Heart of Ageia 1 - Flucht

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Nach dem opulenten Frühstück erklärte Merissa Emily kurz den weiteren Tagesablauf.
"Deine Kleidung sollte bald fertig sein. Dann kannst du dich anziehen. In etwa zwei bis drei Stunden sollten die ersten unserer Besprechungspartner ankommen. Dann können wir das Planen beginnen. Solltest du vorher noch ein wenig schlafen wollen, leg dich gern in ein Gästezimmer. Levin kann dir eines zeigen. Und nun trollt euch ihr zwei Süßen, Lilli möchte sicherlich auch etwas frühstücken." Merissa ignorierte Emilys fragenden Blick und scheuchte sie und Levin mit den Händen aus dem Wohnzimmer.

Mied Lilli Emilys Anwesenheit? Oder mied sie Levin? Oder alle beide? Emily fand das zwar ein wenig übertrieben, aber wenn das Lillis Art war damit umzugehen, sollte es ihr recht sein.

"Und nun?", fragte Emily Levin ratlos. Sie war nicht müde, wollte also nicht ins Bett und sie war auch nicht angezogen, weshalb sie nicht nach draußen wollte.

"Lass uns nach oben gehen. Wir finden schon eine Beschäftigung", antwortete Levin in lockerem Tonfall und Emily suchte in seinem Gesicht nach einer Spur von Zweideutigkeit, bevor sie, als sie keine fand, zustimmte. Im Moment hätte sie keine Lust auf Scherze gehabt. Sie fühlte sich vielmehr, als wäre sie an einer Schwelle angekommen. Der heutige Tag und die Entscheidungen, die er bringen würde, würden weitreichende Folgen haben. Levin schien ihre Anspannung zu spüren, denn ohne irgendeinen weiteren Kommentar abzulassen, begann er vor ihr die Treppe hinaufzugehen.

Emily hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass in Ageia alle Räume größer waren, als sie eigentlich sein konnten, sodass es sie nicht verwunderte, dass auch im Obergeschoss alles sehr weiträumig war. Die Treppe führte in einen großen Raum, der mit kuscheligen Sesseln bestückt war, die vor einem großen Fenster, durch das man den Wald beobachten konnte, gruppiert waren. Dass dieses Fenster in der Außenwelt nicht existierte, behagte Emilys Verstand gar nicht. Sie schüttelte den Kopf, um den Knoten in ihrem Hirn zu lösen und fokussierte sich wieder auf ihre Umgebung. Im Gegensatz zu den Möbeln im Wohnzimmer, waren die hier oben nicht weiß, sondern bunt durcheinandergewürfelt. Auf dem Boden lag ein großer Webteppich und an der Wand befanden sich eine Staffelei und in Wandhalterungen etwas, das so ähnlich aussah wie eine Gitarre, eine Querflöte und noch andere Musikinstrumente. Zumindest vermutete Emily, dass sie das waren.

Mitten im Zimmer standen außerdem noch ein großer weißer Konzertflügel und eine goldene Harfe. Von dem Raum führten vier Türen zu, wie Levin ihr erklärte, einem Gästezimmer, Merissas Schlafzimmer, einem weiteren Badezimmer und Merissas Trainingsraum.

Eigentlich gab es also genügend Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Aber Emily verspürte keine Lust irgendetwas zu tun. Sie hätte Levin gerne darum gebeten, ihr ein paar Kampftechniken zu zeigen. Das scheint man hier ziemlich nötig zu haben. Aber erstens hatte sie gerade erst gebadet und genoss noch das Gefühl frisch gewaschen zu sein und zweitens würde sie in dem spärlichen Morgenmantel keine Bewegung zu viel unternehmen. Und auf gar keinen Fall werde ich Levin zeigen, wie gut ich eine Gitarre foltern kann. Also setzte sie sich in einen der Sessel und musterte Levin, der erwartungsvoll zu ihr zurücksah.

"Also? Irgendwelche Wünsche?", fragte er unbekümmert.

"Ehrlich gesagt nicht. Ich bin absolut ideenlos. Ich würde glaub ich gern einfach ein bisschen hier herumsitzen. Es ist so viel passiert und ich habe gar keine Gelegenheit, die Dinge zu verarbeiten, bis der nächste Schlag kommt", erklärte sie ihm und hoffte, dass er sie nicht für langweilig hielt. Für einen kurzen Moment stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn Levin auf einmal das Interesse an ihr verlöre, jetzt wo er sie besser kennenlernte, doch sie schob den Gedanken rasch beiseite.

„zu Hause würdest du jetzt wahrscheinlich Musik hören, oder?", fragte er sie betont lässig. Emily verengte misstrauisch die Augen zu Schlitzen. Woher-?