Smaragdgrün und Eisblau

Kapitel 38, Emmy's Sicht

Keuchend bleibt Sophie vor uns stehen:,,Die Neverseen... sie waren hier!"

Verdammt, wieso ausgerechnet Heute? Wieso ausgerechnet jetzt? Das eine Mal wo ich mein Zimmer verlassen kann. Ich kann mir vorstellen, dass jetzt alle denken, dass ich wieder schuld bin. Doch diesmal wusste ich wirklich nichts davon.

Ich habe geahnt, dass etwas bald passieren würde, aber ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass es so früh geschehen würde.

,,Was!?", ruft Keefe aus, ,,Ist jemand verletzt?" Sophie schüttelt den Kopf:,,Nein, zum Glück nicht. Es war aber auch kein richtiger Angriff." Ich schaue ihr in die Augen:,,Was soll das bedeuten?"

Fitz, der sich unbemerkt zu uns gesellt hat, führt die Erklärung fort:,,Es war alles in Ordnung, bis Sophie Gethen in der Menge erkannt hat. Und plötzlich fing ein starker Wind an, der alles Mögliche in der Luft herumfliegen gelassen hat."

Leise murmel ich:,,Trix", doch anscheinend war es nicht leise genug, da Keefe noch mal nachhackt:,,Du kennst ihn?"

Mit einem Blick auf den Boden antworte ich:,,Nicht direkt, ich kenne ihn nur bei seinem Code-namen. Und ich weiß, dass er der einzige Stürmer in den Neverseen ist."

Selbst nach der Erklärung macht die Geschichte noch nicht völlig Sinn für mich. Wie kann es überhaupt zu diesem Debakel gekommen sein? Die Neverseen mögen Ungeheuer sein, aber unvorsichtig waren sie nie.

Ich hebe wieder meinen Blick und schaue Sophie in die Augen:,,Wie hast du Gethen überhaupt erkannt?"

Leicht errötet schaut diesmal Sophie auf den Boden:,,Also, beim Tanzen bin ich-" Sie macht eine kurze Pause. Ich bemerke wie fitz auch seinen kopf senkt. ,,-nach hinten gestolpert und bin dann direkt in Gethens Arme gefallen. Er hat mich aus Reflex gefangen und dabei habe ich die Narbe an seiner Hand gesehen, die er mal bekommen hat, als versucht hat mich zu entführen."

Nachdem sie fertig ist, heben sie und Fitz wieder ihren Kopf. Ich habe das Gefühl, dass sie etwas verheimlichen, jedoch ist jetzt nicht die Zeit weiter nachzufragen.

Nach einer kurzen Stille äußert sich Keefe mit einer Frage:,,Wieso war die Neverseen überhaupt hier? Und wieso haben sie Sophie nichts angetan, obwohl sie die perfekte Chance dazu hatten?"

Sie sind wegen mir hier. Komme ich automatisch zur Schlussfolgerung. Es kann nur wegen mir sein.

Unsicher nehme ich meinen Blick von Sophie und Streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

Plötzlich höre ich lautes Kreischen, dass uns alle zusammenzucken lässt. Ich versuche den Ursprung des Geschreis ausfindig zu machen und entdecke Biana, die mit ausgestreckten Armen auf uns zu läuft. Marella folgt ihr mit schnellen Schritten.

Als sie dann ankommt, muss sie erstmal Luft holen. Sie hebt einen Finger, um anzudeuten, dass sie nur einen kurzen Moment braucht. Sie nimmt einen großen Atemzug und fängt an in einem schnellen Redetempo alles runterzurattern:,, Ich und Marella sind nur kurz aufs Klo gegangen und haben dann plötzlich laute Geräusche gehört und- und dann sind wir in den Saal gegangen und alles war verwüstet und niemand war mehr da. Dann hat sich herrausgestellt alle waren draußen und wir sind natürlich auch rausgelaufen. Dort haben wir alle gefunden, außer dich und Keefe und wir dachten- wir dachten.."

Marella beendet den Satz monoton:,,Wir dachten du wärst Tod."

Als wäre der ganze Monolog nicht schon genug, rennt Biana auf mich zu und umarmt mich stürmisch, sodass ich fasst nach hinten falle.

Vorsichtig, mit Bedacht darauf Biana nicht zu verletzen, ziehe ich mich zurück. Ich halte sie fest and dem Schultern und sage:,,Mir geht es gut. Du musst dir keine Sorgen um mich machen."

Für eine Weile sagt niemand niemand was und ich bemerke, dass es generell viel zu leise geworden ist. Die Gäste sind weg und stattdessen laufen Kobolde überall herrum. Und eine Gruppe von ihnen gehen direkt auf uns zu.

Ich erblicke Ro, Aurica, Sandor und noch zwei weitere, die ich nicht kenne. Am auffälligsten ist Sandor, der vorneweg mit wuterfülltem Gesicht auf uns zusteuert.

Er stellt sich direkt vor Sophie. Mit einem Schnauben beginnt er sie zu lehren:,,Schon wieder bist du einfach so verschwunden! Wärst du bei mir geblieben, wäre das alles niemals passiert!"

Meine Gedanken schwirren von der vor mir stehenden Situation weg und ich bemerke schlagartig den Hohe Rat, welcher sich am Eingang mit Alden und Della befindet. Zwar stehen wir nicht weit von der Gruppe, jedoch kann ich kein Wort verstehen. 

,,Wieso reden sie so leise?", frage ich unbemerkt, ohne eine Antwort zu erwarten. Alle starren mich an. Eine unerwartete Reaktion. Auch Sandors Lehre wurde unterbrochen. 

Er schaut mich grimmig, mit zugekniffenen Augen an: ,,Die reden über deine Zukunft." 

,,Natürlich", ich rolle meine Augen. Was denn sonst? Immer wenn es ein Disaster gibt, dass in irgendeiner Weise mit der Neverseen verbunden ist, ist es meine Schuld. Mein Blick wendet sich von Sandor ab und meine Augen wandern unabsichtlich zu Keefe. 

Er scheint zu spüren, dass ich ihn ansehe, denn er dreht seinen Kopf in meine Richtung und schaut mich mit seinen eisblauen Augen an. Dazu fügt er ein beruhigendes Lächeln hinzu. Plötzlich spüre ich, wie sich der Blutdruck in meinen Wangen erhöht. Keefes Lächeln verwandelt sich langsam in ein Grinsen und auf einmal fällt mir wieder ein, dass er ein Empath ist. 

,,Miss Pyren'', eine tiefe Stimme reißt mich aus meiner Trance, die ich sofort mit Rat Emery identifiziere. Immer noch fühlt sich der Name falsch in meinen Ohren an. Ich weiß nicht ob der Grund Fintans Tod ist oder die Tatsache, dass ich wochenlang mich als jemand anderes ausgegeben habe. 

Ich drehe mich langsam in die Richtung der Hohen Räte und versuche zu ignorieren wie furchteinflößend dieser Moment ist. Das ist jedoch nicht leicht. Ich weiß nicht was jetzt passiert. Ich könnte im Exil landen. Ein Angriff auf die höchst angesehenste und einflussreichste Familie in den verlorenen Städten ist Grund genug für diese Handlung. 

,,Ja?'', antworte ich mit hoch erhobenem Haupt. Emery hebt leicht seine linke Augenbraue in Verwunderung auf meine Zuversichtlichkeit, dennoch lässt er sich nichts anmerken als er fortfährt:,,Wir haben ein paar Fragen an dich.'' 

,,Und die wären?

,,nun ja'', räuspert er sich, ,,wusstest du von diesem Angriff?'' 

,,Nein'', sage ich geradewegs hinaus. Ich stelle fest, wie Emery einen kurzen Blick zu Keefe wirft. Kurz danach nickt er einmal. Lügen steht also nicht auf dem Tisch. 

,,Hast du irgendeine Vermutung gehabt, dass dieser Angriff stattfinden würde?'', fährt er mit seiner Fragestunde fort.

Ich antworte mit einem Schnauben:,,Ich dachte nach all dieser Zeit wäre ein Angriff der Neverseen keine Überraschung mehr.'' 

,,Also hattest du eine Ahnung oder nicht?'', er ist sichtlich gereizt. Ich muss ein Lächeln zurückbeißen. Ich bekomme eine Stoß in die Rippen, dass überraschenderweise von Sophie. Ihr Blick sagt so viel wie: Tu das nicht, treib ihn nicht in den Wahnsinn.  Ich entscheide ihrem Rat zu folgen, verdrehe jedoch meine Augen als letzten Protest.

,,Nein'', antworte ich mit einem kleinen Lächeln. Ein weiteres Nicken von Keefe. 

Er nickt kurz und wendet sich diesmal an Sophie:,,Die letzte Frage ist an dich gerichtet, Sophie.'' Sophie schaut ihn mit einem Fragenden Blick an. 

,,Wir haben festgestellt, dass Miss Pyren immer mehr und mehr eine Gefahr für dich und deine Umgebung wird und sind zum Schluss gekommen, dass es das beste für dich wäre, wenn sie von dir Abstand nimmt.''

,,Was meinen sie?'', hakt Sophie nach. Obwohl ich ganz genau weiß was er meint.

,,Möchtest du, dass Miss Pyren aus deinem Haus auszieht?''

Tere Ihr Lieben,

Wir leben noch. Auch wenn wir seit Monaten nichts hochgeladen haben. Ihr wisst schon, das Leben ist dazwischen gekommen. Aber eins können wir euch versprechen: Wir werden die Geschichte beenden. Das Ende wird kommen, auch wenn es lange dauert.

Hüvasti Eure Kotlclovers!