26: Wie damals

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Ich brüllte auf, während Thomas meinen Arm packte. "Ach du Scheiße" Ich starrte auf den Rauch, panische Silhouetten huschten umher, warfen angestrahlt von den unzähligen Feuern lange Schatten. "NEWT" Ich riss mich aus dem Griff des Frischlings und stolperte den Hang hinab. Immer schneller trugen mich meine Beine, weiter auf das Chaos zu, das unaufhaltsam tobte. Mein Herz raste, meine Lunge brannte.

Sie sind tot. Alle tot.

Es gab keine Chance, das sie noch lebten. Drei Bomben waren eingeschlagen. Mein Fuß rutschte aus. Ich unternahm nicht einmal den Versuch, mich abzufangen. Dumpf schlug ich auf dem steinigen Boden auf und schloss kurz benommen die Augen. Meine Unterarme brannten wie das hohe, lichterlohe Feuer.

Was wenn sie noch lebten? Oder kurz vor dem Tod standen? Was wenn sie meine Hilfe brauchten?

Ich riss die Augen auf und erhob mich. Taumelnd trat ich ins Chaos und wurde von allen Seiten angerempelt. Die Flugzeuge WCKD's waren gelandet, Soldaten mischten sich unter Rebellen. "NEWT", schrie ich, doch meine Worte wurden im allgemeinen Tumult verschluckt. Tränen schossen mir in die Augen, während ich orientierungslos durch die Leute stolperte. "NEWT. PFANNE. MINHO" Ich brüllte die Namen meiner Freunde, doch keine vertraute Stimme antwortete. Panisch stolperte ich an brennenden Zelten vorbei, als mich plötzlich jemand am Arm packte. In der Hoffnung, Newt zu erblicken, fuhr ich herum. Ein fremder Mann stand vor mir, ein gehetzter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. "Kannst du damit umgehen?" Er riss eine Pistole hoch und als ich nicht antwortete, drückte er sie mir einfach in die Hand. Dann warf er mir einen Munitionsgürtel um und verschwand im Chaos. Plötzlich erklangen Schüsse hinter mir und elektrisches Knistern. Ich erblickte WCKD-Soldaten. Sie hatten auf einen Jugendlichen geschossen, der jetzt hilflos zu Boden ging. Perplex riss ich meine Waffe hoch, lud - und drückte ab. Erschrocken stolperte ich ein paar Schritte zurück vom ungewohnten Rückschlag. Einer der drei Soldaten fiel leblos auf die dreckige Erde.

Ich hatte gerade jemanden getötet.

Mein Herz raste, als die Soldaten auf mich zu kamen. Mit zitternden Fingern lud und schoss ich erneut - ich verfehlte mein Ziel. Plötzlich wurde ich von einer spontanen Menschenwelle mitgerissen. Überrascht stolperte ich im unbekannten Strom, bemüht, die geladene Waffe auf den Boden zu richten. "NEWT", schrie ich erneut und reckte den Kopf, auf der Suche nach dem vertrauen, blonden Schopf. "RENNT. LOS LAUFT" Eine bekannte Stimme erhob sich über die aller Anderen, sofort wurde ihren Worten folge geleistet. Es war Mary, die Doktorin des rechten Arms. Ich kämpfte mich durch die Menschen bis zur Spitze und erblickte ihre schwarzen Haare. Plötzlich drängelten sich immer mehr vertraute Schöpfe vor mir. "MINHO...- MINHO-!" Ich schrie, was das Zeug hielt und endlich drehte sich der Hüter um. Sein Blick erfasste mich und sofort tat es auch seine Hand. Eisern wurde der Griff um meinen Oberarm geschnallt und er zog mich bestimmt mit sich. Wir wussten - es war keine Zeit, um zu reden. "Y/N - oh Gott sei dank", erklang Pfanne's Stimme und mir rollten Tränen der Erleichterung über die Wangen. Wo meine Freunde waren, war Newt nicht fern.

Sie waren doch nicht tot.

Hysterisch begann ich zu schluchzen und während wir hinter einem Jeep in Deckung gingen, warf Minho Pfanne einen überforderten Blick zu. "HÖR AUF ZU WEINEN!" Ich versuchte, zu Atem zu kommen, doch noch immer schüttelte mich panische Angst. "HÖR AUF!", rief Pfanne durch den Lärm doch ich schluchzte weiter. "Y/N VERDAMMT REIß DICH ZUSAMMEN!" "HÖR AUF" Ich weinte weiter. "ER LEBT! NEWT LEBT", schrie Minho und drückte mich mit Händen an den Schultern gewaltsam gegen die Autotür. Erschrocken über seine Handlung erstarrte ich. "NEWT LEBT. JETZT HÖR AUF!" Der Hüter hatte ganz rote Wangen vor Wut und seine Brust hob und senkte sich schnell. Ich schnappte kurz nach Luft und wischte mir über die Augen. "GUT SO" Endlich verschwanden die Griffe und Minho kauerte sich neben Pfanne. Plötzlich erschien ein Gesicht vor mir und erneut schossen mir die Tränen in die Augen. "NEWT" Der große Junge fiel neben mir auf die Knie und riss mich an sich. "ICH HAB DIR DOCH GESAGT ER LEBT UND- ARGH!" Minho raufte sich die Haare und riss uns zu Boden, als eine Horde Soldaten vorbei rannte. "WO IST THOMAS?!", wollte er wissen und ich hob die Hand. "OBEN AN DER SCHLUCHT!" Der Hüter nickte und plötzlich trat ein Kampfgeist in seine Augen, wie ich ihn bisher nur einmal erblickt hatte. Damals auf der Lichtung, als wir von den Grievern angegriffen worden waren. Er hatte sich gerettet, gemeinsam mit Newt und meinen Freunden. "HARRIET. SCHNAPP DIR MUNITION UND RAUF HIER!" Vince' forsche Stimme schallte zu uns herüber und das dunkelhaarige Mädchen neben uns rannte los - mitten ins Schlachtfeld. Ich riss den Kopf hoch, um sie beobachten zu können. Plötzlich zog mich Newt mit und wir rannten mit Pfanne und Minho Harriet hinterher. Vince stand vor einem Maschinengewehr auf einem der Jeeps mit Ladefläche und brüllte Anweisungen zu uns herab. "HEY - WEIST DU WIE MAN SOWAS BEDIENT?!" Er drückte Minho ein Gewehr in die Hand. Dieser lud es mit einem stürmischen Nicken und ging in Stellung. Newt und Pfanne griffen ebenfalls nach Waffen und positionierten sich am Wagen. Ohne zu zögern riss ich meine eigene Pistole hoch und blickte mich nach Soldaten um. Es dauerte nicht lange, da erklang der erste Schuss neben mir: Newt lies sich keine Zeit, zu grinsen, als einer der Angestellten WCKD's zu Boden stürzte. Schon bald fielen mehr und mehr Soldaten, in letzter Sekunde schoss ich - und konnte sie davon abhalten, Minho anzugreifen. Das Lager des rechten Armes hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Schüsse, Schreie und Feuerknistern durchbrachen das einstige Lachen und die freundlichen Unterhaltungen.  Die Immunen aus den Labyrinths rannten ziellos umher, wurden von Soldaten elektrisiert und gefangen. Aber auch der rechte Arm lies sich nicht unterkriegen: WCKD's Kämpfer fielen, Einer nach dem Anderen. Die Situation änderte sich von Sekunde zu Sekunde - es war unmöglich zu sagen, wer die Überhand hatte. Als die Munition leer war, zog ich Patronen aus meinem Gürtel und steckte sie rasch in die Waffe. Mit einem scharfen Klicken lud ich sie nach und erhob sie wieder. Aus dem Augenwinkel erkannte ich einen vertrauten Umriss im Chaos und drehte neugierig den Kopf. Thomas wurde von zwei Soldaten verfolgt und rannte mit entsetztem Blick auf der Suche nach uns umher. "DA IST THOMAS!", schrie ich Minho zu und stieß ihm in die Seite. Rasch senkte der Läufer die Waffe und folgte meinem Blick. Als er den Frischling entdeckte, nickte er zufrieden. Ich hatte beinahe abgedrückt, als die Soldaten hinter ihm fielen. Überrascht blickte ich umher, auf der Suche nach dem begabten Schützen. Plötzlich entdeckte ich einen schwarzen Haarschopf zwischen den Felsen außerhalb des Lagers. Brenda! Sie hatte überlebt? Und war offensichtlich wieder munter und erholt von ihrer Ansteckung? Neue Motivation durchströmte mich und mehrere Soldaten WCKD's stürzten zu Boden. Gemeinsam mit meinen Freunden an meiner Seite fühlte ich mich stark und beschützt und mir war klar: ich war ihnen noch immer so wichtig wie damals auf der Lichtung. Wir saßen alle in einem Boot und würden füreinander einstehen, bis zum letzten Mann. Ein paar Sekunden später erblickte ich plötzlich mit Schrecken die vermehrten feindlichen Kämpfer. Sie schienen deutlich in der Überzahl, Immune und Rebellen säumten den Boden. Panik erfasste mich und plötzlich hörte ich ein Knistern. "Y/N!" Newt schmiss sich vor mich, doch zu spät. Ein kleiner Greifer heftete sich an meiner Schulter, mein Körper begann zu zittern. Ein fürchterliches Brennen fuhr durch meine Glieder und ein kehliger Laut drang aus meinem Hals. Ich stürzte zu Boden, eine lähmende Stille erfasste mich und meine Sicht erfüllte sich mit Schwärze.

Verloren im Feuer Where stories live. Discover now