1 2 | d e s t r u k t i v e s t a g t r ä u m e n

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b l a k e

„WIR BRAUCHEN MEHR Holzkohle", meinte Vince, als ich mich durch die offene Hintertür schob und ihm Hof Gesellschaft leistete. Mit einem kühlen Bier in der Hand und einem warmen Sweatshirt über meinem Shirt fühlte der milde Septemberabend sich wie eine der letzten Chancen an, unseren Außenbereich zu nutzen, bevor wir wieder einen Plan an den Kühlschrank hängen mussten, wer wann unsere Auffahrt von Schnee befreien sollte. Michigans weiße Winter sorgten für einige legendäre Schneeballschlachten und gigantische Schneemänner, aber eben auch für taube Zehen und zugeschneite Autos, die unter der weißen Masse untergingen.

„In meinem Kofferraum ist noch ein ganzer Sack", meinte ich, als ich an James und ihn herantrat, die bereits um den Grill standen und in die Kohle schauten. „Ich bin noch nicht dazu gekommen, ihn zu holen."

Nach unserem Training war ich zwar noch schnell in den nächsten Baumarkt gefahren und hatte die Holzkohle besorgt, bei meiner Ankunft war ich jedoch sofort unter die Dusche gesprungen, um meinen müden Muskeln etwas Entspannung zu verschaffen.

Vince löste sich vom Grill und ging in Richtung der Einfahrt, wo mein Jeep stand und den Sack beherbergte. Hinter mir kam Lissie durch die Tür, einige Teller und Besteck in der Hand, um die provisorischen Tische und Bänke, die wir bereits heute Vormittag aufgebaut hatten, zu decken. Ohne sie hätten wir uns vermutlich damit zufriedengegeben von Papptellern zu essen und Küchenpapier als Servietten zu nutzen. Einer der Vorteile von Lissies Anwesenheit, die Vinces einfache Existenz bereits mit sich brachte, war der weibliche Touch, den sie unumstritten in unser aller Leben brachte. Während James uns meist hinterherräumte, war Lissie die Person, die uns etwas zivilisierter machte. Die uns daran erinnerte, unsere Gläser auf Untersetzer zu stellen oder nicht jeden Abend nur Pizza liefern zu lassen. Für mich fühlte sie sich wie die kleine Schwester an, die ich nie gehabt hatte, die sich dafür aber ganz unbemerkt in mein Leben geschlichen hatte.

Neben dem Grill saß gehorsam Atlas, der seine Augen auf die Platte mit Fleisch fixiert hatte, die jeden Moment auf den Grillrost wandern würde. Zachs Schäferhund war gut genug erzogen, um nicht zu wagen, einen Satz auf das Tablett zuzumachen, aber definitiv noch jung genug, um die Chance zu nutzen, wenn ein Steak vom Teller rutschen würde. Keine einzige Mahlzeit verging in diesem Haushalt, ohne dass Atlas die Hoffnung aufgab, dass etwas von der Gabel direkt in sein Maul flog.

Ich trat neben ihn und kraulte die Stelle zwischen seinen Ohren. Er war zu konzentriert auf die mögliche Mahlzeit, um mir zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, doch sein Schwanz wischte über das Gras von rechts nach links.

„Wie viele Leute habt ihr eingeladen?", fragte James, der die Grillplatte etwas skeptisch betrachtete. „Ich befürchte, das Fleisch wird etwas knapp."

Lissie schüttelte den Kopf. „Soweit ich weiß, wird es nur ein kleines Zusammentreffen. Ich habe mal nicht mit mehr als zwanzig Köpfen gerechnet."

James sah zufrieden aus. „Das ist vermutlich besser so. Ich gehe kaum davon aus, dass wir heute zu spät ins Bett wollen."

Auch wenn Hawaii nicht unbedingt unser größter Rivale war, wusste ich, dass das Bier in meiner Hand mein erstes und letztes für den Abend sein würde. Ich war froh zu wissen, dass der Abend nicht in einer Hausparty enden würde, wenn wir morgen Mittag wieder auf dem Feld stehen werden müssten.

Vince kam mit dem Sack Holzkohle zu uns herüber. „Also soll ich die gesamte Schwesternschaft von Alpha Delta Pi wieder ausladen? Himmel, werde ich heute einige Träume zerstören."

Lissie verdrehte die Augen. „Ich bin mir sicher, dass du das schnell wieder gut machen kannst. Obwohl ich mir nicht sicher wäre, ob eine Nacht mit dir nicht schnell zu ihrem Albtraum werden würde."

all night long | ongoingWhere stories live. Discover now