Venti

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Beschwingt verließen sie an diesem Nachmittag die kleine Hütte im Wald

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Beschwingt verließen sie an diesem Nachmittag die kleine Hütte im Wald. Etienne war selig, denn die Gefühle, die Milo in ihm auslöste, verdrängten die Traurigkeit, die sich über die Jahre in sein Herz gefressen hatte.

Etwas was die Musik nicht heilen konnte, weil die Ursache nie die Lösung sein konnte. Natürlich brannte er für das Klavierspielen, aber es war aussichtslos zu träumen, ein großartiger Pianist zu werden.

Selbstverständlich konnte sich etwas großartig anfühlen, auch wenn es keine Zukunft hatte. So wie seine Beziehung zu Milo nach diesem Sommer enden würden.

Aber nun genossen beide es, sich in unbeobachteten Momenten zu berühren und zu küssen. Wenn Etienne nicht damit beschäftigt war, Milo aus sicherer Entfernung anzuschmachten, oder in seinen Tagträumen zu versinken, arbeitete er weiter an der Melodie in seinem Kopf und schon bald gesellte sich ein französischer Text dazu.

Er saß gerade wieder am Klavier, als sich plötzlich zwei Arme um seinen Oberkörper schlangen. „Milo, hast du mich erschreckt." „Spielst du das Lied auf dem Abschlussfest?", fragte Milo. „Nein, ich werde dort nicht spielen." „Warum nicht? Es ist zauberhaft und-" „Hör auf, du klingst schon so wie Gabriel."

„Vielleicht sehen wir beide ja etwas, das du nicht siehst?" „Vielleicht kennt ihr mich auch einfach nicht." Laut schlug Etienne die Klappe des Klaviers zu. Aber Milo griff nach seiner Hand. „Bitte, lass uns nicht streiten. Dafür ist unsere Zeit zu kostbar, ja?" Etienne nickte, Milo hatte recht. „Sehen wir uns beim Lagerfeuer heute Abend?"

Etienne freute sich schon den ganzen Tag auf das Lagerfeuer. Zwar gab es jeden Abend eins, aber dieses Mal würde es am Strand stattfinden. Das Knistern des Feuers, gepaart mit dem Rauschen des Meeres, würde bestimmt eine wunderbare Symphonie ergeben.

Dicht saß er neben Milo, der an einem Stück Holz schnitzte. Das Feuer wärmte sein Gesicht und der Junge neben ihm sein Herz.

„Der Bungalow ist erstmal tabu", sagte Angelo, als er sich zu ihnen setzte. „Warum?", fragte Etienne irritiert. Angelo hatte ein breites Grinsen aufgelegt. „Naja, weil Dante ... ihr wisst schon. Ich werde dann auch mal... man sieht sich." Schon war Angelo wieder aufgestanden und gesellte sich zu einer Gruppe Mädchen. „Lust auf einen Spaziergang?", fragte Milo.

Eine Weile liefen sie nebeneinander her, während Milo sich immer wieder umdrehte. Dann griff er mutig nach Etiennes Hand und dieser blickte glücklich zu ihm herüber.

„Ich", begannen sie beide zeitgleich. „Du zuerst", sagte Milo. Etiennes Herz hämmerte wie wild gegen seine Brust. „Ich glaube ...vielleicht ... ich habe mich in dich verliebt." Es war fast ein Flüstern. „Und ich mich in dich", erwiderte Milo. Etienne war erleichtert und lächelte vor sich hin.

„Was ist?", fragte Milo. „Ich kann nicht glauben, dass Dante gerade mit einem Mädchen in unserem Bungalow ist." Nun blieb Milo stehen und räusperte sich. „Also weißt du, ich würde auch sehr gerne den nächsten Schritt machen."

Eine Hitzewelle durchfuhr Etiennes Körper und seine Wangen glühten in der lauen Sommerluft. Er war froh, dass die Dunkelheit ihn so weit einhüllte, dass dies vor Milo verborgen blieb.

„Du sagst gar nichts. Willst du denn nicht mit mir schlafen?" Er hatte keine Worte die Milo hätten vermitteln können, wie er sich fühlte. Die Vorstellung, mit Milo zu schlafen, war zwar schön, aber deckte sich nicht mit dem, was er sich immer ausgemalt hatte.

Er wollte nicht, dass es in einer dreckigen alten Hütte im Wald passierte, die nur dafür stand, für wie falsch die Gesellschaft das hielt, was sie taten. „Doch schon", sagte Etienne nach einer Weile, woraufhin Milo lächelte. „Lass uns morgen zu unserer Hütte gehen und sehen wohin es uns führt."

Die Melodie des SommersWhere stories live. Discover now