Vorher (3)

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Hallöchen und Herzlich Willkommen zum allerletzten Vorher! :D
Dieses Mal entführe ich euch in die Zeit kurz vor dem Angriff der Jäger auf Vernell, wer sich also für die Hintergründe interessiert, kann sehr gern reinlesen. Lasst gern eure Meinung da, wenn ihr mögt! Ansonsten möchte ich noch erwähnen, dass ich ab diesem Kapitel einen wundervollen Betaleser habe, wuhu xD Für eine drastische Reduzierung der Rechtschreibfehler ist also keine plötzliche Erleuchtung verantwortlich, sondern der liebe Astraios. (Herzlich Willkommen im Team "Letho schreibt weirdes Zeug und lässt andere daran teilhaben, yeahh") Schaut gern in seinem Profil vorbei, wenn ihr gähnende Leere sehen wollt, denn dieser talentierte Autor lässt bisher noch niemanden an seinen Werken teilhaben - kommt vielleicht noch. Ich freue mich jedenfalls, ihn als meinen Betaleser begrüßen zu dürfen!

Und damit entlasse ich euch, viel Spaß beim Lesen! :D

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„Du hast mich rufen lassen?"

Viggo sah von dem Spielbrett hoch, welches er bisher nachdenklich gemustert hatte, um seinen späten Besucher zu begrüßen. „Ryker", sagte er und deutete einladend auf den freien Stuhl vor seinem Schreibtisch. Mit dem Arm schob der Anführer der Jäger die zahlreichen Karten und den Stapel Pergament beiseite, den er vor sich aufgestapelt hatte. Er wollte vermeiden, dass sein Bruder die Pläne sah, die er darauf notiert hatte. Es würde nur zu Fragen führen, die er nicht beantworten wollte - vor allem nicht um diese Uhrzeit. Viggo hatte schon an guten Tagen keinen Nerv für Rykers Art, er musste sich nicht mitten in der Nacht mit seinen gewalttätigen Fantasien und Vorschlägen auseinandersetzen. Wären sie keine Familie, hätte er sich wohl schon längst hinreißen lassen, seinen großen Bruder an den Flüsternden Tod zu verfüttern.

„Ich muss mit dir über Dagur sprechen", erklärte Viggo mit leiser Stimme, während er klares, kühles Wasser aus seiner Karaffe in zwei hölzerne Becher goss. Ryker griff danach und stürzte es in einem Zug herunter, ohne auch nur ein Danke über die Lippen zu bringen. Innerlich kopfschüttelnd lehnte Viggo sich in seinem Stuhl zurück, sagte aber nichts. Wenn sein Bruder sich wie ein Barbar aufführen wollte, sollte es ihm Recht sein.

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr Beide über die Insel gesprochen habt, die wir vor kurzem entdeckten?" Es war eine Feststellung, doch er äußerte sie fragend, um seinen Bruder nicht unnötig zu reizen. Unter normalen Umständen würde er keinerlei Wert darauflegen, doch heute war er nicht in der Stimmung für einen Schlagabtausch. Diese waren ohnehin viel zu träge für seinen messerscharfen Verstand, denn Ryker schien die Feinheiten einer Konversation nicht erlernt zu haben. Es war enttäuschend, doch nicht zu ändern.

„Haben wir", gab Ryker knapp zurück und besah sich zufrieden den blutigen Griff seines Schwertes. „Er ist meiner Meinung." Viggo schüttelte missbilligend den Kopf. „Ich kann nicht verstehen, wie ihr euch zu solchen drastischen Lösungen hinreißen lasst", gab er zurück. „Hast du darüber nachgedacht, dass wir es mit Diplomatie versuchen könnten?"

Ryker stieß ein abfälliges Schnauben aus. „Diplomatie?", wiederholte er zweifelnd. „Es ist viel ertragreicher, das Dorf niederzubrennen und die restlichen Männer in Gewahrsam zu nehmen. So stärken wir unsere Armee und merzen das Problem aus, ohne uns mit weiteren Drachenzähmern" Er malte das Wort mit Gänsefüßchen in die Luft. „Herumschlagen zu müssen." Der Jüngere schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. „Wir wissen nichts über Vernell", warf er ein. „Sie könnten wertvolle Verbündete darstellen."

„Seit wann bist du auf Verbündete aus, Bruder?", fragte Ryker, während er seine blutbefleckte Waffe an seiner Hose säuberte. „Ich dachte, wir zerstören alles, was uns in die Quere kommt?"

Viggo verzog das Gesicht. „Das klingt nach einem deiner üblichen, primitiven Grundsätze", sagte er ablehnend und nippte an seinem Wasser, um den Ekel loszuwerden, der ihn bei Rykers ungehörigem Verhalten überkam. „Ich fürchte lediglich, dass sie ihrerseits über Bündnisse verfügen. Eine kleine Insel wie ihre muss sich auf Angriffe einstellten, werden sie denn nicht abgesichert sein?"

„Du interpretierst zu viel, kleiner Bruder", entgegnete Ryker, von oben herab. „Das hier ist keines deiner kleinen Brettspielchen." Viggo hob die Brauen. „Meine Brettspielchen, wie du sie nennst, haben uns Reichtum und Ansehen eingebracht. Ohne mich wäre das Geschäft der Grimborns untergegangen, also wage es ja nicht, meinen Intellekt herunterzuspielen." Sein Bruder hob abwehrend die Hände. „Du bist weich geworden", sagte er abfällig und stieß sein Schwert grob in die Schiffsplanken, damit er sich auf dem Griff abstützen konnte. „Wir sind Wikinger, schon vergessen?" - „Nur weil unsere Kultur es verlangt, müssen wir keine Blutspur hinter uns herziehen", meinte Viggo, ohne sich von seinem Bruder kränken zu lassen. Würde er sich bei jedem respektlosen Kommentar angegriffen fühlen, hätte er seine gesamten Jugendjahre eingeschnappt verbracht, denn ein herzlicher Bruder war Ryker nie gewesen.

„Und was ist dein genialer Plan, kleiner Bruder?", fragte Ryker skeptisch und Viggo konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er sich dieses Mal nicht überzeugen lassen würde. Er hatte seinem Bruder schon immer hin und wieder einen Gefallen gewähren müssen, damit er nicht rebellierte. Es war beinahe schwieriger, seinen Bruder im Griff zu behalten als all die unterschiedlichen Männer seiner Flotte.

Viggo seufzte leise und schloss ergeben die Augen. „Ruf Dagur her", sagte er zu dem Wachen, den er stets neben seiner Tür positionierte. „Wir werden darüber abstimmen", erklärte er seinem Bruder, auch wenn es ihm überaus missfiel. „Wenn er wirklich deiner Meinung ist, überlasse ich dir die Planung, Ryker."

ClematisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt