14: WCKD's Rückkehr

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Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. Das Blut rauschte ohrenbetäubend laut in meinen Ohren. Ich konnte mein Herz panisch schlagen hören. "Er ist - tot?", flüsterte ich und als mir niemand antwortete, wurde mir klar, dass es die Wahrheit war.

Winston war tot.

Kaum war es mir möglich, zu sprechen. Meine Stimme klang brüchig und weinerlich hoch. "Was ist geschehen?" Ich spürte, wie mir die Tränen die Stirn hinab liefen und Newt drückte meine Hand fest. "Er wurde infiziert"

Also doch?

"Ich dachte, wir wären immun?!" "Anscheinend nicht alle von uns", hörte ich Thomas flüstern und schluckte hart. "Wir werden aufpassen müssen", sprach Minho meine Gedanken laut aus und im dämmrigen Licht sah ich den Rest der Gruppe nicken. "Habt ihr nach mir gesucht?", fragte ich nach einer Weile der Stille und sofort hörte ich sie schnauben. "Gesucht? Gesucht?! Verdammt, natürlich haben wir dich gesucht!", antwortete Thomas laut und Minho redete weiter. "Newt hat jeden Stein umgedreht, beide Nächte nicht geschlafen und war nicht ansprechbar, bis er dich erblickt hat" Ein leises Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Er hatte nach mir gesucht. "Wir haben alle wenig geschlafen seitdem du verschwunden warst. Das ganze Fabrikgelände haben wir durchgesucht-" "Und dann sind wir weitergezogen. Es war hart für Newt, den Ort zu verlassen an den wir dich das letzte Mal gesehen haben. Winston's Zustand hat sich auf dem Weg in die Berge drastisch verschlimmert. Er hat sich erschossen" Mein Herz klopfte vor Schmerz, als ich vor meinem inneren Auge die letzten Momente mit meinem ehemaligen Hüter vorbeiziehen lies. Er war bereits voller Schmerzen gewesen, als ich ihn verarztet hatte. Der einst so stolze starke Lichter war schwach und verwundet gewesen. Ich erinnerte mich an die Lichtung, als ich ihn kennengelernt hatte. Als Alby ihn zu meinem Hüter gemacht hatte. Er war mehrmals auf Gallys Seite gegen mich vorgegangen- obwohl er mich mochte. Wie wütend er auf mich gewesen war, als ich die Lämmer freigelassen hatte. Und doch, er hatte immer versucht, auf mich aufzupassen. Damals war er während meinem unfreiwilligen Fasten ehrlich besorgt gewesen. Er hatte sich mit Newt im Sannizelt um mich gestritten - und sich seinem zweiten Anführer für mich entgegengestellt. Wie schüchtern er geworden war, nachdem Newt ihn mit seinen Gefühlen für mich konfrontiert hatte. Die Tränen rannten mir über die Stirn, als mich an den Moment im Hubschrauber erinnerte. Er war so eifersüchtig auf Newt gewesen - und doch hatte er nie mehr ein Wort gesagt. Am Ende wollte er, das ich glücklich war, auch wenn es nicht mit ihm sein würde. Ich erinnerte mich an seine Worte, als wir Beide mitten in der Nacht auf der Müllkippe aufgewacht waren. Er hatte sich gesehnt nach meiner Zuneigung für ihn. Und ich hatte nichts besseres zu tun gehabt, als mit Newt vor ihm das verliebte Pärchen zu spielen. Ich hätte Winston gar nicht verdient. Ach, wenn wir nur noch immer auf der Lichtung wären. Bevor Thomas und Teresa in der Box hochgekommen waren. Vor Bens Verbannung. Vor den schrecklichen Ereignissen. Dort, wo die Lichtung noch hübsch gewesen war. Dort, wo die Sonnenstrahlen die Lichtung trafen in diesem einen perfekten Moment. Dort, wo wir sicher und behütet gewesen waren, wo wir zu Essen und zu Trinken hatten. Dort, wo ich die Menschen gefunden hatte, denen ich nun wichtig war. "Ich hab mich nicht einmal verabschieden können", hauchte ich erstickt und bedrückte Stille trat ein. "Wir haben ihm geschworen, dich zu finden und deine Sicherheit zu gewährleisten", murmelte Pfanne nach einer Weile und ich versuchte krampfhaft, nicht aufzuschluchzen. Er hatte mich so sehr gemocht... "Du bist ein Teil dieser Gruppe und wirst es auch immer sein. Warst du schon, seit Alby die Regel gemacht hat. Wir stehen alle auf deiner Seite", sprach Newt leise und zustimmendes Gemurmel erklang um uns herum. "Wir würden niemals einen Teil der Gruppe zurücklassen" "Danke Leute- ich wüsste nicht, wo ich jetzt ohne euch wäre" "Vermutlich tot", antwortete Teresa feindselig hinter mir und ich grummelte. Seit wann war sie wieder so gemein? Ich dachte, im Einkaufszentrum hätte sich etwas zwischen uns geändert. Immerhin hatte sie mir das Leben gerettet. "Warum ist sie hier?" "Sie ist genauso ein Teil der Gruppe wie du", antwortete mir Thomas wie aus der Pistole geschossen und ich rollte mit den Augen. Natürlich war er der Erste, der sie verteidigte. Und auch der Einzige. "Na Freunde? Gefällt euch die Aussicht?" Wir verstummten, als Jorge's Stimme ertönte und schon trat der große Mann aus den Schatten. Wie war er so lautlos hierher gekommen? "Was zur Hölle wollen sie?", fragte Thomas, als Jorge näher an den Rand des Abgrunds trat. "Genau das ist hier die Frage. Meine Leute wollen euch zurück an WCKD verkaufen. Das Leben hat sie gelehrt, nicht weit zu denken. Ich bin anderer Meinung. Und irgendwas sagt mir - ihr seid das auch" "Liegt es an dem Blut, das mir in den Kopf läuft, oder ergibt der Quatsch von dem Strunk für euch irgendeinen Sinn?", fragte Minho aus dem Nichts und ich verkniff mir ein kurzes Grinsen. "Sagt mir, was ihr von dem rechten Arm wisst", fuhr Jorge unbeirrt fort und Newt lies meine Hand los. "Ich dachte das wären nur irgendwelche Geister" "Zufällig glaube ich an Geister. Besonders, wenn ich sie über den Elders funken höre" Er lief hinüber zum Hebel, der den Kran über uns bediente. "Ihr sagt mir, was ihr vom rechten Arm wisst - und vielleicht machen wir nen Deal" Kurz trat Stille ein und ich wartete auf weitere Fetzen des Gesprächs, das die Lichter vorhin mit Jorge geführt hatten. "Okay also- wir- wir wissen nicht viel", antwortete jetzt Thomas und gestikulierte kurz mit den Armen. Plötzlich gab es einen Ruck und wir sanken in die Tiefe. Erschrocken schrie ich auf und versuchte, irgendwo halt zu finden. "WOW WOW WOW OKAY- okay! Okay! Sie verstecken sich in den Bergen- und haben WCKD ein paar Mal angegriffen - sie haben ein paar Kids gerettet, das- das ist alles was wir wissen!", rief Thomas und mein Herz raste, neugierig, was als nächstes geschehen würde. Jorge schien überrascht; seine Augen funkelten und ich wusste, das Thomas sein Interesse geweckt hatte. Der Mann öffnete bereits den Mund, als plötzlich eine zweite Stimme erklang. "Hey Jorge" Ein etwas rundlicher Mann mit vielen Tattoos und einer Glatze trat zu uns und blickte zwischen seinem Anführer und uns hin und her. "Was passiert hier?" Sofort trat ein neutraler Ausdruck in das Gesicht Jorge's und er blickte zu Thomas hinab. "Ich und meine neuen Freunde wollten uns kennenlernen. Wir sind jetzt fertig" "Moment- was denn- wollen sie uns nicht helfen?!", fragte Thomas wütend und der zweite Mann blickte misstrauisch zu Jorge. "Keine Sorge, Hermano. Wir bringen euch dahin zurück, wo ihr hingehört" Die Enttäuschung über seinen Trick, mehr über den rechten Arm zu erfahren, zog an mir, während er sich herum drehte und verschwand. "Ihr macht besser keine Scheiße, Kinder. WCKD ist bald da und holt euch zurück nach Hause" Mit diesen Worten und einem dreckigen Grinsen drehte sich der zweite Mann herum und man hörte seine Schritte die Treppe hinunter verklingen. "Scheiße - wir müssen hier raus!", zischte Thomas und noch während er das sagte, kam mir die rettende Idee. "Minho - schubs Teresa!" "Was? Warum?", wollte der Läufer sofort wissen und ich schüttelte den Kopf. "Keine Zeit für Reden - WCKD wird bald eintreffen - tu einfach was ich sage! Schubs sie" Nach zweimal Strecken hatte Minho das Mädchen an der Taille gepackt und gab ihr einen kräftigen Schubs - sie schwang nach vorne, ihre Arme streckten sich- und verfehlten den Apparat. "Mist", rief Minho frustriert und packte sie erneut. Dasselbe Spiel wiederholte sich noch zweimal, bis - "JA". Teresa packte die Stange, zog kurz an dem Hebel, um uns ein Stück herab zu lassen und kletterte auf den Boden. Rasch band sie sich los und suchte nach einem Weg, uns ebenfalls zu befreien. "GUTEN ABEND. HIER SPRICHT DAS WELT- CHAOS- KATASTROPHEN-DEPARTEMENT! WIR HABEN DAS GEBÄUDE VOLLSTÄNDIG
UMSTELLT,WIDERSTAND IST ZWECKLOS. IHR BEFINDET EUCH OHNE EIGENES VERSCHULDEN - IM EIGENTUM VON WCKD-BESITZ" "Shit - Janson. Sie sind hier wir müssen uns beeilen!", rief ich panisch, als eine laute Ansage und Helikoptergeräusche draußen ertönten. Teresa hielt mir die Stange hin. "Y/n- hier!" Rasch packte ich sie und lies mich auf den kalten Betonboden ziehen. "HÄNDIGT SIE UNS AUS- UND WIR KÖNNEN DAS HIER ALS EINFACHES MISSVERSTÄNDNIS ERKLÄREN. ODER IHR WEHRT EUCH - DANN WIRD JEDER BIS AUF DEN LETZTEN MANN STERBEN" Während ich mich von den Schnüren losband, wurde nach und nach jeder Lichter befreit und schon standen wir gemeinsam neben dem Abgrund. Wir wollten bereits losrennen, als plötzlich das Klicken vom Laden einer Waffe ertönte. Der Mann von vorhin trat aus den Wänden hervor, eine Schrotflinte auf uns gerichtet. "Hören Sie, wir wollen keinen Ärger wirklich. Wir- wir wollen nur hier raus", sagte Thomas laut und hob beschwichtigend die Arme. "Ach ist das so, ja?" Nun hob er ein Funkgerät an den Mund und es knisterte. "Janson- ich hab sie alle gefunden. Ich bring sie jetzt nach unten! Nicht schießen. Los gehts. Ab nach unten", befahl er an uns gerichtet und trat näher. "Ich sagte los jetzt!" Thomas Füße scharrten auf dem Betonboden und es dauerte kurz, bis mir klar wurde, woher ich das kannte. Dasselbe hatte er kurz vor dem verbotenen Eintritt ins Labyrinth getan. Er würde doch nicht- Blitzschnell stürzte er vor, packte er die Waffe und richtete sie gegen die Decke. Der erste Schuss fiel und sofort entstand ein Gerangel. Rasch versuchte ich, Thomas zu helfen und den Mann zu packen, doch er schüttelte mich ab wie eine lästige Fliege. Nun stolperte er ein paar Meter zurück und Thomas wollte sich bereits wieder auf ihn stürzen, als der Mann die Waffe hochriss. "Du kleiner Bastard!", brüllte er, schäumend vor Wut und lud die Waffe. Ein Schuss erklang und ich erstarrte, als Thomas sich den Bauch abtastete. War er getroffen?

Verloren im Feuer Where stories live. Discover now