38. Tee Party in der Unterwelt (II)

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Als endlich alles fertig war, kamen auch schon die ersten Gäste.
Natürlich noch keine richtigen Gäste. Thanatos, Hekate, Morpheus und die drei Furien gesellten sich zu uns. Alle waren ein wenig förmlicher und festlicher gekleidet als sonst, genau wie meine Eltern und ich. Während Persephone sich in ein Gespräch mit Hekate vertiefte, kam Thanatos zu mir.
Wir quatschten ein bisschen über die Jagt nach den restlichen entflohenen Geistern. Thanatos vermutete, dass sie sich irgendwo in der sterblichen Welt verstecken mussten, vielleicht in verlassenen Häusern oder auf Friedhöfen. Irgendwo, wo er sie nicht so schnell finden konnte. Ich bot an ihm mit meinen Cacao Puffs weiter bei der Jagt zu helfen, doch Thanatos winkte ab. "Wenn es dich interessiert, dann sehr gerne, Prinz, aber dein Vater hat bereits einige Dämonen angergiert um mir zu helfen. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, aber König Hades scheint sie unter Kontrolle zu haben. Außerdem machen sie jetzt auch sonst nicht mehr so viel Ärger." Er lächelte mir knapp zu. "Scheint als würde deine Idee, anderen Wesen ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken tatsächlich funktionieren. Auf einmal machen sie sich nützlich." Ich nickte stolz und drehte mich um, als jemand im offenen Gartentor erschien.

Nach und nach tauchten die Götter ersten Rangs auf. Mein Vater hatte bei den Einladungen jedem unserer Gäste eine dieser schwarzen Perlen überlassen, die er auch Asklepios und Will gegeben hatte. Die Schatten in der Perle brachten sie direkt unter den Torbogen.
Athene traf als Erste ein, direkt nach ihr Demeter, die sich sofort auf Persephone stürzte. Auch Hermes kam sehr pünktlich an. Poseidon und Ares stießen bei ihrer Ankunft gegeneinander und brachen sofort in eine Streiterei aus, die von Athene geschlichtet werden musste.
Danach kamen endlich meine Halbgott-Freunde. Anscheinend waren sie alle zusammen, gleichzeitig hier her gereist, denn sie fielen auf einen wilden Haufen übereinander. Leo war der einzige, der daneben gelandet war, aber er schaute den Haufen nur einmal an und warf sich ganz oben drauf.

Ich lief grinsend zu ihnen. Leo war direkt auf meinem Sunshine gelandet und rückte ihn zu Boden. Ohne Rücksicht auf den Sohn des Hephaistos zog ich Will aus dem Getümmel und zischte Valdez an: "Pfoten weg von meinem Freund!"
Leo rappelte sich auf und grinste mich breit an. "Ach, und was wenn nicht?", fragte er herausfordernd und lehnte sich an Wills Schulter.
Ich rief sofort nach meinen Cacao Puffs und hetzte sie auf ihn.

Während Valdez noch schrie, ich solle meine verdammten Dämonen zurückpfeifen und sich darüber beschwerte, wie kitzlig er war, scheuchte Persephone die anderen Halbgötter unter dem Torbogen weg, damit es nicht zu noch größerem Stau kam. 

Frank, Annabeth, Thalia und Piper schauten sich staunend im Garten um. Calypso schien hin und weg von den ganzen Pflanzen zu sein und fragte Persephone sofort darüber aus. Ich hatte so ein Gefühl, dass die beiden den ganzen Abend lang über nichts anderes reden würden.

Als Jason, zusammen mit den anderen beiden Richtern, ankam, brannte natürlich sofort der Tartaros los.
Unsere Freunde stürzten sich sofort auf ihn, allen voran, Piper.
Offenbar hatten Shakespeare und Jefferson Jason schon beigebracht, wie er seinen Körper verfestigen konnte, etwas, dass nur mächtigere und ranghöhere Geister schafften.
Piper rannte voll in ihn hinein und umarmte ihn stürmisch.
Die anderen hatten nicht so viel Glück. Ihr Ansturm überraschte Jason so sehr, dass er wieder durchlässig wurde und Percy fiel voll durch ihn durch. Thalia ging es nicht viel besser, als sie ihn umarmen wollte.

Ich seufzte und trat schnell vor. "Okay, okay, alle wieder zurück! Ihr verteilt sein Wesen noch so sehr, dass er sich nicht wieder zusammen fügen kann!", schimpfte ich und stellte mich zwischen Jason und unsere Freunde. Besorgt blickte ich den Sohn des Jupiter an, sein Geist sah aus wie verwirbelter Nebel. Piper schnappte entsetzt nach Luft. Jason blinzelte verwirrt und langsam nahm er wieder Form an. 

"Alles in Ordnung, Jason?", fragte ich vorsichtig. Jason konzentrierte sich noch einmal, dann nahm sein Körper wieder gänzlich Form an und er nickte.
"Ja, passt schon. Ich hab nur nicht mit so viel Zuneigung auf einmal gerechnet." Er grinste schief und unsere Freunde brachen in erleichtertes Lachen aus.
Leo streckte vorsichtig seinen Finger nach Jasons Arm aus und grinste bescheuert, als er durch Jason hindurch glitt. "Hey, das ist ja cool! Tut es weh?"
Jason schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder. Es dauerte ein wenig, aber dann schaffte er es, wieder greifbare Gestallt anzunehmen.

Als alle da waren gab es unterschiedliches Gebäck, Tee, Caffè und frisches Obst (aber keine Granatäpfel).
Genau wie ich vermutet hatte, quatschten Persephone und Calypso immer noch über Gärtnerei und Pflanzen, aber diesmal hatte sich auch Demeter eingemischt.
Annabeth und Athene hatten Dädalus sofort in ein Gespräch über seine Architektur in der Unterwelt verwickelt, sobald sie erfahren hatten, dass auch er zu der Tee Party eingeladen war.
Poseidon und Hekate diskutierten mit meinem Vater darüber, was mit Blubsie passieren sollte.
Hazel hatte es sich nicht nehmen lassen wollen, Frank ihr Zimmer im Palast zu zeigen - Dad hatte ihr noch einen mahnenden Blick zugeworfen, dessen Botschaft klar war.
Piper, Thalia, Reyna, Leo, Percy und Juno redeten mit Jason, während Aphrodite daneben saß und ihren Blick über die Halbgötter streifen ließ, als würde sie nach einem neuen Opfer für eine Liebestragödie suchen.

Auch die anderen Götter ersten und zweiten Ranges hatten sich zu Einzelgesprächen zusammen gesetzt.
Ich sah Apollo und Dionisos darüber streiten, was der beste Snack zu einer Party war, Apollo sagte Häppchen, Muffins und Kuchen, Dionisos war für Chips, Gummibärchen und Cola light.
Artemis war überraschenderweise von Thanatos angesprochen worden. Der Gott des Todes hatte meine Cacao Puffs bei sich und unterhielt sich mit der Göttin der Jagt darüber, wie man sie zur Jagt abrichten konnte. 

Ich dagegen verzog mich mit Will an den Rand des Gartens. Wir setzten uns gemeinsam auf eine Gartenbank und Will zog mich dicht zu sich, während wir die anderen beobachteten.
"Weiß du, ohne dir wäre das alles nicht möglich gewesen, Neeks.", sagte mein Liebster sanft.
Ich hob überrascht den Kopf "Was denn?"
Will lachte. "Alles! Wenn du nicht vorgeschlagen hättest, Jason zu einem Richter zu machen, wäre Minos immer noch an der Macht, Persephone würde wahrscheinlich keine Tee Party geben und wer weiß ob Zeus ohne dieser Ablenkung nicht vielleicht doch noch auf die ganze Ausbruch-Geschichte draufgekommen wäre."
Ich zuckte bescheiden mit den Schultern. "Ohne dir, Asklepios und deinem Vater, wäre Hekate immer noch krank, oder sogar schon tot. Ich hab keine Ahnung, was dann passiert wäre und ich will es ganz scher auch nicht herausfinden." 
Mein Freund küsste mich liebevoll. "Du bist viel zu bescheiden, Angle. Auf jeden Fall ist diese Familien-Party viel besser als die nach meinem Geburtstag."

Will küsste mich wieder, bevor ich etwas sagen konnte und ich beschloss, dass es auch warten konnte was ich zu sagen hatte. Wer wusste auch schon, wie lange diese Ruhe dauern würde, wenn so viele Götter an einem Ort waren. 
Ich war vor allem froh, dass ich jetzt hier sitzen konnte, zusammen mit meinem Sunshine-Liebsten und endlich wieder ein bisschen Frieden herrschte.

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWhere stories live. Discover now