Kapitel 31

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"Eli! Kannst du mir eine Cola bringen?"

Aidan rollte mit den Augen und ließ für einen kurzen Moment von mir ab.

"Soll er sich seine Cola doch selbst holen", grummelte er schlecht gelaunt - und ich lächelte.

Das war irgendwie verdammt süß. Er war irgendwie verdammt süß.
Ich hüpfte von der Küchenzeile und ging zum Kühlschrank hinüber. Aidan ließ seine Augen nicht von mir. Er überwachte jede Bewegung, jede noch so kleine Rührung. Stalking auf Schritt und Tritt - so konnte man es auch nennen. Aber es war nicht dieses gruselige Stalking... Ich mochte die Art, wie er mir aufmerksam mit seinen dunklen Augen folgte, die Art wie er mich manchmal geistesabwesend anstarrte.

Selbst als ich das kalte Getränk in ein Glas umfüllte, von denen wir sehr viele dank McDonald's hatten, beobachtete er mich noch und eine Gänsehaut bildete sich in meinem Nacken, als er in mein Ohr flüsterte: "Ich muss mit dir reden."

Als ich mir der Worte bewusst wurde, die er so eben zu mir gesagt hatte, musste ich schlucken. Sowas hatten wir noch nie gehabt. Und auch in Büchern ging ein "Wir müssen reden" oder "Ich muss mit dir reden" nie gut aus. Ich nickte kaum merklich, bevor ich mit dem Glas im Wohnzimmer verschwand. Zayn saß mit der Zunge zwischen den Lippen konzentriert auf der Couch und starrte auf den großen Flachbildfernseher, in dem der Typ, den er spielte, andere abknallte.

"Was ist das für ein Spiel?", fragte ich.

Wahrscheinlich um Zeit zu schinden. Wahrscheinlich um nicht zurück in die Küche zu müssen. Selbst wenn ich mich dem Gespräch früher oder später stellen musste. Später war mir nunmal lieber.

Zayn zuckte mit den Schultern, nahm einen Schluck von der Cola und sagte: "Danke. Keine Ahnung, ist so ein Demo Spiel"

Ich nickte. "Aha"

"Hast du nicht deinen Ray irgendwo vergessen?"

Ziemlich verwirrt und irritiert sah ich meinen Bruder an. "Ray? Wer ist Ray?"

"Schäm dich, Eli", meinte er und drückte auf Pause, bevor er mich ansah. "Raymond...? Das Glühwürmchen...?"

Und plötzlich machte es Pling und ein Licht ging in meinem Kopf an, als hätte jemand endlich mal den Lichtschalter betätigt.

"Oh...", machte ich. "Du meinst Ray aus 'Küss den Frosch'  mit seiner Evangeline, oder?"

Er rollte mit den Augen und strich sich gespielt verzweifelt durch seine roten Locken. "Endliiiich" Er schnalzte mit der Zunge. "Du bist doch diejenige, die mich immer dazu gezwungen hat, Disney Filme mit dir zu schauen. Und jetzt wusstest nicht, wer Ray ist?"

"Es gibt so viele Rays auf dieser Welt. Hättest du das gleich in Zusammenhang mit Evangeline gesagt, wäre ich auch ohne deine grandiose Hilfe darauf gekommen."

Er zwinkerte. "Natürlich."

Mein großer Bruder konnte manchmal wirklich unmöglich sein. Und nervtötend. Und unmöglich nervtötend.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Bei dem Gedanken, wieder zurück in die Küche zu müssen, drehte sich alles.

"Wieso vergleichst du Aidan und mich überhaupt mit Ray und Evangeline statt mit Prinz Naveen und Tiana?"

"Ganz einfach", sagte er, "weil ihr beide hässlich seid."

Ich funkelte ihn böse an. "Wenn wir hässlich sind, dann bist du Louis."

"Das fette Krokodil?", fragte er entrüstet.

"Das fette und liebe Krokodil mit musikalischem Talent.", fügte ich hinzu.

Er schnaubte. "Ich hasse Musik."

Zerschmettert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt