Kapitel 30, Emmys Sicht

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Seit drei Tagen sitze ich schon hier. Gefangen in meinem Zimmer, weil keiner mir mehr genug Vertrauen gibt, um mich raus zulassen. Und ich habe auch nichts dagegen, wo soll ich auch hin? So langsam glaube ich doch, dass es besser wäre zu den Neverseen zu gehen. Da wäre ich wenigstens nicht so begrenzt. Und Fintan hätte ich auch noch.

Hier stattdessen habe ich alle verloren, auch Keefe aber das merke ich erst jetzt so richtig. Meine Tränen haben nicht aufgehört zu fließen seit dem letzten Vorfall, in den Bergen. Die Trauer hat mir keinen Schlaf oder Ruhe gelassen. Mittlerweile habe ich die Hoffnung verloren, jemals wieder glücklich zu sein.

Was aber nicht von Belangen ist, weil sie mich nach dem Verständigen des Hohen Rates sowieso ins Exil stecken werden. Daran habe ich keinen Zweifel. Also stehe ich das erste mal seit drei Tagen auf und gehe duschen. Was mir dabei helfen wird, meine Sorgen runterzuspülen. Noch bin ich hier. 

Und ich werde dafür kämpfen, obwohl ich weiß das ein ein hoffnungsloser Kampf ist. Meine Zukunft hängt an 12 Idioten mit Macht. Leider mit sehr viel Macht. Außerdem bin ich mir sicher, dass Keefe mir auch nicht mehr helfen könnte. All die Sprüche die er mir erzählt, bedeuten jetzt rein gar nichts. Hätte ich bloß nie auf sie gehört. 

Schnell entsorge ich mich von meiner Kleidung und schlüpfe in die Dusche. Bevor ich es mir umüberlegen kann, drehe ich die Regelung auf die maximalste Temperatur. Dann fahre ich vorsichtig mit meinem Finger über die Narbe auf meinem Handrücken. Auch sie erinnert mich an das damalige Treffen mit Fintan. Es sind keine schönen Erinnerungen, aber sie sind da. 

Sauer auf ihn, aber vorallem mich, schrube ich so doll, dass die Narbe schon eine rötliche Färbung annimmt. Aber es bringt nichts. Sie ist immernoch da. Ich starre weiterhin auf die Narbe, bis der Schmerz unausträglich wird und ich meinen Tränen wiedereinmal freien Lauf lasse. Diese vermischen sich mit dem heißen Wasser, das auf mein Gesicht fällt.

Und schon wieder lasse ich mich auf den Boden gleiten. Mehrere Minuten sitze ich nur da und höre dem leisen Platschen des Wassers zu. Dann stehe ich auf, mache das Wasser aus und trete vorsichtig aus der Dusche. Rasch ziehe ich mir gemütliche Kleidung an und spaziere aus dem Badezimmer. Plötzlich trifft mich die kalte Luft und ein heftiger Juckreiz durchfährt meinen Körper. Und als ich meine Hände angucke, bemerke ich, dass sie rote Flecken ziert. 

Ich greife nach meinen Handschuhen auf dem Nachttisch und ziehe sie an. Machen diese Handschuhe überhaupt noch Sinn? Keefe hat sicherlich schon allen von meiner geheimen Fähigkeit erzählt. Obwohl so geheim ist sie sicherlich nicht mehr. Frustiert schmeiße ich die Handschuhe in die hinterste Ecke meines Zimmers und setze mich aufs Bett. 

 Langsam kann ich das Jucken nicht mehr aushalten und kratze, um den Juckreiz zu unterdrücken. Allerdings wird das durch Schmerz abgelöst. Als ich an der Narbe entlang reibe, versuche ich sie mit Absicht abzuscheuern, in der Hoffnung das eingebrannte Symbol verschwinden zu lassen. Obwohl ich weiß, dass das nicht möglich ist.

Auf einmal, spüre ich wie sich etwas Warmes auf meinem Handrücken verbreitet. Als ich runter blicke sehe ich, wie sich das Blut weiter verbreitet und dann langsam runterläuft. Ruckartig wird die Tür geöffnet und meine Schwester läuft in mein Zimmer hinein. Flink verstecke ich dich Hand hinter meinen Rücken und ich habe Glück denn sie sieht meine Hand nicht. 

Ich blicke in Sophies Gesicht und sehe die Abscheu darin, aber auch ein wenig Trauer. Aber als ob sie traurig wäre, sie wollte mich noch nie als Schwester. Und das hat sie mich auch merken lassen. Sie bleibt an der Tür stehen, so als wolle sie nicht näher zu mir kommen. Länger kann ich nicht still dasitzen und frage sie:,,Was willst du hier?"

Am wenigsten habe ich tatsächlich erwartet dass sie zu mir kommt. ,,Ich bin hier um dich abzuholen", erklärt sie mit kühler Stimme. ,,Und wieso ausgerechnet du?", frage ich ebenfalls mit einer kühlen Stimme. ,,Da der Hohe Rat mir und meinen Fähigkeiten vertraut. Schließlich muss ich dich sicher zum Treffpunkt bringen", erklärt sie mir. ,,Als ob ich abhauen würde", zische ich. 

,,Dir kann man nicht mehr vertrauen, nach all dem was du getan hast!", wird sie langsam wütend. ,,Was hätte ich den machen sollen?!", hebe ich aufgebracht meine Hände, ,,ich bin, ich war mein ganzes Leben lang bei den Neverseen. Ich wusste nicht was falsch und was richtig war. Ich durfte nicht mal eine eigene Meinung besitzen. Nur das reine Überleben zählte."

Sie schluckt, mit einem kurzen Blick voller Mitleid, fasst sich dann aber:,,Du hast uns aber schon länger ausspioniert, habe ich Recht? Du hattest die Chance eine eigene Meinung zu bilden, aber du hast sie nicht ergriffen" Ich weiß nicht über welchen Teil des Satzes ich mehr schockiert bin, dass sie gemerkt hat, dass ich schon länger Spion bin. Oder dass sie einfach nicht begreifen kann, dass ich keine Wahl hatte.

Statt einer Antwort schnaube ich. ,,Kommst du jetzt?", genervt sieht sie mich an. ,,Habe ich eine Wahl?", stelle ich eine Gegenfrage. ,,Nein hast du nicht", erwidert sie knallhart. ,,Na dann lass mich wenigstens meine Hände waschen", ohne eine Antwort gehe ich schnell, meine Hand versteckend, ins Badezimmer. Dort wasche ich das Blut ab, so gut wie möglich. Und ziehe ein anderes Paar Handschuhe an. 

Als ich wieder raustrete, blickt mich Sophie voller Verachtung an. Sie glotzt auch auf meine Handschuhe, der Verdacht dass alle wissen was ich für eine andere Fähigkeit habe, bestätigt sich. Still treten wir aus meinem Zimmer und gehen leise die Treppen nach unten. Als wir unten ankommen erblicke ich vor mir, einen Kobold, einen Gnom und einen Oger. Es können nur Sophies Leibwächter sein. Und Traurigerweise kenne ich all ihre Namen.

Sandor, Flori und Bo. Ich drehe mich zu Sophie um und erkunde mich:,,Brauchen wir wirklich all die Leibwächter?" ,,Erstens, das sind meine Leibwächter und zweitens, man weiß ja nie was du planst", erwidert sie mit einem Schulterzucken. ,,Und deshalb wäre es vielleicht besser, wenn wir ihr doch Handschellen anlegen", sagt Sandor mit seiner piepsigen Stimme. 

,,Habt ihr etwa Angst ich könnte euch alle umlegen?", lache ich in mich hinein. ,,Nicht im Geringsten", zeigt Bo mir seine Sammlung an Dolchen, ,,aber der Kobold ist immer viel zu über vorsichtig" ,,Das kann ich mir vorstellen", sage ich eher zu mir als zu den anderen. ,,Wollt ihr mir vielleicht sagen, wo wir hingehen?", deute ich auf den Sprungmaster über uns. 

,,Aus Sicherheitsgründen, geht das leider nicht", erläutert mir Sandor und ich hake weiter nach:,,Und was würde mir die Information nützen?" ,,Es könnte ja sein, dass du deine Freunde da hin schickst", der Oger streckt seinen Rücken durch und ich bin erstaunt von seiner Größe. ,,Die Freunde, die ihr meint. Habe ich vor drei Tagen betrogen, indem ich hier geblieben bin. Wenn ich ihnen jetzt meinen Standpunkt verraten würde. Wäre ich innerhalb einer Stunde tot", sage ich kühl.

Dennoch sagen sie nichts und wir treten in den Lichtstrahl, der vor uns erstrahlt. Ich muss die wenig überbleibende Konzentration sammeln, um nicht zu verblassen. Das ist aber momentan meine Geringste Sorge. Denn als ich aufschaue sehe ich Everglen.

Ahoj ihr Lieben,                                                                                                                                                                        wie ihr vllt. bemerkt habt, haben wir Emmy ein wenig depri gemacht. Wir haben auch nach dem Kapitel "Depressionen" nachgegoogelt und bemerkt, dass wir alle Kriterien einer Depression erwähnt haben. Nicht extrem aber sie sind da. Keine Sorge, mit ein wenig Trost, wird das bei ihr wieder.                                                                                                                                                                                         sbohem eure Kotlclovers!

Smaragdgrün und EisblauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt