2. Trogs (Achtung: Spoiler für the Sun and the Star)

185 6 3
                                    

Ich bremste mein Pferd vor einem großen Höhleneingang am Rand der Styx. Langsam ging ich hinein und rief: "Troglodyte! Ich bin Nico di Angelo, Sohn des Hades und ich komme, weil...", bevor ich aussprechen konnte, stand schon ein Wesen vor mit. Es sah aus wie eine Mischung aus Reptil und Mensch und war vielleicht einen Meter groß. Kreisch-Bling grinste mich breit an. "Komm schon,", beschwerte ich mich, "so macht das keinen Spaß, wenn ihr mich nicht mal Förmlichkeiten aussprechen lasst." Hinter Kreisch-Bling tauchten noch mehr Trogs auf. Ich musste grinsen. Diese Kreaturen gehörten zu meinen Lieblingswesen der Unterwelt, Kopf an Kopf mit Höllenhunden, Skelettpferden und Zombies. Okay und ganz vielleicht auch die Furien... ja, die Furien waren auch cool. Wenn man sie erst mal kannte, erzählten sie richtig gute Zombiwitze. 

Unter den ankommenden Trogs sah ich auch ein paar bekannte Gesichter, wie den Chefkoch, Click-Wong, und das Ratsmitglied Howl-Smith. Und alle trugen Hüte. Hüte waren sozusagen das Markenzeichen der Trogs. Viele von ihnen trugen sogar mehrere übereinander, um als besonders vornehm zu gelten. Da ich die Trogs öfter mal besuchte, hatte ich mit meinen eigenen Hut besorgt, der sich zusammenfalten und in die Jackentasche stopfen ließ. Vor der Höhle hatte ich mir bereits die Kapuze meines Hoodies übergezogen und den zusammenklappbaren Cowboyhut daraufgesetzt. Das war eine einfache Höflichkeitsform.

Kreisch-Bling trat vor und rief: "Ahh, der italienische Sohn des Hades. Willkommen, Nico di Angelo. Komm doch mit!" Ich folgte ihnen durch die Tunnel. Inzwischen kannte ich mich hier aus, aber es war immer höflich, erst anzuklopfen, beziehungsweise sich anzukündigen bevor man ein Haus betrat. 

Als wir schließlich die große Aufenthaltshalle meiner unterirdischen Freunde betraten, setzte ich mich zu Kreisch-Bling und noch ein paar anderen. 

Kreisch-Bling rückte näher zu mir und fragte interessiert: "Also, was gibt es Neues?" "Wir haben im Palast die Meldung bekommen, dass es Löcher in unserem Sicherheitssystem des Asphodeliengrund gibt. Vermutlich Tunnel, die von hier unten bis an die Oberfläche führen. Ich wollte einen Experten fragen, wie er die Lage sieht.", erklärte ich. Kreisch-Bling kratzte sich unterm Kinn und fragte: "Sind die Tunnel erwünscht?" 

"Nein." 

"Dann müssen sie gestopft werden. Gestopft, wohlgemerkt! Nicht verschüttet. Hier unten im Stein kann es bei Verschüttung leicht passieren, dass sich neue Tunnel öffnen."

"Hm, darüber sollte ich Hazel informieren. Sie hat den Auftrag sich die Lage von oben anzusehen und die Tunnel zu verschließen, sodass sie keiner findet.", mit diesen Worten zog ich mein Handy aus der Tasche. 

Während der Kriese mit den Gottkaisern des alten Roms hatte Leo Valdez, ein Sohn des Hephaistos, begonnen sich in der Freistätte an ein neues Projekt zu wagen. Monstersichere Handys. Er hatte es kurz vor dem letzten Scharmützel gegen die Gottkaiser Nero & Co auch hinbekommen, aber wegen der Kommunikationsschwierigkeiten hatte er sie uns erst jetzt zukommen lassen können. Die Nachfrage war groß, aber bis jetzt hatten vor allem die 7, Will, ich, Reyna, Thalia, natürlich Calypso und andere Leute wie Percys Mom oder Pipers Dad solche Handys bekommen. 

Das Beste an den Handys, sie waren auf Altgriechisch oder Latein eingestellt, also mussten sich Halbgötter mit Legasthenie nicht abmühen. Und das schöne an den Trog-Höhlen war, dass sie so konstruiert waren, dass man sogar hier unten guten Empfang hatte.

Ich drückte auf Anruf und kurz darauf ging Hazel and Telefon. 

"Hey, Nico, was gibt's?" 

"Neuigkeiten übers Tunnelstopfen. Nur Stopfen, nicht verschütten, sagt der Experte. Sonst können die wieder einstürzen und du kannst von vorne anfangen."

"Ah ja, danke für die Warnung! Nico, es sieht nicht gut aus hier. Ich und Arion haben die Straßen unter Cerberus genommen, die sind wie leergefegt. Oh, und Cerbi ist gar nicht glücklich darüber."

Ich fluchte leise auf altgriechisch. Hazel fragte: "Was für Tipps haben die Experten noch? Wo könnten die Tunnel angelegt sein? Wie viele könnten es sein und wie lange werden wir brauchen um sie zu stopfen?" Ich hielt Kreisch-Bling das Handy hin, damit er die Fragen beantwortete. Kreisch-Bling nahm es in die Hand wie ein frischgeborenes Baby. Er und die Trogs fanden Technologie unglaublich, genauso wie ich. Ich hatte immer noch nicht kapiert, wie man über so ein kleines Viereck aus Glas und Plastik mit Leuten reden konnte, die Meilen weit weg waren, aber ich akzeptierte es. 

Kreisch-Bling begann zu reden: "Also gemäß der Tatsachen, dass Herr Hades und sein Hofstaat offenbar nicht mitbekommen durften, dass die Tunnel existieren, schlage ich vor, ihr sucht an den wenigen trockenen Stellen der Unterwelt. Trockener Stein bricht in der Unterwelt leichter als nasser, so entstehen Spalten, die leicht zu Tunneln ausgearbeitet werden können. Achtet auf die Perspektiven, mit denen ihr den Stein betrachtet, in unebenen Flächen kann leicht eine Optische Täuschung entstehen!" "Ich hab einen!", unterbrach Hazel ihn so abrupt, dass Kreisch-Bling fast mein Handy hätte fallen lassen. Von der anderen Seite der Leitung hörte man ein rumpeln und dröhnen, als würden sich Erdmassen verschieben. "Fertig. Nico, du hättest die Gesichter der Geister sehen müssen, die gerade durch wollten. Aber irgendwie tun sie mit doch leid..." ich verdrehte die Augen. Meiner Schwester tat echt alles leid was sie noch nicht hatte umbringen wollen.

Viele (durchaus nützliche) Tipps später, verließ ich die Höhle wieder. Dark Flow wartete draußen schon und ich ritt weiter die Styx stromabwärts. Nach einiger Zeit kam die gigantische Schlucht in Sicht, in der Cerberus wache hielt. Hazel hatte recht gehabt. Die Straßen waren wie leer gefegt. Ich spendierte jedem von Cerberus' Köpfen einen überdimensionalen Hundekeks um ihn zu beruhigen und ritt weiter. 

Ich tat genau was Kreisch-Bling gesagt hatte und versuchte auf Optische Täuschungen zu achten und die trockenen Stellen an der Wand zu finden. Das war tatsächlich nicht ganz leicht. Überall am Rand standen Stalagmiten und versperrten die Sicht. Das erste Loch fand ich nur, weil ich eine Bewegung unter den wenigen Geistern spürte, die hier waren. Meine Unterweltsinne meldeten mir die Richtung in die sie sich bewegten. Endlich fand ich das Loch. Ich zügelte Dark Flow und konzentrierte mich. Schnell bekam ich jeden einzelnen der Geister zu fassen, die sich in dem Tunnel aufhielten.

Mit einem Ruck, der mein Pferd unter mir scheuen ließ, zog ich die Geister heraus und es war, als hätte ich einen Stöpsel gezogen. Gut 50 Seelen schossen heraus und ich verriegelte das Loch hinter dem Letzten mit einem gut sichtbaren Marmorblock. Später würde ich den Trogs den Auftrag geben, die Tunnel ganz zu verschließen. 

Da Dad doch mitbekommen hatte, das die Trogs hier in der Unterwelt waren, bekamen sie des Öfteren mal Aufträge aus dem Palast. Zum Beispiel wenn Dädalus einige Straßen neu bauen musste und dafür stabile Tunnel brauchte. Dad bezahlte die Trogs großzügig mit unerwünschten Reptilien aus Persephones Garten und neuen Hüten aus der Oberwelt. Auf diese Weise waren alle zufrieden.


Solangelo 2 - Lücken in der UnterweltWhere stories live. Discover now