Engel-Bastarden umgeben zu sein.

Und dann wäre ich von all meinen Freunden und Liebsten getrennt. Angel, Husker, Charlie, Vaggie, Niffty, Sir Pentious, verdammt sogar Alastor irgendwie, und... Dir. "

Zögerlich hob ich den Blick, nur um in seine nachdenklichen Augen zu sehen. Dann drehte er sich um und ging zum offenen Fenster.

" Ich bauche einige Tage um darüber nachzudenken. "

Traurig sah ich zu, wie er seine Flügel ausbreitete und davon flog und in meinem Kopf hallte ein Satz von ihm nach: War es das wirklich wert?

"Ärger im Paradies?"

Mal wieder zuckte ich zusammen und verzog daraufhin kurz leidend das Gesicht, als Alastor hinter mir auftauchte und dann seine Hand auf meine ausgekugelte Schulter legte. Der Mistkerl wusste natürlich genau, welche Schulter verletzt war.

" Ich will nicht darüber reden.", murmelte ich nur etwas stumpf entwand mich seinem Griff.

Da ich heute meine Prüfungen bestanden hatte, reichte ihm glücklicher Weise diese Antwort, denn ich spürte, wie seine Magie meine verletzte Schulter berührte und diese wieder einrenkte, weswegen ich meine Zähne zusammenbiss, um keinen Schmerzenslaut von mir zu geben. Diese Genugtuung würde ich ihm heute Abend nicht geben.

Ich lief zum Bett, setzte mich drauf und entschied mich kurz darauf, mich in meine Fuchsgestalt zu verwandeln. Mir war es egal, dass ich dadurch angreifbarer war für Alastor, denn ich hatte herausgefunden, dass ich in dieser Gestalt weniger seelische Schmerzen verspürte (wenn auch geringfügig weniger).

Ich rollte mich auf meinem Kopfkissen zusammen und schlief mit dem hoffenden Gedanken ein, dass Lucifer meine Entscheidung schlussendlich verstehen würde.

My Life in Hell (Hazbin Hotel FF) Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang