33. bei den Jägerinnen

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Artemis bot uns freundlicherweise an im Lager der Jägerinnen zu übernachten und obwohl ich gerne zurück in die Unterwelt gereist wäre, verbot mir Will weitere Schattenreisen in den nächsten vierundzwanzig Stunden. Reyna stimmte ihm da zu. 

Ich verstand, dass es für Männer eine riesige Ehre war, von den Jägerinnen in ihrem Lager geduldet zu werden und von der Göttin selbst angeboten zu bekommen, dort auch übernachten zu dürfen. Also ließ ich mich von Reyna in in das Zelt scheuchen, dass sie sich normalerweise mit Thalia teilte und in dem noch zwei Betten frei waren.
Als wir zu viert unter uns waren fragte Will: "Sagt mal, warum hasst mich die eine Jägerin mit den braunen Haaren so? Hab ich irgendwas falsch gemacht?"
Reyna schüttelte den Kopf. "Nein, sie hat einfach Vorurteile Apollo gegenüber. Nachdem Phöbe gestorben ist, ist sie nun die erfahrenste Jägerin, aber sie war gerade in unserer Hauptbasis, als wir Apollo wegen der ganzen Orakel-Sache helfen mussten. Sie hält deinen Vater immer noch für einen aufgeblasenen Schnösel, der alles anbaggert was einen Busen hat." 

Thalia kicherte leise und fügte hinzu: "Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass Carmen schon entsetzt war, als Frauen begonnen haben Hosen zu tragen. Mich kann sie auch nicht leiden, weil ich nicht gerade Lady-like bin. Und jetzt zwei Jungs zu treffen, die ein Paar sind - hey, versprecht mir euch wenigstens einmal vor ihr zu küssen! Das wird ihr einen Herzinfarkt bescheren!"
Reyna brach in Gelächter aus.
"Ihr Name ist also Carmen?", fragte ich.
Reyna nickte. "Naja, eigentlich heißt sie Carmen de Castillo de Santa Bárbara. Sie kommt ursprünglich aus Spanien, etwa aus dem 17. Jahrhundert. Carmen kommt aus einer wohlhabenden Familie, wollte damals aber nicht heiraten und hat sich Jägerinnen angeschlossen, auch wenn sie zu dem Zeitpunkt noch nicht an die griechischen oder römischen Götter geglaubt, oder auch nur von ihnen gewusst hat."

"Klingt nach einem Sprung ins kalte Wasser.", fand Will.
Wir redeten noch ein bisschen, dann nahmen Reyna und Thalia uns wieder mit nach draußen. Inzwischen war es dunkel geworden und die Jägerinnen hatten sich um das Lagerfeuer versammelt, brieten Marshmallows oder Stockbrot, spielten Armdrücken und unterhielten sich.

Artemis winkte uns zu sich und wir setzten uns zu ihr auf mehrere Klappsessel. Die Göttin wandte sich an Will: "Sag mal, Will, bist du in letzter Zeit meinem Bruder begegnet? Er hat sich in letzter Zeit ziemlich seltsam aufgeführt, wegen seinem komischen Plan. Es war seine Idee Asklepios hier her nach Amerika zu holen, oder?"
"Ja, ich hab Dad erst heute morgen gesehen. Ich war dabei als,", Will unterbrach sich und warf einen schnellen Blick zum Himmel, bevor er sagte: "Ich hab in den letzten Tagen bei Nico übernachtet." 
"Und vermutlich habt ihr jede Menge Spielchen gespielt.", murmelte eine der Jägerinnen, die mitgehört hatte, verächtlich.
"Willst du das wirklich so genau wissen?", stichelte mein Freund zurück und das Mädchen kreischte entsetzt: "Nein!" 
Carmen knurrte: "Wie der Vater so der Sohn. Ich bin sicher Will Solace wird uns trotzdem gleich alles über seine nächtlichen Erfahrungen erzählen." 
Ich konnte im Schein des Feuers erkennen, wie Will ein wenig rot anlief.
Er hielt seine Stimme ruhig als er sagte: "Es gibt nichts zu erzählen, Carmen. Erstens, weil nichts passiert ist und zweitens, weil es euch sowieso nichts anginge." 

Als die Sonne ganz verschwunden war, zupfte ich auffordernd an Wills T-Shirt. Mein Liebster seufzte leise und konzentrierte sich. Als seine Haut zu glühen begann und sanftes goldenes Licht ausstrahlte, hob sogar Artemis beeindruckt den Kopf.
"Wirklich nicht schlecht,", lobte die Göttin, "ich nehme an, mein Bruder war ganz begeistert davon, dass du das kannst?"
Ich lachte. "Begeistert ist eine Untertreibung. Wenn Will sein Studium vermasseln, wird er Apollo nur sagen müssen: >Aber Dad, wenigstens kann ich leuchten< und Apollo wird der zufriedenste Vater der Welt sein." 
Artemis lachte leise und auch ihre Jägerinnen kicherten teilweise. Mein Sunshine stieß mich in die Seite, doch ich rammelte zurück. Will rieb sich den Arm und funkelte mich immer noch beleidigt an. 

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWhere stories live. Discover now