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Poch! Poch! Poch!

Pochende Kopfschmerzen. Emily fuhr japsend aus dem Schlaf. Ihr Herz raste. Ihre Gedanken waren ein Sturm. Sie atmete stoßweise. Blickte sich hektisch um. Runde Feuerstelle. Verschiedene Sessel. Bücherregal. Holz. So viel Holz. Wo bin ich? Sie schaute weiter umher, ihre Augen huschten von einem Objekt zum nächsten, aber der Zusammenhang zwischen den Informationen, die ihr Sehsinn aufnahm, wurde fortgerissen, als würde ein heftiger Wind daran zerren.

Ein Traum. Keuchend wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Haare klebten ihr im Gesicht wie nasses Laub an einem Fenster nach einer stürmischen Nacht. Sie strich sie unwirsch zurück. Das Hämmern ihres Herzens ließ allmählich nach, doch in ihrem Kopf pochte der Schmerz noch immer unablässig. Dann erklang eine Stimme aus dem Off:

"Emily, kannst du bitte die Tür öffnen? Ich kann hier grad nicht weg!", rief Ned ihr aus der Küche zu. Ned. Natürlich. Ich bin bei Ned. Er hat mir einen Tee gemacht. Was war das für ein Zeug? Albträume waren eine Sache. Aber so intensiv und detailreich? Details? Welche Details? Was hab ich geträumt? Die Erinnerungsfetzen rannen ihr wie Regenwasser durch die Finger. Kalt, nicht greifbar, doch spürbar existent. Sie rieb sich die Augen. Fühlte sich immer noch seltsam. Als wäre sie noch nicht ganz wach. Benommen. Betäubt. Sie stöhnte gequält.

POCH! POCH! POCH!

Es klopfte erneut. Dieses Mal energischer. Lauter. Dringender. Emily besann sich auf die gegenwärtige Realität. Ned kochte irgendetwas seltsam Riechendes auf dem Herd, und das Aroma erfüllte den Raum wie ein ungeladener Gast. Also erhob Emily sich und schleppte sich zur Tür, wobei sich ihre Füße so schwer anfühlten, als würde sie durch einen Fluss waten.

Vor ihr stand der Junge aus Deons Arbeitszimmer. Der, den Levin niedergeschlagen hatte. Sie blinzelte ihn verdattert an. Wie hieß der noch gleich? Emily sah an ihm hoch. Er war wirklich sehr groß. Einer der größten Menschen, die ich je gesehen habe. Und so dünn. Emily schüttelte den Kopf, um ihn zu klären.

Der Junge schien gerannt zu sein, denn seine blasse Haut hatte rote Flecken und sein blondes Haar war ganz zerzaust. Kevin? Ihr Gehirn sprang allmählich wieder an und ihre Gedanken schienen in sinnvollere Richtungen zu strömen. Nein ... Kilian? Irgendwas mit K.

"Ähm, Hallo, Emily. Ich bin hier, na ja, um dir zu sagen, dass Ares Levin eben festgenommen hat." Kail. Sein Name fiel in ihr Bewusstsein. Was hat er gesagt? Emily hielt für einen Moment die Luft an. Seine Worte trommelten wie Regentropfen an die Scheiben ihres Gedächtnisses. Ein Gedanke? Eine Erinnerung? Ein Traum? Sie hatte doch so etwas geträumt. Levin gefangen von Ares. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht und blinzelte noch ein paarmal.

Kail sprach weiter: "Nun soll ich mich um dich kümmern."

Heart of Ageia 1 - FluchtWhere stories live. Discover now