22. Percy hat Infos für uns

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Als wir den Thronsaal betraten und Dad sich auf seinen Thron setzte bestätigte sich unser Verdacht. Percy Jackson stand vor uns und grinste schief. Er war umringt von sechs Soldaten, die alle mit Sturmgewähren oder Speeren auf ihn zeigten. Der Leutnant der Wachen und zwei Soldaten standen etwas weiter weg und starrten einen Kugelschreiber an, den einer der Soldaten hielt. Ich fragte mich was an einem Kugelschreiber so wahnsinnig wichtig war, dass zwei Soldaten und ein Leutnant ihn lieber anstarrten, als ihren König und ihren Prinzen zu begrüßen, aber dann ging mir auf, dass es Percys Kugelschreiber war. Also das Schwert Springflut. 

Hades räusperte sich vernehmlich und die Wachen zuckten zusammen. In diesem Moment verschwand der Kugelschreiber und der Leutnant heulte auf: "Schon wieder! Los durchsucht ihn! Nehmt ihm die Waffe wieder ab und lasst sie nicht mehr aus den Augen!" Ich verdrehte die Augen, stieg die Treppe vom Thron hinunter und klatschte laut in die Hände. Sofort standen alle Soldaten und der Leutnant stocksteif da. 

Ich ging zu Percy und zog missmutig eine Augenbraue hoch. "Was willst du, Percy?", fragte ich und der Sohn des Poseidon grinste nervös. "Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich mich verlaufen habe?" "Theoretisch schon, so dumm wie du bist. Reyna hatte Recht. Ohne Annabeth findest du nicht mal aus einer Papiertüte heraus." Percy verzog schmollend das Gesicht, und auch wenn ich es niemals zugeben würde, ich fand es immer noch ziemlich süß. Zwar nicht mehr so, dass es mein Herz zum Flattern brachte - das schaffte inzwischen nur noch Will - aber eben doch noch recht niedlich. 

"Ehrlich Nico, musst du so gemein sein?", tadelte mich Will, stellte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schultern. "Ja!", gab ich mit felsenfester Überzeugung zurück. Percy dagegen hob überrascht den Kopf. "Was machst du denn hier, Will?", fragte er. "Nico besuchen, und du?", fragte Will zurück. 

Hinter uns sagte Hades streng: "Das wüsste ich auch gerne!" Mit einer einzigen Handbewegung schickte er die Wachen hinaus und winkte uns alle drei näher. Ich zog Will hinter mir her und setzte mich mit ihm auf die Stufen zum Thron, Percy blieb vor uns stehen und trat nervös von einem Bein auf das andere.

"Was hast du schon wieder angestellt?", fragte ich ihn und betonte es so, als würde ich erwarten, dass Percy etwas kaputt gemacht hatte und wir es wieder aufräumen mussten. "Also.. äh... angestellt? Gar nichts, es ist nur... ich suche was.", truxte Percy herum. "In der Unterwelt? Was hast du verloren, dass dich veranlassen könnte mein Reich zu betreten?", zischte mein Vater sauer. Er mochte Percy nicht besonders. Wieder murmelte Percy erst ein paar unverständliche Dinge, doch dann gab er endlich zu: "Es ist ein Monster, könnte man sagen. Wir haben... Ich hab ein Monster verloren." "Du bist ein mieser Lügner, Perce.", fand ich und Will nickte zustimmend. "Nein, ich hab wirklich ein Monster verloren! Bin ihm bis in einen Tunnel gefolgt und naja, dort bin ich dann von euren Soldaten aufgeschnappt worden.", entgegneter er und es klang wirklich ehrlich. 

"Welches Monster?", fragte Hades weiter. 

Percy stöhnte leise. "Das... das kann ich euch nicht sagen." 

"Also weißt du nicht, was für ein Monster es ist?", fragte Will weiter. 

"Doch, schon! Aber... es ist kompliziert, Leute, okay?" 

"Ist es das nicht immer?", entgegnete ich und Percy warf mir einen sauren Blick zu. 

Schließlich seufzte er und hob beschwichtigend die Hände, bevor er leise fragte: "Wie viel, von dem was wir hier reden bekommt ein gewisser blitzeschleudernder...." "Gar nichts.", unterbrach ihn Hades. "Meine Brüder bekommen gar nichts von dem mit, was hier unten gesprochen wird. Und jetzt antwortete mir Jackson: Welches Monster hast du verloren und das noch dazu in meinem reich?" 

Percy schien noch einen Moment lang abzuwägen ob er uns vertrauen konnte, doch schließlich verzog er das Gesicht und erklärte leise: "Ich weiß echt nicht viel, vor allem deshalb, weil.. naja, weil es nicht viel zu wissen gibt. Dieses Monster, das ich jage, hat keinen Namen und bis vor wenigen Monaten wusste nicht einmal ich, das es existiert. Alles, was ich weiß ist, dass es aus den Tiefen des Meeres kommt, extrem giftig ist und nicht von einem Schwert besiegt werden kann." Will neben mir verspannte sich und ich und mein Vater wechselten einen schnellen Blick. 

Leider war Percy nicht ganz so dumm wie wir ihn immer aufzogen. "Es ist hier, oder? Es ist etwas passiert, dass so nicht hätte passieren dürfen. Ist jemand gestorben? Erkrankt? Bei allen Göttern!", Percy sog scharf die Luft ein und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Dann fragte er leise: "Hekate, oder? Deshalb macht der Nebel so viele Zicken." "Es ist dir also aufgefallen.", murmelte ich und Dad stöhnte leise. Percy begann vor dem Thron auf und ab zu gehen und dabei seinen Kugelschreiber zwischen den Fingern zu drehen. Dabei zählte er auf: "Also ist uns ein Monster abgehauen, über das niemand so gut wie irgendetwas weiß und dieses Monster hat Hekate vergiftet, was den Nebel außer Gefecht setzt und die Monster so vor den Sterblichen offenbart. Und Big Z darf von alle dem nichts mitbekommen, weil er sich sonst einmischen und allen ruinieren würde!" "Woher weißt du das?", fragte Hades und ich glaubte einen Hauch von Verwunderung in seiner Stimme zu hören. 

Percy zog hilflos die Schultern hoch. "Weil wir unter Wasser ähnliche Probleme haben. Wesen von denen Big Z lieber nichts erfahren sollte und ständig irgendwelche Kriege gegen aufständische Monster oder Probleme mit Wilderern und Umweltverschmutzungen. Um Wilderer kümmert sich inzwischen Kym, meine Schwester, aber sie sind immer noch ein Problem. Überfischung und hin und wieder erwischt es auch einen der Meermenschen aus dem Volk meines Vaters. Übel... Und wenn Big Z es wissen würde, würde er sich einmischen, Dad seinen Job nicht mehr machen lassen und sich darüber aufregen, das nichts funktioniert, und dann funktioniert erst recht nix.", Percy seufzte wieder und sagte dann: "Wie auch immer. Wir müssen dieses Monster wieder einfangen und es vernichten."

"Woher kommt es eigentlich? Und wieso hat Poseidon sein eigenes Reich nicht im Griff?", fragte Hades. Percy funkelte ihn gereizt an. "Mein Dad hat sein reich sehr wohl im Griff, dafür, dass es so gigantisch ist! Kennst du etwa alle Monster die im Tartarus leben? Nein? Aber es ist doch dein Reich! Hast du alle Seelen des Asphodelengrund perfekt im Griff? Nein? Aber sie sind doch dein Volk! Tja, die Fische, Wale, Haie, Delphine, Quallen, Schildkröten, Kraken, Meermenschen, Hippocampis, Zyklopen, Meermenschen im Meer sind ja auch das Volk meines Vaters. Aber er kann sich nun mal nur auf die konzentrieren, die den meisten ärger machen und das sind immer noch hunderte von verschiedenen Monstern." Hades hob abwehrend die Hand und knurrte: "Schon gut, Jackson. Ich habe schon verstanden. Nur, warum kommt dieses eine Monster ausgerechnet in mein Reich?" "Weil es tief ist. Die gefährlichsten, unbekanntesten, namenlosesten aber auch oft mächtigsten Monster leben in großer Tiefe, wo sie nicht vom Licht und Chaos der oberen Welt betroffen sind. Ehrlich, ich glaube sie sind gerade deshalb so tief, weil sich da unten nichts verändert. Es ist als wäre die Zeit stehen geblieben!", Percy hörte sich fast schon verträumt an, als sei das das unglaublichste, das er je gesehen hätte.

Doch seine Beschreibung erinnerte mich ein wenig zu stark an Nyx, die jeden vernichten wollte, der sich zu ändern versuchte. "Aber das Meer ist doch niemals so tief wie die Unterwelt!", widersprach mein Vater energisch. 

Percy legte den Kopf schief. "Naja, manche Stellen schon. Der tiefste Punkt des Meeres liegt fast auf der selben Tiefe wie der Tartarus. Jemals vom Megalodon Hai im Marianengraben gehört? Den gibt's wirklich, aber er ist einer der Monster mit denen mein Dad regelmäßig zu kämpfen hat. Wenn das Vieh an die Oberfläche kommen würde, sagen wir, das wäre nicht lustig. Was glaubt ihr, wie der überhaupt entstehen konnte? Weil sein Lebensraum im Marianengraben, gar nicht so weit vom Tartarus entfernt ist." 

"Und das andere Monster? Kommt das auch aus dem Marianengraben?", fragte Will ein wenig zittrig, doch Percy schüttelte den Kopf. "Nein, das ist aus einer Todeszone im Pazifik. Ich hab mich schon gewundert, wie das so lang an Land überleben konnte. Naja, finden wir sicher noch raus." 

Will fragte weiter: "Kann es sein, dass dieses Monster sich wie ein Parasit in Hekate eingenistet hat und sie so tötet?" Percy unterbrach abrupt sein hin und her rennen und fuhr zu uns herum. "Heiliger Had... sorry! Heiliger Zeus. Das könnte sogar sein! Das Ding sieht aus wie ein Klumpen durchsichtiger Schleim in dem Asche herumschwimmt." "Und Hekates Blut ist schwarz.", knurrte Hades und stand auf, "Sofort alle mitkommen! Wir holen jetzt Persephone, Asklepios und Apollo und gehen dann sofort zu Hekate! Und du, Jackson, überleg schon mal wie sich dieses Monster aus Hekate austreiben lässt." 

"Moment. Asklepios und Apollo sind hier?", fragte Percy sichtlich verwirrt. Ich beschloss ihm unterwegs alles zu erzählen. 

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWhere stories live. Discover now