Kapitel 13: High

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Starbounds Körper war nun Achtzehn. Ru hielt sich einen Haufen digitaler Geldsklaven.

»Was für'n Scheiß?«

»Geldsklaven! Das ist, wenn die mir etwas kaufen, was ich will, und ich dann, im Gegenzug, auf die Videos kommentiere, die sie mir senden, in denen sie nackt ihren fetten Körper, auf allen Vieren, über ihren Teppichboden hinter sich herziehen.«

Pause.
Kasha überlegte, machte dann aber doch nur eine noch verwirrtere Grimasse, als eben noch.

»Und was kommentierst du dann da so?« fragte er schließlich nach.

Ru saß mit ihrem rotkarierten Schottenrock samt silbernen Anhängseln, die an dessen Bömmeln mit noch weiteren Bömmeln bömmelten, mit übereinandergeschlagenen Beinen, über die Projektionen ihres digitalen Hubs gebeugt, und ihre löchrigen, zerfransten, schwarzen Handschuhe versuchten einige Beispiele aus ihrem, vor ihren Eltern doppelt und dreifach passwortgeschützten Ordner herauszufischen.

»Ich nenn' sie dann 'fette Sau' oder 'eklige Made', oder sowas. Dann kaufen sie mir wieder was!«

Das war...okay. Kasha hatte absolut keine Ahnung mehr in welchem Film er sich gerade befand.

»Hier! Das ist meine Seite!«

Ru hatte eine der aktuell populärsten Apps aufgerufen. Allerdings befanden sie sich in einer von ihr gestalteten, privaten Designumgebung. »Lady Rawr« schwebte nun ganz groß, in Rotlichtambiente, neon blinkend, über ihren Köpfen.

»Ähm, okay.«

Das mochte Ru an Kasha. Er war unkompliziert. Sie konnte ihm einfach alles erzählen. Egal was es war. Sie wusste, dass Kasha sie nicht dafür verurteilen würde, oder sie verpfeifen würde, und vor allem nicht irgendwelche komischen, sexuellen Ansprüche bekommen würde, wie die meisten anderen Typen, mit denen ihr Körper in letzter Zeit zu tun gehabt hatte. Um ehrlich zu sein, gab es zwar da schon so einige Vierbeiner in Rus Innerem die gerne mal mit Kasha...aber Kasha schien wohl einfach nicht der Typ dafür zu sein. Ru hatte bei Estella schon gekonnt nebenbei erfragt, ob Kasha vielleicht einfach nur auf was anderes stünde, aber nein. Offenbar stand der gute Kasha nur auf Rumhängen und Entspanntsein. Zumindest bis es Abend wurde, und sie sich fertig zum Ausgehen machen würden. Offiziell waren Ru und Shadow noch zusammen, aber bei Pluralen ging es bei solchen Geschichten sowieso mehr um eine vertrackte Kombination aus Einzelvernetzungen, die je nach Priorität und Machteinfluss, eben nun mal zusammenhielten, oder eben nun mal nicht. Die beiden wollten es einfach mal auf längere Zeit miteinander probieren, und das respektierten andere Kollektive dann auch. Ein kalter Dunst umschwebte die beiden Körper auf dem befleckten, eigentlich mal schwarzen Bettlaken. Kasha'aar zog an Rus Zigarette und hustete. Sie teilten sich ein Päckchen von der Tanke. Bald würden sie einige Stammesmitglieder treffen und sie hatten Gläser mit Whisky befüllt, um sich darauf einzustellen. Es roch nach Aufbruch. Kasha sah sich um. Rus Zimmer war wie ein abgekapselter, beschützter Bereich, in den keine Erwachsenen eindringen konnten. Nicht etwa wegen der verschlossenen Tür oder weil Rus Eltern eigentlich sowieso nie da waren, sondern einfach weil beide davon überzeugt waren, dass nur sie verstanden, was hier eigentlich so ablief. Die ganzen abstrusen Videos nackter Fremder, die um Demütigung von ihrer Herrin bettelten, der Geschmack von Tabak und die abgedunkelte Atmosphäre, die von Rus schwarz gestrichenen Wänden, ihrer Kleidung, und ihrem Geist widerhallte. Die Massen an Fetischpornografie aus den absurdesten Tiefen der digitalen Welt, der Laissez-faire Umgang mit den Themen von Sexualität, Gewalt und Drogenkonsum. Die Tatsache, dass Kasha ganz genau wusste, was für Dinge Ru mit ihrem Körper bereit war für Shadow zu tun, und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Fakt, dass Kasha alle Stellen an Rus Körper auch so schon kannte. Einfach von der Art her, wie sie beide mit ihren Körpern umgingen. Schule hatte Kasha'aar schon lange aufgegeben. Es lag einfach nicht in seiner Natur sich um diese Dinge groß zu scheren. Das hier war viel mehr sein Ding. Er rollte sich auf den Rücken und starrte tief in die Decke hinein.

Plurale Welt - Ebene 01/03: GeburtWhere stories live. Discover now