2 6 | k u s c h e l s o c k e n

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b l a k e

ICH WACHTE IN einem leeren Bett auf.

Die Seite, die Lola die Nacht über besetzt hatte, war zwar noch warm, doch die ungemachte Bettdecke ließ keinen Aufschluss darauf, wo sich das Mädchen befand, das die Nacht über in meinen Armen gelegen hatte.

Ich fuhr mir mit einer Hand über mein Gesicht. Der Gedanke war lächerlich, doch für einen Moment ging ich fast davon aus, dass ich sie aus ihrer eigenen Wohnung vertrieben hatte. Dass sie lieber in ihrem Wagen ausharren und warten würde, bis ich verschwunden war, als mir über den Weg zu laufen. Die Tatsache, dass sie mich nicht bereits am Abend zuvor rausgeschmissen hatte, hatte mir wenigstens einen Funken Hoffnung verpasst, doch nun war ich mir nicht mehr so sicher, ob Lola bereute, was letzte Nacht passiert war.

Denn Himmel, ich tat es kein bisschen. Ganz im Gegenteil. Ich bereute, dass es nicht schon viel früher geschehen war.

Mit einem Seufzen schwang ich mich aus dem Bett, klaubte meine Boxershorts vom Boden und steuerte auf Lolas Zimmertür zu. Vielleicht hatte sie mir zumindest eine Klebenotiz hinterlassen, auf der sie eine Ausrede notiert hatte, die ich vermutlich nicht glauben würde. Lola war nicht unbedingt gut im Lügen.

Ich hielt jedoch überrascht inne, als ich ihre Schlafzimmertür öffnete und entdeckte, dass die Wohnung abgesehen von mir nicht mutterseelenallein war. Eine Gestalt mit dunklen Haaren, meinem Shirt um ihre Schultern und auffällig nackten Beinen stand in der Küche und hielt eine Tasse unter die brummende Kaffeemaschine.

Perplex verharrte ich einen Moment neben der Couch. Lola schien mich trotzdem gehört zu haben, denn sie drehte sich um, ein etwas misstrauischer Ausdruck auf ihrem nackten Gesicht, als sie bemerkte, wie ich abwartete. „Was?"

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Du bist noch hier."

Lolas Augenbrauen zogen sich zusammen, als ihre Augen über die Inneneinrichtung wanderten, die sie und Kennedy ausgesucht hatten. „Das ist meine Wohnung."

Ich hob eine Schulter an. „Bei dir besteht immer Fluchtgefahr."

Sie verdrehte die Augen, schnappte sich ihren fertigen Kaffee und durchquerte den Wohnbereich, bis sie sich auf die Couch sinken ließ. Der Saum meines Shirts reichte beinahe bis zur Hälfte ihrer gebräunten Oberschenkel, doch allein der Anblick ließ mein Herz etwas schneller schlagen.

„Du kannst dich entspannen", murmelte sie, als sie einen Schluck nahm und sah mich über den Rand der Tasse hinweg an. „Ich habe nicht vor, den nächsten Flug nach Neuseeland zu nehmen."

Mit einem Schmunzeln ließ ich mich in die Kissen neben ihr sinken. „Ich habe gehört, es soll schön dort sein."

Lolas Mundwinkel hoben sich ebenfalls an. „Ich war noch nie dort."

„Was für ein Zufall", scherzte ich, während ich einen Arm auf die Lehne hinter ihr sinken ließ. „Ich auch nicht. Wir sollten zusammen gehen, wenn du das nächste Mal den Drang besitzt, deine ganze Identität aufzugeben."

Sie warf mir einen finsteren Blick zu, doch ich sah das schelmische Funkeln in ihren Augen. „So schnell werde ich nicht verschwinden."

Sie hielt noch immer die mit kleinen Herzen bedruckte Tasse in ihren Fingern und der Geruch von gerösteten Bohnen war zu verlockend, als dass ich ihn hätte ignorieren können. Ich griff danach, nahm einen Schluck und sah es als kleinen Gewinn an, als sie sich nicht darüber beschwerte.

Meine Schulter streifte ihre, als ich den Kaffeebecher auf dem Couchtisch abstellte. Mir fielen die rosa Kuschelsocken ins Auge, die sie wohl übergezogen haben musste, sobald sie aufgestanden war. Meine Fingerspitzen glitten über den Smiley, der auf die Ferse gestickt worden war. Vor wenigen Wochen hätte ich nicht daran geglaubt, dass ich Lola West je kurz nach dem Aufwachen sehen würde, nur in meinem Hemd und flauschigen Socken, die mich zum Lächeln brachten.

all night long | ongoingWhere stories live. Discover now