Dieci

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Das Blut rauschte in seinen Ohren, als er aus dem Bungalow trat, seine Sinne vom Alkohol vernebelt und so bewegten sich seine Beine wie von selbst, hin zu der Feuerstelle, an der die anderen Campteilnehmer saßen

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Das Blut rauschte in seinen Ohren, als er aus dem Bungalow trat, seine Sinne vom Alkohol vernebelt und so bewegten sich seine Beine wie von selbst, hin zu der Feuerstelle, an der die anderen Campteilnehmer saßen.

Er setzte sich in die letzte Reihe auf einen Baumstamm und versuchte sich zu sammeln. So betrunken konnte er nicht sein, denn es kam ihm ein Zitat von Konfuzius in den Sinn.

Am Rausch ist nicht der Wein schuld, sondern der Trinker.

Ein wenig war wohl doch der billige Fusel schuld, denn jetzt grinste er ziemlich dümmlich vor sich hin. Seine Miene verfinsterte sich allerdings, als Milo neben ihm Platz nahm.

Warum war er auch nicht einfach auf dem Campingplatz herumgeirrt, sondern hatte sich gerade hier hingesetzt, wo er sofort gefunden werden konnte?

Etienne hätte sich nun am liebsten Kopfhörer aufgesetzt, oder die Ohren zugehalten, denn er wollte keine der Beleidigungen, die Milo für ihn bereit hielt, hören. „Ich hätte nicht lachen sollen", sagte dieser nur.

Etienne drehte seinen Kopf nach rechts und schaute Milo an, dessen Lippen vom Wein dunkel verfärbt waren. „Und ich hätte das nicht über dich sagen sollen. Sowas behält man lieber für sich... Ich...ich wollte mich auch noch für den Walkman bedanken", fügte Etienne hinzu, nachdem er bemerkt hatte, dass seine Entschuldigung eigentlich gar keine war.

„Meiner ist leider wirklich kaputt. Also vielen Dank." Er beugte sich rüber, um Milo einen Kuss auf die Wange zu geben, aber dieser drehte just in diesem Moment seinen Kopf zur Seite und so trafen sich die Lippen der beiden Jungen.

„Sag mal, spinnst du?", schrie Milo und packte Etienne am T-Shirt. „Ich... Ich wollte mich nur bedanken", stotterte Etienne, doch Milo stieß ihn vom Baumstamm, auf dem er saß und drückte ihn zu Boden.

Doch bevor Schlimmeres passieren konnte, wurde Milo von einem Betreuer zur Seite gerissen. „Was ist hier los?" „Er hat meine Mutter beleidigt", sagte Milo zu Etiennes Entsetzen.

„Das stimmt nicht." „Hast du wohl."
„Ihr kommt jetzt beide mit", forderte der Betreuer sie auf und Etienne sah sich schon seine Koffer packen. Wie sollte er das alles seinen Eltern erklären?

„Lass mal Enrico, ich mache das schon. Ich kenne die beiden", schaltete sich nun Gabriel ein. Er ging mit den beiden zu einer Stelle etwas abseits, so weit weg, dass das Feuer ihre Gesichter nicht mehr erhellte und auch alle Wärme die dieses ausstrahlte, erloschen zu sein schien.

„Es ist mir ehrlich gesagt egal, was euer Problem ist, aber ich will, dass ihr das in den Griff bekommt", sagte Gabriel. „Alle Kurse sind in den nächsten beiden Tagen für euch gestrichen." „Was?", fragte Milo entsetzt und Etienne wünschte nur er hätte geschwiegen.

„Ihr werdet was zusammen unternehmen. Morgen entscheidet Etienne, was ihr macht und übermorgen du, Milo." Milo wollte schon wieder das Wort erheben, aber Etienne warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Er fand, sie beide waren nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen.

Als sich die Jungen gerade zum Gehen abgewendet hatten, packte Gabriel Etienne am Arm. „Etienne, hauch mich bitte einmal an." Etienne tat, wie ihm geheißen und Gabriel verzog das Gesicht.

„Erwische ich euch noch einmal bei was Verbotenen, dann rufe ich höchst persönlich eure Eltern an, damit sie euch abholen. Haben wir uns verstanden?"

Die beiden Jungen nickten nur mit schuldbewusster Miene. „Jetzt geht schlafen, ihr habt morgen einen aufregenden Tag vor euch."

Die Melodie des SommersWhere stories live. Discover now