Bonuskapitel - Lydia

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*Bonuskapitel aus Lydias Sicht.*

Am Abend von der Geburtstagsparty - dem Ball - von Serafina war mir schlagartig schlecht geworden. Zayn hatte das irgendwie sofort mitbekommen, obwohl ich mich damit ausgeredet hatte, dass ich aufs Klo müsse. Er hatte das durchschaut und nachdem ich länger als zehn Minuten vor der Kloschüssel gehangen hatte, war er einfach in die Damentoilette hineinspaziert, um zu fragen, ob alles okay war. Natürlich war es das nicht gewesen. Er hatte schneller reagiert, als ich es ihm zugetraut hätte; hatte Eli und Caleb geschrieben und hatte mich in mein Auto verfrachtet und war losgefahren. Zayn hatte sogar daran gedacht, mir eine Kotztüte in die Hand zu drücken.
Bei mir zu Hause angekommen, hatte er mir aus meinem ungemütlichen Kleid geholfen und hatte sogar selbst daran gedacht, die Haarnadeln aus meinem Haar zu entfernen. Angestrengt hatte er weggeschaut, während er mir ein T-Shirt über den Kopf gezogen hatte, während ich wie ein Häufchen Elend auf dem Boden des Badezimmers gehockt hatte.
Und jetzt lag ich in meinem Bett, kalter Schweiß stand mir auf der Stirn - und ich zitterte. Meine Eltern waren heute Abend selbst ausgegangen, weil sie ja der Meinung waren, ich würde ich selbst auf einer Geburtstagsparty amüsieren. Na ja. Nicht mehr.
Zayn rannte die ganze Zeit runter und hoch, fragte mich, ob ich etwas essen oder trinken wollte und machte mir dann trotzdem einen Tee und brachte mir ein Glas Wasser, obwohl ich ablehnte.
Er half mir, mich aufzusetzen und hielt mir das Glas Wasser vor die Lippen.

"Du musst etwas trinken", sagte er. "Du hast Fieber."

Ich trank einen Schluck - und dann noch einen, obwohl ich das Gefühl hatte, am liebsten alles wieder hochzuwürgen.
Er stellte das Glas ab und ließ mich zurück in das Kissen sinken, deckte mich zu, was mir gar nichts brachte, weil ich mich immer noch fühlte, als wäre ich vorher kurz mal im Atlantik schwimmen gewesen bei der Kälte.

"Du zitterst."

Ich konnte bloß nicken und ein Schauer durchfuhr meinen Körper, als er seine Hand an meine Wange legte. Und dieser Schauer hatte nichts mit dem Fieber zu tun. Ich schloss die Augen.

"Bleib hier", brachte ich hervor, als ich spürte, dass er sich wieder von mir entfernte.

Zayn blieb stehen. Im Halbdunkel erkannte ich, wie seine Augen über mich huschten und dann wieder zur Tür. "Ich wollte nur eine weitere Decke für dich holen. Als ich dir Tee gemacht habe, habe ich eine im Wohnzimmer gesehen."

Ich ließ ihn gehen. Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, selbst wenn ich wusste, dass es kaum fünf Minuten sein würden, in denen er nicht hier war. Doch dieser Gedanke schien irgendwie unerträglich.
Ich merkte kaum, wie er wieder zurückkam. Aber ich spürte, wie eine weitere Decke über meinen zitternden Körper gebreitet wurde und wie ich dann von hinten von zwei starken Armen umschlungen wurde. Er umarmte mich. Tat er es so, wie er es bei Eli - seiner kleinen Schwester - machen würde? Oder tat er das auf einer anderen Ebene, auf eine andere Weise? Was bedeutete diese Umarmung für ihn? Für mich bedeutete sie die Welt.
Ich sah Zayn beinahe öfter als meine Eltern. Aber das nur, weil Eli meine beste Freundin war und ich dauernd bei ihr war. Aber was sah dieser Rotschopf in mir? Eine kleine Schwester? Eine gute Freundin? Ein Mädchen, das er begehrte? Wohl kaum. Was bedeute ich ihm?
Er hatte zugestimmt, mit mir zu diesem Maskenball zu gehen.
Er hatte mit mir getanzt.
Er hatte mich nach Hause gefahren, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass ich meine Eltern anrufen könnte.
Er hatte mir aus meinem Kleid geholfen.
Er kümmerte sich um mich.
Und er war jetzt hier. Er lag direkt hinter mir und drückte mich an sich, hielt mich fest, spendete mir Trost.

"...Du könntest dich anstecken, wenn du - ", der Rest des Satzes ging in einem Husten unter, "wenn du bleibst..."

Ich spürte das warme Lächeln in seinen Worten, ohne sein Gesicht zu sehen. "Das macht mir nichts aus. Werde du jetzt erstmal gesund."

Zerschmettert Where stories live. Discover now