38. Text / Tipps: Wie man eine Buchfigur dem Leser (nicht) vorstellt

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Ihr wisst, wie wichtig es ist, dass das Liebespaar in einer Geschichte zusammenkommt. Nicht am Ende... Ich meine den Anfang, wo sie das erste Mal aufeinandertreffen: "The famous forst encounter".
Die Chemie zwischen den Beiden entsteht bereits im ersten Moment. Es mag euch nicht auffallen, weil viele Leute es auf eine billige Art und Weise machen, aber dieses erste Treffen ist wie der erste Eindruck, den ihr bei jemandem hinterlasst, den ihr kennenlernt: Wenn ihr verkackt, hat es sich erledigt. Wenn der andere sich unmöglich aufführt, lehnt ihr diese Person auch umgehend ab, und das beeinflusst euer gesamtes Verhalten diesem Menschen gegenüber. Es beeinflusst auch, wie ihr das einschätzt und empfindet, was diese Person tut.

Für mich funktioniert deswegen oft eine Geschichte gleich zu Beginn nicht, denn ich lese keine Romanze, weil ich WEISS, dass ein Paar zueinanderfindet. Ginge ich davon aus, bräuchte ich das Buch nicht lesen. Ich bin auch nicht in erster Linie daran interessiert, WIE diese Leute zusammenkommen und welche Schwierigkeiten sie überwinden müssen... für mich muss das Zusammenfinden eine logische Konsequenz der Ereignisse sein - nicht die Ereignisse die Voraussetzung für die Affaire.

Ich lese ein Buch, in dem zufällig auch Liebe ein Thema ist. So mag ich als guilty pleasure die koreanische Verfilmung "Boys over Flowers" des Mangas"Hana yori Dango" wegen Lee Minho - aber in JEDER Verfilmung gibt es eine Stelle (auch im Manga), die den Mann als Love Interest völlig ruiniert: Er gibt nämlich eine Vergewaltigung in Auftrag, in vollem Bewusstsein darüber, was das für ein Mädchen bedeutet. Nur durch Zufall entkommt das Mädchen. Nichts, was er später tut, kann wieder gutmachen, was er in diesem Anfall von "Ich bin der größter Snob der Welt" da entschieden hat.

Deswegen ist insta-love ein so oberflächliches Gefühl, das den ersten Sex kaum übersteht. Besonders dann nicht, wenn er schlecht ist, weil keiner den Erwartungen des Anderen gerecht wird. Ja, auch Männer / Jungs haben Erwartungen an euch, nicht nur Mädchen dürfen welche haben. ^^ Aus genau diesem Grund halten auch Beziehungen unter Stars nicht lange - denn beide sind privat anders, als das Image, das sie nach außen hin verkörpern.

Natürlich habe ich auch ein Beispiel gefunden, das mich einfach mit dem Holzhammer daran erinnert hat, dass ich auch so ein Kapitel in diesem Buch brauche. Ich war regelrecht angewidert, als ich las, wie da im ersten Kapitel Ich-Erzählerchen auf den Typen traf, der dem original Buch seinen Titel gab.

>>Dunkelbraune Augen starren direkt in meine und lassen mich schnell leise schlucken.<<
Ich sponsere mal ein bisschen Hintergrund: Erzählerchen kommt nach Hause und sieht einen fremden Mann in der heimischen Küche, der sich dort bewegt, als wäre er nicht das erste Mal da... denn er kocht.

>>Seine perfekte, nahezu makellose<<
Perfekt IST makellos. Alles, was einen Makel hat, ist NICHT perfekt. Aber seht ihr hier schon was? Genau: Anstatt normal zu reagieren und erschrocken zu sein, gibt es eine Ode an die Schönheit.

>>und leicht gebräunte Haut, sticht mir sofort ins Auge<<
Wir nehmen das mal nicht wörtlich, denn es ist ja eine Redewendung - aber wenn ich euch jetzt verrate, dass ein BTS-Member hier beschrieben wird, weiß jeder Kpop-Fan, dass helle, nahezu WEISSE Haut in Korea das Schönheitsideal ist.
Dennoch: "Ins Auge stechen" Details, die unfassbar prägnant sind, so sehr, dass sie euch praktisch anschreien und mit Neonschildern winken... und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob man der Hautfarbe so viel Bedeutung geben sollte. Besonders dann nicht, wenn man nur das Gesicht sieht.

 >>und ich ertappe mich dabei, wie ich ihn mustere.<<
Das ist kein Mustern, das ist Anstarren. Wie gesagt, ist der Junge nicht verwundert oder erstaunt oder erschrocken über diesen Mann. Nein, er "mustert" und beschreibt SO.

Schlefix... Nicht noch so ein blödes Failbuch!Where stories live. Discover now