14. Kapitel

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„Komm schon, Berta!" Alejandra klopfte verzweifelt auf die Motorhaube ihres alten, roten Mustangs. Seit einiger Zeit machte dieser immer wieder Faxen und Alejandra glaubte es lag daran, dass Berta eingeschnappt war.

„Ich weiß ich hab dich letztes Mal eine Weile im Park stehen lassen, aber doch nicht weil ich dich loswerden wollte. Ich habe immer geplant dich wieder abzuholen, also jetzt spring bitte an."

Trotz all dem guten Zureden gab Berta nicht nach. Alejandra warf verzweifelt ihre Arme in die Luft und hämmerte dann noch einmal machtlos auf das Blech.
„Berta, jetzt ist nicht die Zeit für so einen Mist. Ich muss dringend nach Hause."

Dieses idiotische Auto. Die anderen redeten ihr schon seit Monaten ein, dass sie sich endlich ein neues, moderneres Auto zulegen sollte, aber wie konnte sie?
Berta hatte sie schon durch so vieles begleitet, durch all ihre besten und schlimmsten Zeiten, und jetzt sollte sie sie einfach loswerden?
Auf gar keinen Fall.

Alejandra respektierte Bertas Gefühle, und natürlich war es auch gerechtfertigt, dass sie eingeschnappt war. Vielleicht brauchte sie einfach etwas Zeit alleine.

„Ich hol dich morgen ab", versprach Alejandra. „Mach keine Dummheiten bis dahin."

Sie klopfte noch einmal liebevoll auf Bertas Motorhaube und ließ sie dann seufzend alleine.

Sie konnte nicht verleugnen, dass sie in den letzten Tagen etwas gestresst war. Die normalerweise nicht aus der Ruhe zu bringende Alejandra war viel unterwegs gewesen und auch Mays Zustand machte sie so langsam nervös.

Das Schlimmste war allerdings, dass sie den anderen so schnell wie möglich neue Ausweise zulegen musste. Natürlich war das keine große Schwierigkeit, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass das so schnell passieren würde und war demnach sehr schlecht vorbereitet.

Sie würde die anderen nicht enttäuschen, nahm Alejandra sich fest vor, als sie die Tür zu ihrem Keller aufschloss.

Doch bevor sie das Licht anschalten konnte, schnitt ein Arm ihr den Weg ab. Sie fuhr herum, aber ehe sie einen weiteren Finger rühren konnte, wurde sie in die Wand gepresst.

„Wo ist sie?", zischte eine Stimme direkt neben ihrem Ohr.

Ihr wurde schwindelig.
Vielleicht hätte sie sogar geantwortet, allerdings schnitt ihr der Fremder ihre Luftröhre ab. Sie kämpfte gegen die Sterne vor ihrer Sicht an und versuchte sich an die Schritte die Amelia ihnen einmal beigebracht hatte zu erinnern.

Böser Blick.
Einatmen.
Kraft sammeln.
Brutal in die Eier treten.

Bevor sie allerdings ihr Bein heben konnte, ließ der Eindringling seinen Griff etwas nach und sie schnappte nach Luft. „Was?", hustete sie.

„Du weißt genau wen ich meine", fauchte er zurück und sie konnte seinen Atem fast schon auf ihrer Haut spüren. Angewidert drehte sie ihren Kopf weg, doch seine Hand griff nach
ihrem Kinn und zwang sie dazu, ihm in die Augen zu sehen. „Deine scheiß Drecksfreundin. Mylona."

„Was für-" Sie erstarrte.
Mylona.
Laria Mylona.

„Ich kenne keine Mylona", antwortete Alejandra und dann trat sie ihm so fest sie konnte zwischen die Beine.

Scheiß auf die Ausweise. Die mussten jetzt eben warten.

„Das wirst du bereuen du Miststück!", schrie er ihr hinterher doch sie schnaubte nur. „Vielleicht wirst du doch früher als erwartet gebraucht", murmelte sie, während sie nach ihrem Autoschlüssel griff und wagte es dann, sich noch einmal umzudrehen.

Der Fremde hinkte mit schmerzverzerrtem Gesicht durch den Raum und Alejandra blieben die Worte im Hals stecken: Sie kannte dieses Gesicht. Zu gut. Viel zu gut.

SIGNEDWhere stories live. Discover now