37. Tee Party in der Unterwelt (I)

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In der Unterwelt ließ mein Vater sofort Jason Grace aus dem Elysium zu sich rufen. Ich grinste wahrscheinlich wie ein Bescheuerter, als Dad meinem besten Freund verkündete, dass er ab sofort ein Richter des Todes sein würde. Jason stimmte der Beförderung feierlich zu.

Nachdem ich mich umgezogen hatte und meine Prinzenkleidung und meine Krone angelegt hatte, ritten Jason, Dad, ich und mehrere Wachen zum Pavillon der Richter. Jason schien es zwar zu wundern, warum ich auf einmal eine Krone und einen roten Umhang trug, aber er fragte nicht nach.

Wir ertappten Minos auf frischer Tat.
Gerade bäumte er sich vor seinen Kollegen auf und brüllte: "Und ich sage, wir schicken den Mann nach Elysium! Er hatte sein gutes Recht seiner Frau Manieren beizubringen!"
Jefferson erwiderte halb verzweifelt: "Nach dem heutigen Menschenschutzgesetz nennt man das sexuelle Vergewaltigung und das ist eine Straftat!"
Minos warf ihm einen wütenden Blick zu und zischte: "Zu meiner Zeit nannte man das seinem Weib Manieren beibringen, und Schluss!"

"Aber deine Zeit ist schon lange vorbei, Minos."
Minos zuckte erschrocken zusammen, als er die Stimme meines Vaters hörte. Er fuhr zu uns herum und auch Jefferson und Shakespeare sprangen auf um sich eilig vor uns zu verbeugen. 

Dad nickte mir zu und hielt sein Pferd an, um mir den Spaß zu überlassen. Ich trieb Dark Flow auf Minos zu und dieser wich eilig zurück.
"Sieh einer an, du hast offenbar nicht vergessen, wie weh Dark Flows Hufe tun können.", bemerkte ich fröhlich, "Sehr schön. Auf einer Skala von eins bis zehn, wie schmerzhaft war es? Eins ist nur ganz wenig und gerade genug um eine Strafe für Taschendiebe sein, zehn bedeutet unglaublich schmerzhaft und eine Strafe für Terroristen, Massenmörder und Kriegsverbrecher."
Minos stammelte undeutlich und ich verdrehte die Augen.
"Auf einer Skala von eins bis zehn. Wie schmerzhaft war es, Dark Flows Hufe zu spüren?" Ich betonte jedes Wort, als würde ich mit einem Kleinkind sprechen. 
"Z..Zwei?" Minos wich noch weiter zurück, als mein Pferd augenscheinlich nach ihm biss.
"Und war das so schwer zu beantworten?", fragte ich spöttisch. "Gewöhn dich schon mal daran, Minos, denn das ist ab heute dein neuer Job! Die Einzelheiten erkläre ich dir später."
"Wa...was? Mein... neuer Job? Was hat das zu bedeuten?", Minos warf einen verwirrten Blick auf meinen Vater, aber Hades machte keine Anstalten sich einzumischen. 
Liebenswert erklärte ich Minos: "Das bedeutet dass du als Richter gefeuert bist."
"Gefeuert? Ich? Aber.. aber... Das kannst du gar nicht!" Minos schien seine Fassung wieder zu erlangen und starrte mich angewidert an.

Ich warf ihm einen meiner besten Todesblicke zu und Minos wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
"Oh doch, ich kann. Und ich tue es jetzt gerade. Du bist als Richter des Todes gefeuert, Minos. Eigentlich ist das auch schon längst überfällig."
"Aber..."
"Nein!", unterbrach ich ihn harsch und in meiner Stimme klang der Doppelton der Herrscher der Unterwelt, "Ich bin Nico di Angelo! Sohn des Hades, Prinz der Unterwelt, Ghostking, Held des Olymp. Und du, Minos, hast mir zu gehorchen!" 

Minos öffnete und schoss seinen Mund, brachte aber keinen Ton hervor. Ich wusste nicht genau, ob das an Verwirrung, Verzweiflung oder Zorn lag, oder ob ich ihm aus Versehen den Mund geschlossen hatte. Bei römischen Geistern konnte ich so etwas machen... 

Jedenfalls ritt jetzt mein Vater vor und drehte sich zu Shakespeare und Jefferson um. "Shakespeares, Jefferson, das hier ist Jason Grace, der Sohn des Jupiter. Er wird euer neuer Kollege sein." Die beiden anderen Richter verbeugten sich sofort vor Hades und ich hätte schwören können, dass sie erleichtert aussahen Minos endlich los zu werden. 

Minos kreischte: "Moment mal! Er ist ein Sohn des Jupiter! Nur Söhne des Zeus dürfen Richter sein. Ich werde das meinem Vater sofort melden und..."
Mein Vater drehte sich zu ihm um und schnitt ihm mit einem Blick das Wort ab. Gelassen sagte er: "Nico und ich kommen gerade vom Olymp, wo wir von Zeus persönlich die Erlaubnis bekommen haben, Jason Grace zu einem Richter zu machen."
Minos Blick verwandelte sich in Unglauben. "Aber... Aber hat er denn gar nichts darüber gesagt, dass dieser Grace römisch ist?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, hat er nicht. Allerdings hat eine gewisse Juno, du kennst sie wahrscheinlich als Hera, klar gestellt, dass Jason zwar Jupiters Sohn, aber nicht seine Angelegenheit ist. Und ihr war es sehr wichtig, dass Jason ein Richter wird."

Jetzt schien auch Minos nicht mehr zu wissen, was er sagen sollte. 
Jefferson trat einen kleines Schritt vor und verkündete: "Wenn das so ist, dann würde ich sagen: Willkommen, Jason Grace. Wunderschön einen neuen Kollegen zu haben, sollen wir dich herumführen?" 
Jason grinste mich kurz an, bevor er von seinem Pferd abstieg und auf Jefferson zuging. Mein Vater nickte zufrieden. "Ich erwarte, dass du und Shakespeare ihn ordnungsgemäß in sein Amt einführt. In den nächsten Wochen wird Nico hin und wieder überprüfen wie es läuft und ich werde Jason persönlich über die Regeln und Gesetze befragen, die ein Richter zu befolgen hat. Ich erwarte, dass ihr sie ihm beibringt!"
Shakespeare nickte heftig: "Selbstverständlich, eure Hoheit!"

Damit schien die Angelegenheit erledigt zu sein. Ich betrachtete Minos nachdenklich und sagte: "Weißt du was? Wenn Jason jetzt sofort mit dem Arbeiten anfangen muss, dann finde ich, kannst du das auch."
Minos wirbelte verwirrt zu mir herum, doch ich befahl einem der Wachen bereits, ihm die Hände zu fesseln und mir den Strick zu geben. Ich band den Strick an meinem Sattel fest und drehte mich zu meinem Vater um.
"Wer zuerst zurück im Palast ist?"
Hades verstand sofort worauf ich hinaus wollte und nickte. "Stell dich darauf ein zu verlieren, mein Sohn." 

Ich winkte Jason noch schnell zu, dann spornte ich Dark Flow zu einem gestreckten Galopp an. Weil unsere Pferde Schatten-Pferde waren, überwanden sie die Strecke bis zum Palast in wenigen Minuten. Mein Vater gewann natürlich das Wettrennen, aber er zerrte auch keinen kreischenden und fluchenden Ex-Geisterkönig hinter sich her. 
Minos sah ganz schön mitgenommen aus, als wir anhielten. Er übergab sich mitten auf den Weg. 

"Auf einer Skala von 1 bis 10?", fragte ich ohne Mitleid, "Obwohl, vielleicht wiederholen wir das später noch mal. Mit Schattenpferden funktioniert das nicht. Wie wäre es mit Skelettpferden?" Minos übergab sich noch einmal.
Wer hätte gedacht, dass Geister kotzen können?

Ich sperrte Minos in ein Zimmer das im selben Palastflügel lag, wie die Unterkünfte der höheren Bediensteten.
Minos war mein persönliches Spielzeug... äh, Berater. Er hatte ein klein wenig Luxus verdient, was aber nicht hieß, dass ich ihn nicht auch weiter nach unten Stufen konnte, wenn er mir blöd kam. 


Ich machte mich fertig für die anstehende Tee Party. Natürlich hatte Jason auch eine Einladung bekommen, bevor wir losgeritten waren um ihn zum Pavillon der Richter zu bringen. Auch den anderen beiden Richtern hatte mein Vater großzügigerweise eine Einladung dagelassen.
Ich tauschte meine Prinzenkleidung wieder gegen einfache schwarze Jeans doch statt einem T-Shirt zog ich ein etwas förmlicheres dunkelgraues Hemd an.
Allerdings ließ ich meine Krone weg. Es musste ja nicht jeder Halbgott gleich sehen, welchen Rang ich hier unten hatte. Ich rief meine Cacao Puffs bei Fuß und ging hinunter in Persephones Garten.

Dort waren die Vorbereitungen bereits in vollem Gange. Hades und Persephone standen am Rand des Geschehens, währen Geister- und Zombie-Diener Tische und Stühle aufstellten und deckten. Persephone sah sehr zufrieden damit aus, Hades eher weniger. Ich konnte meinen Vater verstehen. Eine Tee Party im Reich des Todes. Als Nächstes bildeten sich alle ein, dass sie einfach hier rein platzen und um einen Gefallen bitten konnten.
Hades versuchte absichtlich nicht die Unterwelt.... einladender zu gestalten. Genau wie ich hatte er lieber seine Ruhe vor nervigen Lebenden und Göttern.

Doch Persephone hatte andere Pläne. Sie gab ihren Dienerinnen ein paar Anweisungen, wie sie die Tisch-Deko aus bunten Blumensträußen arrangieren sollten und sah dabei sehr glücklich aus.
Mir ging auf, dass das der einzige Grund war, warum Dad der ganzen Party nicht einfach widersprach.
Wenn ich Will mit einer Pyjama-Party in der Hades-Hütte so glücklich gemacht hätte, hätte ich wahrscheinlich auch nicht widersprochen. 

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWhere stories live. Discover now