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Der laute Popsong erschlug ihn regelrecht und er ließ einen Moment die Szene, die sich ihm bot, auf sich wirken

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Der laute Popsong erschlug ihn regelrecht und er ließ einen Moment die Szene, die sich ihm bot, auf sich wirken. Ein Junge mit blondem Wuschelkopf stand auf einem der Betten und war ganz in seine Interpretation des Songs vertieft, wobei er mehr Töne verfehlte als er traf.

Die beiden anderen Jungen saßen zusammen auf einem anderen Bett und spielten Karten. Einer von ihnen kam nun auf Etienne zu. „Hey, ich bin Dante! Das ist Angelo und unser Sänger hier ist Milo."

Dieser sprang nun auch vom Bett und reichte Etienne die Hand, während Angelo nur vom Bett aus nickte. „Etienne."

„Wir haben die Betten schon verteilt, das hier ist deins", sagte Milo und nun wunderte Etienne sich nicht mehr über dessen blonden Schopf, denn die Art und Weise, wie er die ein oder andere Silbe betonte, ließ erahnen, dass nicht nur ein Italiener in ihm steckte.

Bei Etienne hingegen hätte niemand in Frage gestellen, dass er nicht voll und ganz Italiener war. Bis auf den Namen, dem er seiner französischen Mutter zu verdanken hatte, stach er mit seinen großen braunen Locken, den braunen Augen und der leicht gebräunten Haut nicht gerade aus der Menge hervor. Aber dies war ihm auch mehr als recht.

Er legte seine Tasche auf das Bett, auf dem Milo bis eben noch herumgesprungen war. Jeweils zwei Betten standen an jeder Längsseite des Bungalows. Er teilte sich die linke Seite mit Milo und Dante und Angelo teilten sich die andere Seite. Dahinter befand sich nur noch das Bad in einem separaten Raum.

„Cool, du hast eine Gitarre", sagte Dante und riss die Tasche von Etiennes Schulter. Entsetzt musste er mitansehen, wie Dante die Gitarre aus der Tasche nahm und an den Saiten zupfte. „Super, dann können wir ja mal zusammen Musik machen", schaltete sich nun Milo ein.

„Du machst auch Musik?", fragte Etienne voller Begeisterung, warf Milo aber nur einen kurzen Blick zu, da er seine Gitarre nicht aus den Augen lassen wollte. „Naja, was heißt Musik. Ich singe halt gerne."

Da Etienne bereits eine Kostprobe von dessen Gesangskünsten erhalten hatte, beschloss er das Thema nicht weiter zu vertiefen. Dante hatte wohl auch die Lust an der Gitarre verloren und so nahm Etienne sie wieder entgegen. Behutsam verstaute er sie in der Tasche.

„Wollen wir dann mal los?", erhob nun Angelo zum ersten Mal das Wort. „Ja klar. Etienne, wir haben nur auf dich gewartet. Wir wollen runter zum Strand. Kommst du mit?", fragte Milo erwartungsvoll. „Geht ihr mal alleine. Ich packe erst noch aus."

Das ließen sich die drei Jungen nicht zweimal sagen und waren nun schnell verschwunden. Sofort schaltete Etienne das Radio aus, ließ sich aufs Bett fallen und genoss die Stille. Er liebte es, wenn die Welt so leise war. Wenn Gedanken die Möglichkeit hatten sich in jedwede Richtung zu entfalten. Lärm hingegen verwies seine Gedanken in Schranken.

Nach einer Weile begann Etienne seine Tasche auszuräumen. Er fand, es war eine Schande, dass er die Bücher unter dem Bett verstauen musste. Doch er wagte es nicht den dicken Poesieband auf das Brett über dem Bett zu stellen, denn auch wenn er von so manchem Gedicht und dessen Wirkung erschlagen wurde, so wollte er dies nicht buchstäblich, wenn der Band eines Nachts vom Regal aus auf ihn fallen würde.

Als er alles sicher verstaut hatte, widmete er sich dem Buch von Michael Ende Die unendliche Geschichte. Sofort tauchte er ab in das Land Phantasien und begleitete Atreju und den Drachen Fuchur auf ihrer Reise. Nebenbei schaltete er irgendwann die Lampe über dem Bett ein und merkte nicht, dass es draußen schon zu dämmern begonnen hatte.

Die Melodie des SommersWhere stories live. Discover now