Kapitel 29, Emmys Sicht

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Ein kalter Wind weht über uns drüber. Kein Wunder bei den schneebedeckten Bergen unter uns. Ich erzitter leicht, als ein viel sehr stärkerer Wind über uns weht. Aber da ich meine Körpertemperatur regeln kann, geht es mir besser als Keefe. Denn er zittert durchgängig und hemungslos. Marella dagegen scheint die Kälte nichts auszumachen.

Nicht verwunderlich bei der Wärme die sie ausstrahlt, die von ihrer Fähigkeit kommt. Durch den Schneesturm, ist kaum etwas zu sehen. Doch Keefe und ich folgen nebeneinander Marellas Schritten. Plötzlich bleibt Marella stehen und deutet auf eine kleine Höhle im Berg. Dann dreht sie sich um und brüllt zu uns durch den Schneesturm:,,Wir sind da!" Ich gehe in die Dunkelheit vorraus und die beiden folgen mir. 

,,Komisch", flüstert Marella, ,,eigentlich sollten Kobolde am Eingang stehen." ,,Wahrscheinlich sind sie sich zu schade bei dem Wetter draußen zu stehen.", schertzt Keefe, als niemand etwas sagt. Ich mache mir keine weiteren Gedanken, da mir das Adrenalin meine Gedanken vernebelt. Als ich um die nächste Ecke biege, höre ich das Herz in meinen Ohren pochen.

Ich schlucke und spüre, wie meine Hände anfangen zu schwitzen und zu zittern. Von links ergreift jemand meine Hand und ich merke, dass es Marella ist. Sie gibt mir ein zuversichtliches Lächeln, doch letzendlich ist es Keefe, der mich beruhigt indem er meine Rechte Hand nimmt. Er hat das nicht verdient. Also ziehe ich meine Hand zurück. Dann frage ich Marella nervös:,,Wie lange ist es noch?"

Sie antwortet:,,Noch einmal um die Ecke und wir sind da. Ist alles in Ordnung?" Ich schlucke nochmal nervös und nicke dann. Dabei greife ich in die Haare. Ich verfluche mich, dass mein Blick zu Keefe geht und ich sehe, wie er seine Augenbraue hebt:,,So fühlt es sich aber nicht an." ,,Dann funktionieren deine Fähigkeiten wohl nicht. Ist bestimmt der Schneesturm."

Keefe lacht auf und das Echo folgt nach einem Sekundenbruchteil. Niemand sagt etwas. Auch nicht als wir vor einem Gitter stehen, dass offen steht. Nur Marella murmelt:,,Merkwürdig." Folgt mir aber. Dann kommen wir an einem Raum an, welcher von einer Glaswand in zwei Hälften geteilt wird. 

Blitzschnell durchquere ich den Raum zur Glaswand, als ich erkenne, wer in der gegenüberliegenden Seite verloren da sitzt. Fintan. Er hat sich komplett verändert. Seine sonst langen, blonden Haare sind total verfilzt, sodass man die Haarfarbe kaum noch erkennen kann. Und von seinen Augen will ich gar nicht anfangen zu sprechen. Seine glasigen Augen starren mitten ins Nirgendwo, vernebelt von all den Monaten in Gefangenschaft. 

Aber er ist hier und lebt. Und ich war ihm noch nie so nah in den letzten zwei Jahren gekommen. Besorgt lege ich eine Hand aufs Glas und lehne meine Stirn dagegen. Es ist schmerzhaft den Mann, der mich viele Jahre aufgezogen hat, so verletzt zu sehen. Ich spüre Marellas kleine Hand auf meiner Schulter.

,,Ich werde jetzt mit ihm sprechen und ihn auf dich vorbereiten." Als ich nicke geht sie zu einem einsamen Stuhl mitten im Raum vor der Glaswand. Sie setzt sich selbstbewusst auf den Stuhl und räuspert sich, um Fintans Aufmerksamkeit zu bekommen. Ruckartig dreht er seinen Kopf zu Marella und ich sehe, wie abgemargert er doch ist. Selbst wenn er eigentlich genug zu essen bekommt.

Das Rauschen in meinen Ohren macht es beinahe unmöglich dem Gespräch zu folgen, bis ich meinen Namen höre. Schnell trete ich zu Marella und fange dann direkt Fintans Himmelblauen Augen ein. Er wirkt nicht, wie erwartet überrascht, sonder entsetzt. ,,Hallo.", krächze ich. Doch statt einer Begrüßung seinerseits, brüllt er mich an:,,Geh weg!"

Überrumpelt zucke ich zusammen und gucke ihn überrascht an. Als ich mich nicht rühre, brüllt er mich nochmal an:,,Hau ab!" Ich habe gar nicht die Zeit zu reagieren, weil Lady Gisela plötzlich neben ihm auftaucht. Mit einem Dolch an seiner Kehle. Keefe verspannt sich neben mir und drückt meinen Arm schmerzhaft zu. ,,Emerald, wie schön dich wiederzusehen.", beginnt sie in Plauderlaune. 

Smaragdgrün und EisblauWhere stories live. Discover now