3. Kapitel

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Der Kies knirschte unter Schuhen, als Valerie sich mit langen Schritten ihren Weg durch die verwinkelten Gassen bahnte. Eine Windböe erfasste sie, wirbelte ihre Haare durcheinander und sie zog ihren Mantel noch einmal fester um sich. Es war leise, nur das Zischen des Windes begleitete sie, als ein lauter Donner das Schweigen durchbrach. Es begann zu tröpfeln.

Warum war sie überhaupt hier?

Zum vielleicht tausendsten Mal verfluchte Valerie ihre Entscheidung, auch nur einen Fuß auf dieses Gelände zu setzten. Sie hätte doch wissen müssen, dass dieser Ort nur unschöne Erinnerungen wecken würde. Das Wetter, das sich über ihr langsam zusammenbraute, machte das Ganze nicht besser.
Ein weiteres Donnergrollen ertönte, nachdem ein Blitz den Himmel erhellte, und Valerie beschleunigte ihre Schritte und bemühte sich dabei, nur auf den Boden zu gucken.

Es war schon Jahre her, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Jahre, in denen sie versucht hatte, zu vergessen, zu verdrängen. Und nun war sie wieder hier, wieder am Anfang, zurückgefallen. Verdammt, was war geschehen? Was hatte sie dazu gebracht, alles hinzuwerfen? Wann war sie so einsam geworden?

Der Regen verstärkte sich, prasselte nun unaufhörlich auf Valerie hinunter. Als sie ein Brummen hörte, dachte sie zuerst, es wäre ein Donner in der Ferne, fischte dann jedoch ihr Handy aus ihrer durchnässten Manteltasche.

Maribel.

"Ja?"

"Zielobjekt gefunden", vernahm sie die Stimme ihrer Kollegin durch das Handy.

Valerie musste sich kurz sammeln, damit ihre Stimme klar war.

„Name?"

"Curry Barbecue."

"Bitte was?"

Ein Rauschen ertönte und dann einzelne unverständliche Wortfetzen, bevor Maribels Stimme wieder klar zu hören war.

"Valerie, amour, wo bist du und warum ist es bei dir so laut?"

Valerie überging die Frage und machte sich in ihrem Kopf Notizen. "Aussichten?"

"Aussehen passt, Geld auch. Single. Gesundheitsstatus unbekannt. Naiv. Jung. Jünger als sonst."

"Okay, ich müsste dann auf jeden Fall mal seine Gesundheitsakten durchsehen. Genaues Alter?"

"Ende zwanzig. Pluspunkt: eigene Schuhmarke. Aufenthaltsort: Las Vegas, Hotel Bellagio."

"Danke. Ich mach mich sofort an die Arbeit. Ich geb dir Bescheid, wenn es was Neues gibt", gab Valerie bekannt.

"Ach ja, und eine Sache noch", fing Maribel wieder an und ein lautes Donnergrollen ertönte genau über Valerie.

„Er verheimlicht etwas."

Eine kurze Pause entstand.

"Halt mich auf dem Laufenden", sagte Valerie schließlich und legte auf. Der Regen hatte ihre Kleidung vollkommen durchnässt und sie klebte an ihr. Während sie sich ihre nassen Haare aus dem Gesicht wischte, drehte sie sich einmal im Kreis.

Es war wahrlich eine dumme Idee gewesen, herzukommen.

Ohne länger darüber nachzudenken, drehte sie sich um und verließ den Ort mit schnellen Schritten.

-

Coffee saß auf der Fensterbank und sah durch die beschlagene Fensterscheibe nach draußen. Als er den Schlüssel in der Tür hörte, sprang er herunter und schlich um Valeries Beine. Sie lächelte, hob ihn hoch und setzte ihn auf die Arbeitsplatte, während sie ihr Hand über sein braunes Fell gleiten ließ.

SIGNEDWhere stories live. Discover now