2 4 | g u t f ü r d i e s e e l e

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b l a k e

AUSNAHMSWEISE WAREN ES keine Wolverine-Fans, die sich am Samstagabend nach dem Spiel in unserem Wohnbereich sammelten, nachdem wir den Spielern aus Nebraska auf unserem eigenen Rasen gegenübergestanden waren. Es lief keine ohrenbetäubende Musik, die mich hinterfragen ließ, ob es das Adrenalin war, das meine Ohren klingeln ließ oder doch der Bass, der an den Wänden rüttelte.

Stattdessen saßen wir wie Schuljungen in unserem besten Sonntagsaufzug um unseren Esstisch versammelt, besorgt, auch nur ein falsches Wort zu sagen. Bis auf James, der aussah, als würde er gerade überall lieber sein als hier. Vermutlich, weil er der Einzige von uns war, der kein Interesse daran hatte, bei unseren Gästen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Coach Hart hatte seit Wochen angedeutet, dass er seine Beziehungen hatte spielen lassen und einige der Scouts, die sich immer häufiger auf unseren Spielen verirrten, zu einem freundschaftlichen Essen hatte überreden können. Ich war seit meinem ersten College-Spiel nicht mehr so nervös gewesen, einen Ball fallen zu lassen wie heute. Nicht, wenn ich wusste, dass ich mit fünf der Männer zu Abend essen würde, die darüber entschieden, ob ich für eins ihrer Teams in Betracht kam.

„Das ist eine ganze Menge Schnee", kommentierte der Scouts der 49ers, der vermutlich das letzte Mal neunzehnhundertsechsundsiebzig in San Francisco eine weiße Schicht über dem Asphalt gesehen hatte. Michigan dagegen schien seit dem ersten Schneefall vor knapp einer Woche von einem Schneesturm nach dem nächsten überrollt zu werden. „Ich hoffe, die Straßen sind später noch frei."

Coach Hart folgte seinem Blick aus dem Esszimmerfenster in Richtung unseres Hinterhofs, wo Vince und Lissie bereits vorgestern ihren ersten Schneemann für das Jahr gebaut hatten. Obwohl am Tag vielleicht zehn Zentimeter fielen, hätte ich auf den ersten Blick vermutlich nicht sagen können, wer von ihnen größer war – Lissie oder Frosty, der sogar einen blauen U of M-Schal umgehängt bekommen hatte. „Ach, die paar Flocken. Die richtigen Mengen kommen erst im Februar, wenn es wirklich kalt wird."

Der Gedanke, dass es bis dahin nur noch vier Monate waren, schien wie ein Damoklesschwert über uns zu hängen. Weil es bedeutete, dass in drei Monaten der Sieger der National Championship feststehen würde. Für Zach, James und mich bedeutete das etwas anderes als für Vince – immerhin hatte er nächstes Jahr nochmal die Chance, wenn wir den Titel nicht holten. Für uns drei war es allerdings das einzige und letzte Mal, dass wir wirklich in greifbarer Nähe dieses Sieges waren.

„Ich schätze, die Jungs sind mittlerweile daran gewöhnt", kommentierte Frank, der als Scout der Vikings wohl mehr Erfahrung mit nicht geräumten Straßen hatte als wir alle zusammen. „Oder nicht?"

Mein Puls schoss in die Höhe. Ich hatte keine Ahnung, ob es sich um eine getarnte Frage handelte, um abschätzen zu können, ob wir uns in einem der kältesten Bundesstaaten zurechtfinden würden, oder ob wir falls ein Nein fiel, automatisch aus seiner Liste der potenziellen Matches herausfielen.

„Ich bin aus der Nähe von Chicago", erwiderte ich und setzte mich etwas auf. „Ich komme so ziemlich mit jedem Wetter klar."

Eine diplomatische Antwort, die mich hoffentlich nicht aalglatt wirken ließ. Vince wackelnde Augenbrauen ließen mich jedoch befürchten, dass ich zumindest in diesem Belang eine Niederlage einsammeln musste.

„Auch mit viel Sonne?"

Mein Blick wanderte automatisch zu dem Mann, der die Frage gestellt hatte, während er sich in Richtung des Couchtisches lehnte, um ein paar Erdnüsse aus einer der Snackschalen zu fischen. Ich war geschockt gewesen, herauszufinden, dass wir tatsächlich kleine Keramikschalen besaßen, in die man Knabbereien füllen konnte, anstatt sie direkt aus der Plastikverpackung zu essen, wie wir es sonst immer taten.

all night long | ongoingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt