3. Frühstück mit Überraschungen

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Als ich endlich zurück in den Palast kam, stand Hazel schon im Thronsaal und erklärte Dad -der gerade in seiner römischen Form als Pluto war- was sie gefunden hatte. Zwischen den Sätzen gähnte sie immer wieder. Sie schien genauso müde zu sein wie ich, immerhin waren wir beide den ganzen Tag unterwegs gewesen. Als Dad mich bemerkte winkte er mich sofort näher. "Erzähl, mein Sohn, Hazel hat ganze 27 Löcher gefunden, und du?" "Bei 20 hab ich aufgehört zu zählen.", meinte ich müde, "Hab aus jedem Loch erst die Seelen rausgeholt, und sie dann versiegelt. Wir sollten die Trogs bitten die Tunnel endgültig zuzumachen." Dad nickte zustimmend. Er ließ mich die Lage noch einmal genauer beschreiben und ich wiederholte auch, was Kreisch-Bling uns wegen dem Verschließen der Tunnel geraten hatte. Dann schickte er mich und Hazel ins Bett und sagte uns, dass er uns das Abendessen raufschicken würde.

Ich zog mir meinen Pyjama an, kroch in mein gigantisches Himmelbett aus Obsidian und Seide und war sofort eingeschlafen. Daran das es in der Unterwelt Nachts kühl werden konnte, hatte ich mich längst gewöhnt. An die Albträume nicht. 

Meistens wiederholten sich die Träume nach dem selben Ablauf. Ich durchwanderte den Tartarus. Erst alleine, dann mit Will. Jedes Mal griffen uns die Monster an und trennten uns voneinander. Immer kurz bevor der Kampf endete, und ich sehen konnte, was aus meinem Freund geworden war, zog mich etwas in die Tiefe. Dann wurde alles schwarz. Ich sah nie etwas, aber ich hörte Stimmen, die um Hilfe schrien. Erst nur ganz gewöhnliche Geister aus dem Asphodelengrund, aber dann mischten sich die Stimmen von Bianca, meiner leiblichen Mom, Percy und Annabeth, Bob dem Titanen und auch Oktavian darunter. Leute, die wegen mir gestorben waren oder schreckliches durchmachen mussten, einfach weil ich nicht stark genug gewesen war, ihnen zu helfen. Bob hatte ich zusammen mit Will befreien können und auch Percy und Annabeth waren in Sicherheit. Aber meine Albträume kapierten das einfach nicht! Es ging weiter damit, dass ich verschiedene Scenen aus meinem Leben noch einmal durchleben musste. Die Demütigungen durch Cupit, meine Schattenreisen um die halbe Welt, wie ich Oktavian hatte sterben lassen, und am schlimmsten, wie ich Jasons Tod gespürt hatte. Das war gewöhnlich der Punkt, an dem ich schreiend aufwachte und erst Stunden später wieder einschlafen konnte. Heute Nacht war es nicht anders.

Am nächsten Morgen wurde ich um halb acht von Persephone geweckt. Hatte ich schon erwähnt, dass Persephone mich und Hazel als ihre eigenen Kinder adoptiert hatte? Sie machte ihre Sache als unsere Mom so gut, dass ich sie immer öfter auch mit Mom ansprach und nicht mehr mit Persephone. Jedes Mal schien es sie zu freuen. Trotzdem beschwerte ich mich, als sie mich aus dem Bett jagte, die Vorhänge vor meinem Fenster wegzog und dabei fröhlich summte. Richtiges Sonnenlicht schien hier unten nie, wie auch, aber draußen war es hell genug um mich das Gesicht verziehen zu lassen.

Ich machte mich sauber, zog mich an und ging dann hinunter in den Speisesaal. In der Unterwelt hatte ich selten meine Freizeitkleidung an. Also keine Jeans, T-Shirt, Lederjacke und Turnschuhe. Stattdessen trug ich schwarze Leggings und darüber einen rauchgrauen altgriechischen Chiton, der mir bis zur Hälfte der Oberschenkel ging. Idioten würden sagen, ich trüge ein Kleid, aber erstens war ein Chiton nicht wie ein Kleid geschnitten, unter anderem war er viel kürzer und lockerer, und zweitens war es eben keins. Der Saum des Chitons, den ich gerade trug, war mit Goldfäden bestickt, die alle das Zeichen des Hades zeigten, und darüber trug ich einen typisch griechischen Umhang, den ich mir über die Schultern geworfen hatte. Der Umhang, war der einzige Farbtupfer an meiner Kleidung, denn er war nicht Schwarz oder Grau, sondern Blutrot. Dazu trug ich schwarze Lederstiefel. Um beide Unterarme hatte ich mir silberne Eisenreifen geschnallt, die nicht nur gut aussahen, sondern auch im Schwertkampf vor Verletzungen schützten. Mein Schwert hing in einer schwarzen Lederscheide an meinem Gürtel.  Am Kopf trug ich eine schlichte silberne Krone, die mit blutroten Edelsteinen verziert war. Die Krone trug ich wirklich nur in der Unterwelt. Wenn meine Freunde in Camp Half-Blood wüssten, dass ich hier unten einen Prinzen-Titel trug, würden sie ganz anders über mich denken und das wollte ich nicht.

Hazel sah nicht ganz anders aus. Nur, das ihr Kleid mehr ins Römische tendierte. Das rote Seidenkleid lag ihr ähnlich wie eine Toga um den Körper und war extra so geschnitten, dass sie auch darin reiten konnte. Um ihre Taillier zog sich ein dünner goldener Gürtel mit Edelsteinen. Auch Hazel trug solche Armreifen wie ich, nur das ihre golden waren nicht silbern. An ihrem Gürtel hing ihr Kavallerieschert. In ihren Haaren saß ein buntes glitzerndes Diadem. 

Keiner von uns würde sich so in einem der Camps sehen lassen, denn auch wenn unsere Kleidung praktisch gehalten war und uns beim Kämpfen oder Reiten oder anderen Aktivitäten nicht störte, so war es doch... prunkvoll. Weder Hazel noch ich prahlten damit, dass unser Daddy der König der Unterwelt war und uns das zu Königskindern machte. Aber hier im Palast und in der Unterwelt mussten wir gewisse Förmlichkeiten einhalten. Ich setzte mich zu meiner Schwester an den Frühstückstisch. 

Am Kopfende des Tisches saßen Mom und Dad und redeten leise über irgendwas. Neben Persephone war ein Stuhl frei, auf dem normalerweise Demeter saß, wenn sie da war. Ein Platz weiter saß immer Hekate, aber die war noch nicht da. Neben mir hatte Thanatos platzgenommen und bestrich sich ein Brot mit Nektar-Marmelade. 

"Die Straßen sind also undicht.", brummte er zu mir und biss in sein Brot, "Wenigstens muss ich die Seelen nicht mehr alleine zusammentreiben. Wo findest du sollen wir anfangen, Prinz?" 

Ich überlegte kurz, dann schlug ich vor: "Vielleicht nehmen wir uns erst die bewohnten Gebiete an der Oberfläche vor. Woanders können die ja auch nicht wirklich sein, oder? Wir starten am Eingang in Los Angeles, und arbeiten uns bis New York vor, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass die Geister weiter gekommen sind als eben Los Angeles." 

Thanatos nickte, aber Hazel warf ein: "Was, wenn die Tunnel sie unterirdisch weiter raus bringen können? Die Unterwelt ist immerhin riesig. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so einen Tunnel bis New York oder Las Vegas geben könnte." 

Thanatos und ich stöhnten beide. Noch mehr Arbeit für uns. Der Gott des Todes meinte: "Wir könnten ja erst mal die Tunnel von innen suchen, die Geister raushohlen die drinnen sind, dann selber reingehen und den Tunnel hinter uns verschießen."

Ich wollte gerade zustimmen, als ein lautes "Hatschi!" durch den Saal hallte. Wir drehten uns alle zur Tür um. Hekate, die Göttin der Magie kam hineingestolpert. Hazel sprang sofort auf um ihrer Mentorin zu helfen. Hekate krümmte sich kurz unter einem Hustenanfall, dann drehte sie sich zu meinem Dad um. "Tut mir leid, *niesen* eure Hoheit, aber ich verstehe das auch nicht.", ihre Stimme klang rau und belegt. Man merkte sofort, dass es ihr nicht gut ging.  

Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltOnde histórias criam vida. Descubra agora