34. mit dem Sonnenwagen nach New York

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Wie versprochen weckte Will uns mit den ersten Sonnenstrahlen.
Mir passte das gar nicht.
Nicht nur, weil ich heute Nacht, angesichts der jungfräulichen Jägerinnen, taktisch darauf verzichtet hatte mir mit meinem Liebsten ein Bett zu teilen und deshalb die ganze Nacht ein wenig gefroren hatte, sondern auch, weil diese Uhrzeit viel. zu. früh. war!

Doch Will zerrte mich gnadenlos aus dem Bett und kitzelte mich so lange, bis ich wirklich aufstand.
Reyna betrachtete uns mit schiefgelegtem Kopf und sagte: "Weißt du, Will, ich bewundere wirklich, wie sehr Nico dich lieben muss. Jeder andere währe längst tot, wenn er ihn nur um diese Zeit aufweckt, aber du kannst es dir auch noch leisten ihn zu kitzeln." Ich warf Reyna einen Todesblick zu und befestigte mein Schwert an meinem Gürtel. 

Um die Zelte abzubauen brauchten die Jägerinnen unsere Hilfe nicht, also gingen Will und ich schon einmal zu Artemis.
Die Göttin stand am Rand des Lagers und unterhielt sich mit der Leitwölfin des Rudels, das die Jägerinnen immer bei der Jagt begleitete.
Ich hatte in Neu Rom und bei Percy und Jason ein wenig Wölfisch aufgeschnappt, deshalb verstand ich ein paar Brocken von dem was die Wölfin sagte. Soweit ich das beurteilen konnte, ging es um die Reiseverhältnisse zum Olymp.
Und die standen entsprechend schlecht. Klar, sonst wäre es ja auch viel zu einfach gewesen...

"Und wie kommen wir jetzt zum Olymp?", fragte ich die Göttin, "Über Land sind wir zu langsam und diese Pegasie, von denen Ihr da redet, sind wegen dem schlechten Wetter oben in der Luft auch nicht da, wobei ich davon ausgehe, das an letzterem ein gewisser Luftgott schuld ist?" Artemis hob erstaunt den Kopf und auch mein Freund schaute mich überrascht an. "Du kannst Wölfisch?", fragte Artemis mit widerwilligem Respekt, doch ich drehte nur die Hand in der Luft um anzudeuten, dass ich es nur teilweise konnte. Artemis ging nicht weiter auf das Thema ein. 

Inzwischen hatten sich schon die anderen Jägerinnen um uns versammelt und die Göttin verkündete: "Eigentlich habe ich gestern eine kleine Herde Pegasie gebeten herzukommen und uns zum Olymp zu bringen, aber gerade hat mich die Nachricht erreicht, dass sie nicht kommen können. Anscheinend sind die Winde in den höheren Luftlagen zu stark zum fliegen. Scheint als würde dieses Treffen einigen Göttern nicht besonders gefallen." 

Unter den Jägerinnen brach Gemurmel aus und Artemis sprach weiter: "Leider ist mein Mondwagen zu klein um uns alle zu transportieren und wenn ich uns einfach nach Manhattan zappe, wird das mehr Ärger geben als es mir wert ist." 
Wieder murmelten die Jägerinnen untereinander und eines der Mädchen, vermutlich Carmen, schrie mit höhnischem Unterton: "Sollte der ach-so-mächtige Sohn des Hades uns nicht einfach per Schattenreise hinbringen können?"
Will kniff leicht die Augen zusammen. Spätestens jetzt mochte er Carmen genau so wenig, wie sie ihn. 

"Schattenreisen ist extrem anstrengend.", warf Reyna für mich ein, "Nico ist  gestern schon von Oklahoma bis hierher gereist und hat dabei Will mitgenommen. Noch eine Schattenreise, am helllichten Tag und mit so vielen Personen würde keiner von uns überleben." 
"Es gibt noch eine andere Methode.", sagte Artemis, doch sie hörte sich wenig begeistert an. "Ich habe meinen Bruder bereits angerufen, damit er uns in seinem Sonnenwagen abholt."
Unter einigen der Jägerinnen erhob sich ein Stöhnen, wobei Carmen am lautesten protestierte, doch einige legten auch nachdenklich den Kopf schief oder warfen neugierige Blicke zu Will.


Wills Vater ließ auch nicht lange auf sich warten. Nach fünf Minuten befahl uns Artemis allen die Augen zuzumachen, während ihr Bruder landete. Ich schob mich hinter Will, dem die Sonne viel weniger ausmachte als mir. Ich bekam extrem leicht Sonnenbrand.
Als das Glühen erlosch, erkannte ich, dass Apollo seinen Wagen bereits auf Reisebus-Modus gestellt hatte. Er selbst hatte es anscheinend witzig gefunden sich in eine Busschaffner-Uniform zu werfen.
Fröhlich rief er: "Guten Morgen allerseits!" 
Ich verdrehte die Augen und sagte zu meinem Freund: "Jetzt weiß ich woher du deine unmögliche Einstellung bezüglich frühen Morgenstunden hast." Will lachte nur und Apollo kam auf uns zu. "Kein Morgenmensch, Nico? Hätte ich mir denken können. Jetzt aber alle los, rein in den Wagen."
Er drehte sich zu Artemis um und wechselte ein paar Worte mit seiner Schwester, in einer Sprache, die ich nicht verstand. Die beiden Götter schienen zu einer Einigung zu kommen, denn Artemis winkte ihre Jägerinnen zu sich und ging auf den Bus zu. Als die Damen an uns vorbei gingen, blieben Reyna und Thalia bei uns stehen.
Reyna beäugte Apollo von oben bis unten. "Ein Schaffneranzug, ernsthaft?", fragte sie belustigt und rammte ihm einen Ellenbogen und die Seite, wie einem alten Freund.
Apollo strich grinsend seinen Anzug glatt. "Ja, ich hatte einfach Lust darauf."
Auch Thalia verdrehte die Augen und starrte auf den Bus. "Spinn ich, oder ist das der selbe Bus, mit dem ich damals diese Häuser angezündet habe, wo war das - New England?" 

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWhere stories live. Discover now