5. ich erpresse Apollo

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Hazel ging in ihr Zimmer, zog sich um und ritt dann nach Camp Jupiter zurück. Ich dagegen blieb im Thronsaal der Unterwelt. Klar, ich hätte auch längst wieder mal in Camp Half-Blood vorbeischauen können, aber Will war gerade bei seiner Mom am Rand von New York, also hatte ich nicht wirklich Lust darauf. Außerdem brauchte Dad hier gerade jede Hilfe, die er kriegen konnte. 

Persephone zählte inzwischen auf: "Artemis hat ihre Jägerinnen. Es wird sicher nicht auffallen, wenn sie ihre Jagt in die Umgebung der Städte verlegen. Einzelne erfahrene Halbgötter wie Percy Jackson, Annabeth Chase, Piper McLean, Leo Valdez, Clarissa La Rue, Kayla Knowles, Austin Lake und Will Solace können zu ihren sterblichen Familien reisen, unter dem Vorwand, sie würden sie besuchen und dann die Monster in der jeweiligen Gegend in Schach halten. Ich für meinen Teil sollte eigentlich sowieso gerade bei meiner Mutter an der Oberfläche sein, da kann ich alles im Blick behalten. Hera kann Zeus ablenken, ich wette er hat sowieso schon wieder irgendetwas ausgefressen worauf sie sauer sein kann. Oder sie kann ihm sagen, dass sie sich wieder mit ihm versöhnen will, was auch immer, Hera wird schon was einfallen wie sie seine Aufmerksamkeit bekommt." 

Wir starrten sie alle verblüfft an. Meine Adoptivmutter war nicht dafür bekannt Schlachtpläne zu entwerfen. Dad murmelte: "Du überraschst mich immer wieder, meine Schöne." 

Mom lächelte selbstzufrieden. "Ich bin eben nicht nur eine Göttin, sondern auch eine Frau. Wir stecken voller Überraschungen!" 

"Bin ich froh, dass ich Will habe.", knurrte ich, "Ich hasse Überraschungen." 

Mom lachte und auch über Dads Gesicht huschte ein Lächeln. 

Mir fiel aber noch etwas ein. "Wir können Apollo herholen, damit er sich Hekate mal ansehen kann. Immerhin ist er der Gott der Heilkunst." Aber Thanatos schüttelte den Kopf: "Apollo hat ein loses Mundwerk. Da erfährt Zeus es auf jeden Fall." 

Jetzt war es an mir zu grinsen. "Oh nein, der wird nicht quatschen. Dafür werde ich sorgen!" "Und wie willst du das anstellen?", fragte Hades. 

Lässig lehnte ich mich gegen eine der Marmorsäulen. "Ihr vergesst, dass ich mit einem seiner Söhne zusammen bin." 

"Du willst ihm damit drohen, Will das Herz zu brechen wenn er uns nicht hilft?", kreischte Mom entsetzt. Ich wusste längst, dass sie ein Fan meiner Beziehung mit Will war. Ich verstand nicht warum. Sie war Will noch nie begegnet. Trotzdem ärgerte ich mich, dass sie glaubte ich könnte mein Nachtlicht im Stich lassen. 

"Was? Nein! Aber entweder er hält die Klappe, oder ich bitte seinen eigenen Sohn, ihn mit bitterer Medizin und schlechtem Bogenschießen zu quälen, seine Knochen zu stehlen und ihn so lange zu nerven, bis er auf den Styx schwört Zeus nichts zu erzählen. Für mich macht Will das ganz bestimmt.", erklärte ich.

Persephone atmete beruhig aus. Thanatos zuckte mit den Schultern und meinte: "Ja, das könnte funktionieren."

"In Ordnung. Persephone, meine Liebe, bitte informiere du Artemis, aber sonst noch niemanden. Thanatos, ich stelle dir Alekto, eine der drei Furien, zur Seite. Ihr holt die Seelen zurück, die ausgerissen sind.", sagte Dad und drehte sich zu mir um, "Nico und ich kümmern uns um Apollo." 


Persephone löste sich augenblicklich in einer Wolke aus Blütenblättern auf. Aus einem der Seitengänge zum Thronsaal flatterte die Furie Alekto heraus. Ich hatte die drei Fledermausladys bisher nie wirklich gemocht, aber seit ich mehr in der Unterwelt war, fürchtete ich sie auch nicht mehr und eigentlich konnten die Furien auch ganz angenehme Zeitgenossen sein. Als Prinz der Unterwelt hatte ich außerdem ein wenig Macht über sie, sie mussten meinen Befehlen folgen. Thanatos und Alekto flogen beide los und verschwanden in den Schatten. 

Dad legte mir eine Hand auf die Schulter und Augenblicke später fanden wir uns auf einer Wiese wieder. Ich blinzelte gegen das grelle Licht. Als ich wieder klar sehen konnte erkannte ich, dass wir uns auf einem Schützstand befanden. Am gegenüberliegenden Ende der Wiese waren Zielscheiben aufgestellt und direkt vor uns standen mehrere Bogenschützen, die darauf schossen. Ich war froh, dass Dad uns nicht mitten auf die Schussbahn gezappt hatte.

Mir fiel sofort ein junger Mann mit hellbraunen Haaren auf, er traf ein wenig zu oft in die Mitte. Dad hatte ihn ebenfalls bemerkt. Gemeinsam gingen wir auf ihn zu und blieben hinter ihm stehen. 

Hades sagte: "Apollo." Der Mann sprang ganze 30 cm in die Luft und fuhr zu uns herum, wobei er seinen Bogen spannte und mit einem Pfeil auf uns zielte. Einige Sterbliche drehten sich zu uns um, aber Dad wedelte kurz mit der Hand durch die Luft und sie konzentrierten sich wieder auf ihre eigenen Angelegenheiten. Unbeeindruckt zog ich mein Schwert und schob Apollos Bogen damit zur Seite, sodass er nicht mehr auf meine Brust zielte. Der Gott atmete durch und nahm den Pfeil von der Sehne. "Nico di Angelo und sein Vater, Hades höchst selbst. Ich nehme an ihr seid nicht zum Bogenschießen hier?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf und Hades sagte: "Nein, was uns herführt hat absolut nichts mit Bögen und Pfeilen zu tun. Aber wir sollten nicht hier darüber reden. Wir nehmen dich also mit." Ohne ein weiteres Wort, zappte Dad uns wieder zurück. 

"Hey, wird das eine Entführung?", jammerte Apollo sobald wir wieder im Palast waren. Für meine Augen war das hier deutlich angenehmer. "Noch nicht.", antwortete ich fröhlich, "Aber wenn du beschließt unartig zu werden und dich nicht kooperativ zu zeigen, wird das eine Erpressung!" Apollo stöhnte, während wir ihn durch die Gänge des Palastes führten. Er sagte: "Hör mal, Hades, wenn es darum geht, dass unsere Söhne zusammen sind, muss ich dir sagen, dass ich absolut kein Problem damit habe." "Es geht heute nicht um Nico und Will. Aber nur fürs Protokoll, ich hab auch kein Problem mit den beiden." Dad lächelte mich kurz an.

Wir kamen an Hekates Zimmer an. Dad klopfte kurz und Persephone öffnete. An Apollo gewandt sagte ich: "Das hier ist der Grund, warum wir dich hergeholt haben." 

Wir traten ein. Hekates Zimmer war sonst eines der helleren im Schloss, weil sie überall Fackeln mit verschiedenen Feuern hängen hatte. Heute leuchteten nur die mit griechischem Feuer. Im Himmelbett nahe dem Kamin, lag Hekate und hustete immer wieder. Als Sohn des Hades konnte ich auch im Dunkeln gut sehen, und so konnte ich erkennen wie blass sie war. Auf einem Runden Tisch in der Mitte des Raumes lagen mehrere Kräuter aus Moms Garten, zusammen mit einer Kanne dampfendem Wasser. Apollo sah zuerst sehr verblüfft aus, fing sich aber schnell wieder. Er ging langsam an uns vorbei. Im Gehen verwandelte sich sein Bogenschieß-Trikot in einen Arztkittel und in seiner Hand tauchte eine Arzttasche auf. "Zu aller erst mal, bei Husten immer den Kopf hoch lagern!", erklärte er. Mit einer Handbewegung ließ er mehrere Kissen herbeischweben, und zog Hekate in eine sitzende Position. Dann fragte er sie darüber aus, wie sie sich fühlte, wo sie Schmerzen hatte und wie lange das schon so war. 

Aus seiner Tasche zog er ein Fiebermessgerät und hielt es ihr an die Stirn, dann leuchtete er noch in ihren Mund und in ihre Augen. Dabei murmelte er Dinge wie: "Nicht gut...... überhaupt nicht gut..... keine Maßstäbe für Götter. Großes Problem." 

Schließlich sagte er zu uns: "Das Problem ist, dass ich keine Maßstäbe für Götter habe, weil das noch nie vorgekommen ist. Nur wenn ich weiß, wie es sein sollte, kann ich ganz genau sagen was falsch ist. Und erzählt mir nicht, dass es offensichtlich ist, was falsch ist, das sehe ich nämlich auch. Ich rede von tiefergehenden Problemen wie Abwehrstoffe des Körpers, Immunsystem und Herzkreislauf." Mom und Dad wechselten einen besorgten Blick. "Wir haben die Meldung bekommen, dass sich diese Krankheit auf den Nebel auswirkt. Nico kann das sogar bezeugen. Vielleicht ist es als etwas Magischeres?", bemerkte Persephone vorsichtig. Ich nickte. 

An Apollos Blick erkannte ich bereits, dass die Lage ernster war als ich gedacht hatte.

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz